Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
erklärte, es enthalte »die wahre Lösung der Rätsel der Welt«. 3 Alle gebildeten Menschen sollten dieses Werk lesen; in Deutschland haben alle gebildeten Menschen es gelesen. Es ist ein echter Klassiker, vergleichbar mit jedem Werk von Locke und von sehr viel höherem Niveau als Der Fürst von Machiavelli oder Rousseaus Gesellschaftsvertrag. Trotzdem ist Schopenhauer in Amerika und Großbritannien nicht so bekannt und hat keinen
so herausragenden Platz im Lehrplan wie Machiavelli, Locke oder Rousseau. Dasselbe gilt freilich auch für Kant, obwohl er weithin als der größte moderne Philosoph gilt, mit dem sich nur die Denker Platon und Aristoteles messen könnten. Der Hauptgrund für diese Vernachlässigung liegt nach meiner Überzeugung darin, dass Schopenhauer und Kant eine tödliche Bedrohung für eine ganze Anzahl von Annahmen darstellen, die hinter der angloamerikanischen Philosophie und Naturwissenschaft stecken. Schopenhauer und Kant untersuchen diese »Selbstverständlichkeiten« und zeigen, dass darunter noch grundlegendere Voraussetzungen verborgen sind, die einer rationalen Prüfung nicht standhalten. Wenn Schopenhauer und Kant recht haben, dann sind die meisten Ansichten der Gebildeten im heutigen Westen auf Sand gebaut und benötigen ein völlig neues Fundament, um als rational gelten zu dürfen.
    Seit fast zwei Jahrhunderten ist der empirische Realismus die vorherrschende Weltsicht der gebildeten Eliten in Großbritannien und Amerika. Der empirische Realismus ist ein enger Verwandter des Materialismus, und die meisten Materialisten wie auch die meisten herausragenden Wissenschaftler sind empirische Realisten. Der empirische Realismus basiert auf einer Annahme, die den meisten Leuten selbstverständlich erscheint: Es gibt dort draußen eine reale Welt, die wir objektiv durch unsere Sinne und durch wissenschaftliche Untersuchungen und Beobachtungen kennenlernen können. Das bezeichnet man gelegentlich als »Korrespondenztheorie der Wahrheit«, weil dabei eine Korrespondenz zwischen der realen Welt und unserem sinnlichen und intellektuellen Verständnis dieser Welt angenommen wird. Natürlich erkennen aufgeklärte
Menschen, dass unsere Sinne uns bisweilen in die Irre führen können, etwa bei Luftspiegelungen oder wenn Stöcke im Wasser gebogen aussehen. Aber sie glauben weiterhin, dass, von solchen Ausnahmen abgesehen, unser Verstand und unsere Sinne uns unter geeigneten Bedingungen ein zuverlässiges und genaues Bild der Wirklichkeit vermitteln.
    Der empirische Realismus ist in den Aussagen führender Atheisten ofenkundig. Der Biologie Francis Crick schreibt, dass »es eine äußere Welt gibt … die weitgehend unabhängig von unserer Beobachtung ist«, und dass die Wissenschaft etwas darüber herausfinden kann, »indem wir unsere Sinne und die Funktionen unseres Gehirns benutzen«. Der Physiker Steven Weinberg schreibt, die meisten Wissenschaftler verträten die Philosophie, »dass es eine objektive Realität gibt«, die durch wissenschaftliche Techniken untersucht werden kann. Der Biologe E. O. Wilson erklärt, der moderne Fortschritt beruhe auf den Prinzipien der Aufklärung von »objektiver Wahrheit auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis«. Wilson denkt ganz ofensichtlich an die Wahrheit des empirischen Realismus, wenn er schreibt: »Würde der Empirismus widerlegt … wäre das sicher die folgenreichste Entdeckung in der menschlichen Geschichte.« 4
    Nutzen wir also die Gelegenheit, den empirischen Realismus zu widerlegen oder zumindest seine irrationalen Grundlagen aufzudecken. Hier sind ein paar empirische Beobachtungen: »Schau mal, da ist das Empire State Building«, »Könntest du mir bitte die Butter reichen?« oder »Atme einfach diese Meeresbrise ein«. Und nun wollen wir fragen, wo sich diese Objekte genau befinden. Sehe ich das
Empire State Building irgendwo dort draußen? Nicht wirklich; ich sehe es in meiner Vorstellung. Es wäre eine lächerliche Annahme, dass das Empire State Building materiell Einzug in meinen Kopf gehalten hätte; stattdessen formt mein Geist dort ein Abbild des Gebäudes. Und das ist es, was ich wirklich im Kopf habe, nicht das Bauwerk selbst, sondern ein Bild davon. Und das gilt natürlich genauso für die Butter, das Meer, die Luft und jede andere sinnliche Wahrnehmung.
    Nun wollen wir eine Frage stellen, die zentral für die moderne westliche Philosophie ist: Woher wissen wir, dass die Abbilder der Wirklichkeit in unserem Kopf tatsächlich mit der

Weitere Kostenlose Bücher