Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
erkannte die Implikationen von Kants Ideen in vollem Umfang. Er führte sie über Kant hinaus und errichtete seine eigene Philosophie auf der Kant’schen Grundlage.
Kants Widerlegung des Skeptizismus beginnt mit dem Eingeständnis, dass Wahres darin enthalten ist. Da alles Wissen auf Erfahrung basiert, sagt Kant, wird unser Wissen über die Welt durch unsere Sinne, unser Gehirn und unser Nervensystem gefiltert. Was wir wahrnehmen und verstehen, ist das, was die Ausstattung des menschlichen Körpers uns wahrzunehmen und zu verstehen ermöglicht. Und diese Ausstattung hat eindeutig ihre Grenzen. Hunde können Frequenzen wahrnehmen, die das menschliche Ohr nicht hört. Aale können über elektrische Signale Informationen empfangen, die uns nicht zugänglich sind. Fledermäuse nutzen die Echolokation, um in der Dunkelheit zu navigieren. Menschen haben diese Möglichkeit nicht. Es gibt also eindeutig bestimmte Formen von Information und Wissen, die uns aufgrund unserer körperlichen Beschaffenheit nicht zugänglich sind.
Wir können uns diese Grenzen am Beispiel einer Videokamera verdeutlichen. Sie zeichnet Bild und Ton auf, nicht jedoch Gerüche oder den Geschmack von Gegenständen. Man könnte sagen, dass die Videokamera zwei Kanäle zur Erfassung der Wirklichkeit hat. Wir Menschen verfügen über fünf Sinne, und so gesehen besitzen wir ein Fünfkanalsystem
zum Erfassen der Wirklichkeit. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass alles, was wir mit diesem System nicht wahrnehmen können, niemals Teil unserer Wirklichkeit sein kann. Das bedeutet nicht, dass nichts anderes existiert. Die Beispiele der Aale und Fledermäuse zeigen uns, dass es durchaus andere Formen der Wahrnehmung und des Wissens gibt, die jenseits unserer Fähigkeiten liegen. Und ganz sicher könnte es noch viele weitere Formen des Wissens geben, zu denen kein einziges lebendes Geschöpf Zugang hat. Immerhin sind alle Lebewesen in derselben Lage wie wir: Ihr Wahrnehmungsvermögen ist von Natur aus auf ihre Sinnesausstattung beschränkt.
Was können wir nun wissen oder nicht wissen? Um diese Frage zu beantworten, stellen wir uns zunächst einen Apfel vor. Fragen Sie sich, wo die Röte ist, die wir sehen. Ist sie im Apfel? Nein, sie existiert eigentlich in unserer Vorstellung, abgeleitet von den Eindrücken, welche die Lichtsignale auf unseren Augen hinterlassen, die dann im visuellen System des Gehirns verarbeitet werden. Auf ähnliche Weise schmecken, riechen und fühlen wir den Apfel mit Hilfe unserer Sinne und unseres Nervensystems. Und ofensichtlich ist die Erfahrung des Apfels für uns alle gleich, denn als Menschen haben wir die gleiche Art von Sinnesorganen. Folgt daraus nun, dass wir uns die Dinge nur vorstellen und es keinen realen Apfel gibt? Natürlich nicht. Kant beharrt darauf, dass es einen Apfel geben muss, weil er schließlich die Eindrücke in unserem Kopf hervorruft. Gäbe es keinen Apfel, dann gäbe es auch diese Eindrücke nicht. Für Kant ist der Apfel das »Ding an sich«, und was wir sehen, schmecken und berühren, ist die phänomenale Erscheinung des Apfels. Und das gilt für alle unsere Erfahrungen.
Auf dieser Basis, so erklärt Kant, leben wir Menschen in zwei Welten, der Welt, so wie sie ist, und der Welt, so wie wir sie durch unseren Verstand und unsere Sinne erfassen können. Kant bezeichnet die Welt, so wie sie ist, als »Noumenon« und die Welt, so wie sie uns erscheint, als »Phänomen«. Das ist vielleicht die berühmteste Unterscheidung der westlichen Philosophie, und deshalb wollen wir ihre Bedeutung etwas genauer untersuchen. Kants Argument lautet, dass alle menschliche Erfahrung einschließlich wissenschaftlicher Erkenntnisse ein Wissen über die phänomenale Welt ist. Weil wir Erfahrungen nur über unsere Sinne und entsprechend eingestellte Instrumente machen können, ist die phänomenale Welt die empirische Welt, in der die Wissenschaft das Sagen hat. Wissenschaftliche Erkenntnis und empirisches Wissen sind also durchaus möglich. Sie stellen jedoch kein Wissen über die Realität als solche dar, sondern nur über die Realität, wie sie durch unsere Sinne wahrgenommen wird. Wissenschaft untersucht also Erfahrungen und nicht die Wirklichkeit, wie sie unabhängig von Erfahrungen existiert. Innerhalb des Reichs der Erfahrung, so erklärt Kant beharrlich, ist Wissenschaft die beste Methode, um zu Erkenntnissen zu gelangen, und folglich ist ihre Autorität hier uneingeschränkt. Aber als empirische Form der
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