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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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»Woher weißt du, dass es dort ist?« Seine Antwort wird lauten: »Nun, ich kann es doch sehen. Ich kann mit den Aufzügen bis ganz nach oben fahren. Ich kann es berühren. Und da es seit längerer Zeit nicht mehr gereinigt worden ist, kann ich es sogar riechen.« Indem er seine sinnlichen Wahrnehmungen aufzählt, würde der Mann eine vollständige Beschreibung des Empire State Buildings abgeben. Und er würde nicht den geringsten Gedanken daran verschwenden, ob es, getrennt von seinen Wahrnehmungen, ein »reales« Empire State Building gibt, das die Grundlage für seine Erfahrungen bildet. Vielmehr würde er die Eigenschaften, die er beobachtet und erfahren hat, für das Empire State Building
halten. Und damit, so sagt Berkeley, hätte der Mann ganz recht. Berkeleys Philosophie, die ursprünglich dem gesunden Menschenverstand so völlig fremd zu sein schien, erweist sich bei näherer Betrachtung erstaunlicherweise als gut damit vereinbar.
    Für Berkeley sind nur zwei Dinge real: die Erfahrung und das erfahrende Subjekt. Der Philosoph David Hume hat Berkeleys Argument radikalisiert, indem er das erfahrende Subjekt in Frage stellte. Hume räumte ein, dass es Erfahrung gibt, bestritt jedoch die Existenz eines »Ich«, das Erfahrungen macht. Hume fragte: Wo lässt sich dieses »Ich« in der Erfahrung finden? Es gibt Lachen und den Geschmack von Meerrettich und alle möglichen anderen Eindrücke und Ideen, und das ist alles, was die Erfahrung hergibt. Zwar nehmen wir automatisch an, dass es ein »Ich« geben muss, das diese Eindrücke und Ideen hat, aber Hume erklärt beharrlich, dass es sich dabei lediglich um eine Annahme handelt, und behauptet, das »Ich« sei eine Fiktion, die der Erfahrung unnötigerweise hinzugefügt werde. Außerdem wies Hume darauf hin, es sei nicht gerechtfertigt, unseren Erfahrungen eine Verursachung zuzuschreiben, obwohl wir das aus Gewohnheit regelmäßig tun. In Wirklichkeit kommen unsere Erfahrungen als eine Art Prozession zu uns, eine nach der anderen, wobei manche regelmäßiger in Verbindung mit anderen auftreten. 9 Humes kompromisslose Skepsis stellt in Frage, was Menschen wissen können. Hume zufolge gibt es keine rationale Basis dafür, eine Welt außerhalb unserer Erfahrungen zu postulieren. Außerdem können wir diese Erfahrungen nicht sinnvoll interpretieren, und wir wissen nicht einmal, dass wir diejenigen sind, die sie haben.

    Hier würde ich nun eigentlich gern Schopenhauer in den Mittelpunkt rücken, aber ich muss ihn über seinen Vorgänger und philosophischen Mentor Immanuel Kant einführen. Es war Kant, der sich aufmachte, Humes Problem »in seinen weitesten Implikationen« zu lösen. Kant wird manchmal als »Skeptiker« bezeichnet, aber es war sein erklärtes Ziel, den Skeptizismus zu überwinden, was er die »Euthanasie der reinen Vernunft« nannte. Kant wird auch vorgeworfen, er habe nicht geglaubt, dass es dort draußen eine reale Welt gibt, aber er hat leidenschaftlich an deren Existenz geglaubt, selbst wenn niemand vor ihm sie hatte nachweisen können. Wie wir sehen werden, war Kant auch ein Freund des Empirismus, aber ihm war klar, dass er den Empirismus vor seinen unkritischen Verfechtern retten musste. Manchmal wird Kant sogar als wissenschaftsfeindlich beschrieben, obwohl der selbst ein Wissenschaftler war, der wichtige Beiträge zur Astronomie und Physik geleistet hat.
    Kants philosophischer Ansatz unterscheidet sich stark von allen seinen Vorgängern. Er fragte nicht: Gibt es dort draußen eine reale Welt? Ist Wissenschaft eine gültige Form der Erkenntnis? Kant ging von der Prämisse aus, dass dort draußen selbstverständlich eine Welt existiert und die Wissenschaft selbstverständlich eine Quelle echter Erkenntnis darstellt. Dann fragte er: Aber woher wissen wir das? Oder anders ausgedrückt: Wie ist irgendetwas von diesem Wissen möglich? In seinem Meisterwerk Die Kritik der reinen Vernunft hat Kant die systematischste Rekonstruktion des menschlichen Wissens vorgenommen, die je versucht wurde. Schopenhauer meinte, Kant sei »vielleicht der originellste Kopf, den jemals die Natur hervorgebracht hat«, und sagte
über den Hauptteil der Kant’schen Philosophie: »Sie ist so klar begründet, dass kein irgend scheinbarer Einwand dagegen hat aufgetrieben werden können. Es ist Kants Triumph und gehört zu den wenigen metaphysischen Lehren, die man als wirklich bewiesen und als eigentliche Eroberungen im Felde der Metaphysik ansehen kann.« 10 Schopenhauer

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