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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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kommt: die Entscheidung zu handeln, oder das entsprechende Feuern der Neuronen im Gehirn. Erstaunlicherweise stellte er fest, dass der Entschluss zum Handeln erst einige Millisekunden nach dem Aufleuchten der fraglichen Hirnareale getroffen wurde. Was Libet als das »Bereitschaftspotenzial« des Gehirns bezeichnet, geht der bewussten Entscheidung also voraus. Bei nachfolgenden Experimenten stellte Libet fest, dass das Gehirn bei manchen Arten von Entscheidungen bis zu einer halben Sekunde vor dem bewussten Entschluss in Aktion tritt. Libet interpretiert seine Ergebnisse nicht in dem Sinne, dass wir keinen freien Willen hätten, sondern sagt, das Gehirn schlage einen Handlungsverlauf vor und der Wille habe dabei einen kurzen Moment, um sein Veto einzulegen. Gleichwohl gesteht Libet dem freien Willen nur eine begrenzte Kompetenz zu. Seine Forschungsergebnisse legen die Vermutung nahe, dass der freie Wille überbewertet wird – unser Verhalten ist hauptsächlich durch Hirnzustände vorbestimmt, die messbare Aktivitäten entfalten, bevor der freie Wille ins Spiel kommt. 13
    Bedenken Sie die weitreichenden Folgen, wenn wir keinen freien Willen hätten. Keine der Entscheidungen, die
Sie in Ihrem Leben getroffen haben, wäre dann wirklich Ihre eigene. Erinnern Sie sich noch an das Mädchen, das Sie bei Ihrem ersten Tanz aufgefordert haben? Oder wie Sie das Jurastudium geschmissen haben, um in Spanien Kurzgeschichten zu schreiben? Oder wie Sie heute Ihrem Partner gesagt haben, wie sehr Sie ihn lieben? Oder was Sie für die Zeit nach Ihrer Pensionierung geplant haben? Tut mir leid, aber keine dieser Entscheidungen haben Sie selbst getroffen … Wenn es keinen freien Willen gibt, dann wird die gesamte Literatur der westlichen Welt unverständlich, weil jede einzelne Figur von Ödipus bis Gatsby mit ihrem Handeln lediglich auf unkontrollierte Hirnzustände reagiert hat. Sicher, die Griechen glaubten, das Schicksal würde letztlich über unsere Bestimmung entscheiden, aber sie leugneten weder die persönliche Entscheidungsfreiheit noch die persönliche Verantwortung: Das Schicksal des Ödipus war nur deshalb tragisch, weil er beschlossen hatte, um jeden Preis herauszufinden, wer seine Eltern waren.
    Ohne freien Willen wären auch kollektive Entscheidungen nicht mehr freiwillig, und die amerikanischen Gründerväter hätten in Philadelphia nicht aus freiem Entschluss eine Verfassung verabschiedet. Auch hätten die Amerikaner dann nicht Barack Obama zum Präsidenten gewählt. Wir könnten keine Entscheidung darüber treffen, die soziale Sicherheit oder das Gesundheitssystem zu verbessern. Wenn der freie Wille eine Illusion ist, dann gibt es keine guten oder bösen Taten, weil niemand in dieser Hinsicht eine Wahl hat. Dann könnte man Hitler nicht den Mord an den Juden zur Last legen. Dann wäre Abraham Lincoln einer Wahnvorstellung gefolgt, als er die Sklaverei für falsch erklärte, und die Sklavenhalter in den Südstaaten hätten
sich nicht schuldig gemacht, als sie menschliche Wesen kauften und verkauften. In seinem Widerstand gegen die Rassentrennung wäre Martin Luther King damals nur seinen Hirnzuständen gefolgt, und sogar ruchlose Kriminelle könnten für ihre Taten nicht verantwortlich gemacht werden, weil auch ein kaltblütiger Mord sich der Kontrolle von Menschen entzöge, die keine Wahl hätten. Nicht nur unser Strafrecht, sondern auch unsere Systeme der Selbstverwaltung, Wirtschaftsverträge, Bürgerrechte, Bildung, Ehe und Sozialreformen setzen voraus, dass freie Bürger eine freie Wahl treffen. Wenn diese Annahme falsch wäre, dann wären alle diese Institutionen ein Schwindel, und die gesamte Struktur der modernen Gesellschaft müsste korrigiert werden.
    Einigen materialistischen Denkern wie Daniel Dennett und Owen Flanagan ist klar, auf welchen absurden Weg sie uns geführt haben. Folglich gibt es eine wachsende Zahl von Philosophen, die gern zeigen würden, dass der freie Wille mit der materialistischen Weltsicht vereinbar ist. 14 Natürlich ist das kein freier Wille nach klassischem Verständnis. Aber man versucht, den Leuten zu versichern, dass sie immer noch ein gewisses Maß an Autonomie und Wahlfreiheit in der Welt haben. Und wie ist das innerhalb eines materialistischen Rahmens möglich? Hier unterscheiden die Philosophen zwischen zwei Arten von freiem Willen. Die erste bezeichnen sie als »libertäre Freiheit«. Damit ist gemeint, dass unser Handeln frei ist, wenn es nicht vorherbestimmt ist und wir uns

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