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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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System, das … den Glauben an Unsterblichkeit für einen Fehler und die Hoffnung darauf für eine Sünde hält«. 11 Andere haben Ähnliches über den Konfuzianismus und den Taoismus geschrieben.
    Diese Sicht des östlichen Denkens ist falsch, aber sie enthält ein kleines Körnchen Wahrheit, das sie fortbestehen lässt. Den Konfuzianismus interpretiert man wahrscheinlich besser nicht als Religion, sondern als einen ethischen Kodex. »Wenn man noch nicht das Leben kennt, wie sollte man den Tod kennen?«, sagte Konfuzius einem Schüler. 12 Hier erinnert die Position des Konfuzius an Sokrates,
der erklärt hat, der Gegenstand seiner Studien sei nicht die Natur, sondern eher die menschliche Natur. Aber sogar der ethische Kodex des Konfuzius folgt dem, was er »Weg des Himmels« nennt: »Der Himmel hat die Tugend in mir gezeugt.« Der konfuzianische Gelehrte Tu Wei-Ming schreibt, dass »der Himmel … in der konfuzianischen Tradition deutlich im Vordergrund steht«. 13
    Dasselbe finden wir im Buddhismus, zumindest in der Form des Buddhismus, die heute überwiegend weltweit praktiziert wird. Im Hinayana oder »Kleinen Fahrzeug«, das vor allem in Sri Lanka, Thailand und Kambodscha verbreitet ist, gibt es tatsächlich keinen Gott. Aber das gilt nicht für den Mahayana-Buddhismus, das »Große Fahrzeug«, die sehr viel weiter verbreitete Form, die in China, Korea und Japan vorherrscht. In Mahayana-Texten wie der Lotus-Sutra begegnet man einem Pantheon göttlicher Wesen, die ihr himmlisches Reich verlassen, um in der Welt zu wirken und den Menschen zum Nirwana, der Erleuchtung, zu verhelfen. In seinem Buch Discovering God hebt der Soziologe Rodney Stark hervor, dass die überwiegende Zahl der Buddhisten Buddha selbst als Gott verehren und »die meisten buddhistischen Tempel mit niederen Gottheiten vollgestopft« sind. 14
    Trotz der Unterschiede im Hinblick auf die Götter akzeptieren die Mönche des Hinayana und des Mahayana einmütig ein Leben nach dem Tod, weil beide Richtungen die Doktrin der fortwährenden Wiedergeburt billigen. Diese Lehre besagt, dass Menschen einen Kreislauf von Geburten und Toden durchlaufen. Dabei sind die Buddhisten keineswegs glücklich über dieses endlose Rad des Lebens; vielmehr gilt diese Reise als ein trauriger Weg, den man eines
Tages zu verlassen hofft. Den Ausgang findet man aber nur durch das Nirwana. Eine populäre chinesische Version des Buddhismus, das »Reine Land«, setzt das Nirwana sogar mit einem konkreten materiellen Ort vollkommener Glückseligkeit gleich, der die Erleuchteten und Tugendhaften erwartet. 15 Die zentrale Bedeutung dieser Doktrin findet man bestätigt, wenn man sich buddhistische Tempel in Asien anschaut, wo Wiedergeburten und zukünftige Leben einen herausragenden Platz in künstlerischen Darstellungen und monastischer Hingabe einnehmen. Im Hinblick auf den Taoismus schreibt der taoistische Gelehrte Liu Xiaogan: »Die Möglichkeit und Bedeutung der Unsterblichkeit ist das Kardinalprinzip der taoistischen Religion.« 16
    Die ältesten und einflussreichsten östlichen Lehren über das Leben nach dem Tod findet man im Hinduismus. Der Buddhismus hat seine Jenseitsvorstellungen eigentlich von den Hindus übernommen, denn immerhin wurde Gautama Siddhartha, der Gründer des Buddhismus, in Indien geboren und als Hindu erzogen. Die hinduistische Lehre der Reinkarnation – ein fortwährender Kreislauf von Geburt und Tod – hat dreitausend Jahre überdauert und alle Jenseitsvorstellungen des Ostens beeinflusst. Der Hinduismus kennt nicht nur ein Leben nach dem Tod, sondern auch ein Leben vor der Geburt. Das Leben, das wir jetzt führen, ist lediglich ein Zwischenstadium im Verlauf einer langen Reihe von Inkarnationen. Wann immer wir sterben, zerfällt unser Körper, aber die Seele lebt weiter und verkörpert sich stets aufs Neue. Die Reinkarnation löst auf diese Weise das geografische Problem und beantwortet die Frage, wo wir alle diese Leben verbringen: hier auf der Erde! Außerdem glauben Hindus, dass jedes Leben mit dem folgenden nicht nur
durch die Wiederverkörperung derselben Seele verbunden ist, sondern auch durch ein kosmisches Gesetz.
    Das ist Karma, das universelle moralische Gesetz von Ursache und Wirkung. Karma bedeutet, dass »jeder bekommt, was er verdient«, oder dass »zurückkommt, was man ausgesendet hat«. Unser Schicksal in diesem Leben ist die Folge unseres Handelns im vorherigen Leben. Wem es also jetzt schlecht geht, der muss in einer früheren

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