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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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uns einige ihrer besten Versuche an, darunter den des Philosophen Karl Popper. Popper hat die Meinung vertreten, man könne Berkeleys Annahme testen, dass die Sonne, die Sterne und die Bäume nur in unseren Vorstellungen existieren. Wir können eine Kamera oder ein Aufzeichnungsgerät aufstellen und dann den Raum verlassen. Wenn wir zurückkehren, hat die Kamera ein Bild der Sonne, der Sterne oder der Bäume aufgenommen. Also waren diese Objekte eindeutig auch während unserer Abwesenheit dort, und deshalb existieren sie nicht nur in unseren Vorstellungen. Doch wenn wir genauer darüber nachdenken, zeigt sich, dass Poppers vermeintlich »ausgezeichnete Widerlegung« Berkeley ganz und gar nicht widerlegt. 6 Denken Sie an den entscheidenden Beweis, nämlich die Fotos. Wo befinden sich diese Fotos denn? Ah ja, wie Popper haben Sie deren unabhängige Existenz unterstellt, nicht wahr? Aber Berkeley würde sagen, dass diese Fotos ebenso wie Sonne, Sterne und Bäume nur in Ihrer Vorstellung existieren. Wo sonst haben Sie sie denn wahrgenommen? Die Widerlegung des Subjektivismus funktioniert nicht, weil sie auf der versteckten Annahme des Realismus basiert, der Annahme, dass es Objekte gibt, die eine unabhängige Existenz außerhalb unserer Vorstellungen haben.
    Der Kognitionspsychologe Steven Pinker hat ebenfalls versucht, Berkeley zu widerlegen. Pinker nimmt sich zunächst Berkeleys Behauptung vor, dass die Stühle, die wir in einem Raum wahrnehmen, nichts weiter sind als eine Ansammlung von Bildern und Empfindungen, die wir erfahren; von diesen Wahrnehmungen abgesehen, gibt es keine Stühle. Nach Pinkers Ansicht »hat Berkeleys Idee nie
funktioniert. Stellen Sie sich einen Raum mit zwei identischen Stühlen vor. Jemand kommt herein und vertauscht sie. Ist der Raum noch derselbe oder anders als vorher? Für jedermann ofensichtlich ist er anders. Aber Ihnen ist keine Eigenschaft bekannt, die einen Stuhl vom anderen unterscheidet … Sie wissen, dass beide Stühle identisch sind, aber Sie wissen genauso, dass sie sich unterscheiden .« 7
    Das ist ein ziemlich ausgefuchstes Experiment, dem wir sorgfältig nachgehen müssen. Pinker beginnt mit zwei identischen Stühlen, die sich dort draußen in einem Raum befinden. Das scheint ein sicherer Ausgangspunkt zu sein, aber Pinker hat hier schon eine entscheidende Annahme eingeführt, die Berkeley in Frage stellen würde. Pinker geht davon aus, dass unabhängig von seinen Vorstellungen materielle Objekte dort draußen existieren, und Berkeley hält diese Annahme für falsch. Die Stühle existieren lediglich an einem Ort, nämlich in unserem Kopf. Da wir alle Bilder von Stühlen im Kopf haben, ist die Behauptung, dass es abgesehen von diesen Bildern noch andere Stühle gibt, nicht gerechtfertigt. Lassen wir diesen Einwand gelten – und ich sehe keine Möglichkeit, das Argument zu bestreiten – , dann fällt Pinkers gesamtes Experiment in sich zusammen. Die Stühle und ihre ursprüngliche Anordnung, die Leute, die sie vertauscht haben, die neue Anordnung: Das alles hat nur in Pinkers Kopf stattgefunden. Aber Pinker erkennt nicht, dass es keine Grundlage dafür gibt, diese mentalen Bilder auf der einen Seite mit einer freistehenden Realität auf der anderen gleichzusetzen. Der empirische Realismus benebelt uns so stark, dass sogar ein Mann von Pinkers Format gewohnheitsmäßig etwas, zu dem er Zugang hat, nämlich seine Erfahrung, mit etwas verwechselt,
zu dem er keinen Zugang hat, nämlich die freistehende Realität. Pinkers Scheitern demonstriert den zentralen Irrtum des empirischen Realismus: die Unfähigkeit, zwischen Erfahrung und Realität zu unterscheiden, und die chronische Verwechslung von beiden.
    Trotz Berkeleys Kritik des empirischen Realismus versteht man ihn völlig falsch, wenn man daraus schließt, dass er die Gültigkeit von Erfahrungen leugnet. Im Gegenteil, Berkeley ist ein echter Empiriker, der sagt: Sehen wir uns einmal an, was wir wirklich haben. Nun, was wir wirklich haben, sind Erfahrungen, und das ist alles. Was Berkeley leugnet, ist nicht die Welt, die wir erfahren, sondern die Existenz einer Zweitausfertigung in Form einer Welt von Objekten, die mit unseren Erfahrungen korrespondiert und doch davon getrennt ist. In diesem Zusammenhang ist es ein amüsantes Streiflicht, dass Berkeley behauptet, seine Philosophie sei für den Mann auf der Straße vollkommen einleuchtend. 8 Zeigen Sie dem Mann auf der Straße das Empire State Building und fragen Sie ihn:

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