Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
den Toten auferstanden. Während die Juden allgemein davon ausgingen, dass wir in unserem irdischen Körper auferstehen, erklärten die Christen, wir würden neue, übernatürliche Körper haben, so wie Christus, als er seinen Jüngern erschien. Das Neue Testament berichtet, Christus habe einen normal aussehenden Körper gehabt, Fisch essen und seine Jünger berühren können, aber es sei dennoch ein ungewöhnlicher Körper gewesen, der beispielsweise durch Wände habe gehen können. Davon abgeleitet versicherten die Christen, nach dem Tod würde Gott unsere Seelen in neue Körper kleiden, die unvergänglich und unzerstörbar seien. In dieser Gestalt würden wir ewig als verkörperte Seelen in der Gegenwart Gottes weiterleben.
    Wenn die Juden eine körperliche Auferstehung behaupten und diese Vorstellung vom Christentum übernommen wurde, warum glauben manche Christen dann heute, dass nur unsere Seelen nach dem Tod weiterleben? Das hängt zum Teil mit dem enormen Einfluss der platonischen Philosophie auf das frühe Christentum zusammen. Eine noch wichtigere Rolle spielt jedoch die Herausforderung, die das Newton’sche wissenschaftliche Weltbild für die mittelalterliche christliche Kosmologie war. Im Mittelalter stellte man sich das Universum dreistufig vor – den Himmel über uns, die Erde in der Mitte und die Hölle ganz unten. Mit dem Zusammenbruch des ptolemäischen Universums und dem Aufstieg der Newton’schen Astronomie wurde es immer schwieriger, Himmel und Hölle einen Platz im Universum zuzuweisen. Die Newton’sche Physik enthielt auch Gesetze über das Verhalten von Materie, die sich nur schwer mit
der Vorstellung vereinbaren ließen, dass Körper den Tod überleben und dauerhaft wiederhergestellt werden können. Viele Christen begannen, ihre Ideen über die Seele, den Himmel und die Hölle zu revidieren. Die platonische Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele gewann neue Attraktivität, denn sie umging die kosmologischen Schwierigkeiten. Wenn nur unsere immaterielle Seele überlebt, dann brauchen wir nicht zu erklären, wie unser Körper den Tod überdauert. Außerdem müssen wir nicht mehr genau angeben, wo sich Himmel und Hölle befinden. In den letzten Jahren haben sich Theologen wie N. T. Wright nachdrücklich gegen diese platonische Sicht ausgesprochen und sich für die ursprüngliche christliche Vorstellung einer Auferstehung der ganzen Person eingesetzt.
    Jedenfalls wurde das christliche Verständnis der Unsterblichkeit historisch sowohl vom Judentum als auch von der griechischen Philosophie beeinflusst. Davon unabhängig haben die Christen jedoch ihre eigene Lehre über die Zeit formuliert. Für die Juden wie auch für die Griechen bedeutete »Ewigkeit« so viel wie »für immer«. Himmel und Hölle scheinen im Alten Testament eine Zeit zu bezeichnen, die sich unendlich in die Zukunft erstreckt, und Gott hält man für ewig in dem Sinne, dass er seit jeher in der Vergangenheit existiert hat und für immer in der Zukunft existieren wird. Nach jüdischem Verständnis sind menschliche Seelen unsterblich, aber nicht ewig, denn sie haben nicht immer existiert; Gott hat sie – wie die Welt – aus dem Nichts erschaffen. Der Kirchenvater Augustinus hat diese alten Vorstellungen jedoch in verblüffender Weise modifiziert. Augustinus argumentierte, die Zeit selbst sei nicht ewig. Er vertrat die Ansicht, Gott habe das Universum nicht in der
Zeit, sondern mit der Zeit erschaffen. Gott schuf die Zeit zusammen mit dem Universum! »Vor« dem Universum gab es keine Zeit. Die Christen des Mittelalters haben aus diesen augustinischen Ideen eine neue Sicht des Lebens nach dem Tod formuliert, das nun in einem ewigen Reich außerhalb von Raum und Zeit stattfindet. Da die Ewigkeit nicht als Fortdauer, sondern als Aufhebung von Zeit verstanden wird, tritt das Christentum seit Augustinus nicht für ein Leben nach dem Tod, sondern eher für ein Leben »jenseits« des Todes ein.
    Nun wollen wir uns den östlichen Religionen zuwenden, dem Hinduismus und dem Buddhismus. Hier finden wir eine ganz andere Sicht des Lebens nach dem Tod, die in gewisser Weise an die platonische Philosophie erinnert, sich aber doch nachdrücklich davon unterscheidet. Bevor wir genauer darauf eingehen, möchte ich mich jedoch gegen die Behauptung wenden, dass östliche Systeme wie Konfuzianismus, Buddhismus und Taoismus atheistisch sind und ein Leben nach dem Tod ablehnen. Thomas Huxley bezeichnete beispielsweise den Buddhismus als »ein

Weitere Kostenlose Bücher