Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
schützen. 9 Aber Millionen anderer Geschöpfe, von Amöben über Bakterien bis zu Insekten, überleben – soweit wir wissen – ohne Bewusstsein. Im Grunde brauchen wir das Bewusstsein für keine der Aktivitäten, die den Menschen das Überleben und die Fortpflanzung sichern. Das Bewusstsein hilft uns nicht einmal dabei, andere zu durchschauen, weil wir zu ihrem Bewusstsein keinen Zugang haben, sondern nur zu unserem eigenen. Man könnte natürlich sagen, dass wir auf ihr Handeln reagieren, aber das ist genau der Punkt: Wir können mit anderen Menschen zusammenarbeiten, ohne dass irgendjemand irgendwelche inneren Zustände haben müsste. Ameisen scheinen das zu tun, und wenn sie es können, dann können wir es vermutlich auch. So merkwürdig uns das erscheinen mag, Biologen sagen, wir könnten genau so leben, wie wir es tun, ohne irgendeine Art von innerem Bewusstsein zu haben.
Der Philosoph Daniel Dennett hat die vielleicht ausdauerndsten Anstrengungen unternommen, das Bewusstsein aus wissenschaftlicher Sicht zu erklären. In seinem Buch Consciousness Explained zieht er die Möglichkeit in Erwägung, dass es gar kein Bewusstsein gibt. Und das soll nicht etwa ein Witz sein. Ich habe zweimal mit Dennett debattiert, und er zeigt nicht die geringste Spur von Humor. Dennett diskutiert ausführlich den Philosophen-Zombie und stellt am Ende fest, dass solche Geschöpfe nicht möglich sind. Aber dann widerlegt er sich selbst, indem er erklärt, das innere Leben der Menschen sei eine Illusion,
sodass wir eigentlich Zombies sind. Weil ihm klar ist, wie haarsträubend das klingt, behauptet er etwas, was er als »intentionale Haltung« bezeichnet. Auch wenn Leute kein Bewusstsein und folglich auch keine Gefühle oder Absichten haben, sollten wir sie so behandeln, als hätten sie das alles. 10
Aber wenn wir wirklich Zombies sind, warum sollen wir dann etwas anderes vortäuschen? Warum nicht die Möchtegernhaltung aufgeben, uns selbst so akzeptieren, wie wir sind, und einen »Tag der Zombies« ins Leben rufen? Abgesehen davon weist schon der bloße Akt der Vortäuschung eindeutig darauf hin, dass wir Ziele und Absichten und damit sehr wohl ein Bewusstsein haben. Dennett hat also die Absurdität seiner Position nicht etwa verringert, sondern noch weiter erhöht. Die eigentliche Frage lautet, warum ein intelligenter Mann wie Dennett so etwas von sich gibt. Der Grund: Er ist Anhänger einer materialistischen, objektiven Weltsicht, und Bewusstsein ist irreduzibel nichtmaterialistisch und subjektiv. Da Dennett alles in der Welt für materiell und objektiv hält, ist er aus ideologischen Gründen gezwungen, die Existenz immaterieller und subjektiver Phänomene zu leugnen. Also muss er, ohne eine Miene zu verziehen, behaupten, er sei ein Zombie, obwohl er genau weiß, dass es nicht stimmt.
Das Problem für den Materialismus und allgemeiner die moderne Wissenschaft liegt darin, dass die menschliche Subjektivität genauso eine Naturgegebenheit ist wie Planeten, Felsen und Bäume. Und subjektives Bewusstsein ist insofern eine ganz besondere Gegebenheit, weil darin alle anderen Gegebenheiten angesiedelt sind. Das Bewusstsein ist unser Fenster zur Wirklichkeit, nicht nur zur Realität der Welt dort draußen, sondern auch zur Realität unserer
eigenen Existenz. Wir erkennen das Bewusstsein, weil wir es unmissverständlich wahrnehmen und weil wir durch das Bewusstsein alles andere wahrnehmen. Es gibt keine Möglichkeit, Bewusstsein vollständig von außen zu verstehen, weil es nur im Inneren wirkt. Psychologische Versuche, um das Bewusstsein »herumzukommen« oder »dahinterzukommen«, sind gleichermaßen zum Scheitern verurteilt. Da stünden sogar die Chancen besser, dass ich Augen am Hinterkopf hätte.
Der Philosoph David Chalmers argumentiert, wir sollten das Bewusstsein – wie Materie und Energie – einfach als nicht reduzierbares Element der Wirklichkeit akzeptieren. 11 In diesem Fall ließe es sich mit Magnetismus, Energie oder der Schwerkraft vergleichen und wäre etwas mit eigenen Gesetzen und Eigenschaften, die sich nicht unter Bezugnahme auf etwas anderes erklären ließen. Außerdem wäre der Dualismus damit voll gerechtfertigt, denn wir müssten das Materielle wie das Mentale als unterschiedliche Realitäten in der Welt anerkennen. Aber ob Chalmers nun recht hat oder nicht, wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Bewusstsein jenseits aller bekannten wissenschaftlichen Gesetze und Erklärungen liegt. Die
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