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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Untersuchung ist die Wissenschaft ihrer Natur nach unfähig, irgendwelche Behauptungen über die andere Welt aufzustellen. Jeder Versuch, so meint Kant, wäre lächerlich, weil er Behauptungen aufstellen würde, die offensichtlich über die Kompetenz der Wissenschaft hinausgehen.
    Kant hat festgestellt, dass die phänomenale Welt, die Welt, die wir durch unsere Sinne erfahren und mit Hilfe
wissenschaftlicher Methoden untersuchen, als materielle Welt den Gesetzen der Materie unterworfen ist. Diese Welt existiert in Raum und Zeit. Für Kant sind Raum und Zeit jedoch keine abstrakten Einheiten dort draußen im Universum, sondern Modalitäten der menschlichen Wahrnehmung, Teil der Ausstattung des menschlichen Geistes. Diese Aussage mag seltsam klingen, doch gibt es Physiker, die sagen, dass sie Relativität und Raumzeit im Kant’schen Sinne verstehen. Einstein war mehr ein empirischer Realist als Kant, aber auch er hat sein Leben lang beharrlich erklärt, dass die Unterscheidungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keine objektiven Fakten in der Welt, sondern einfach eine menschliche Weise darstellen, Erfahrungen zu ordnen. 11 Eine bezeichnende Implikation der Kant’schen Analyse besteht darin, dass Raum und Zeit beide in der phänomenalen Welt angesiedelt sind. Außerhalb des Phänomenalen gibt es keinen Raum und keine Zeit.
    Das bringt uns in das Reich des Noumenalen, die von unserer Erfahrung unabhängige reale Welt. Können wir sicher sein, dass sie existiert? Natürlich können wir das, sagt Kant, denn würde sie nicht existieren, dann hätten wir keine phänomenalen Erfahrungen. Sie sind ofensichtlich Erfahrungen von etwas, und dieses Etwas ist die noumenale Welt. Auf der Grundlage unseres Wissens über die phänomenale Welt können wir auch sagen, was das noumenale Reich nicht ist: Es ist nicht an die materiellen Gesetze gebunden. Es ist eine Welt, die nicht durch Raum und Zeit eingeschränkt wird. Außerdem ist es eine Welt, zu der unser Verstand und unsere Erfahrung keinen direkten Zugang haben. Das ist so ziemlich alles, was wir darüber sagen
können. Mit allem, was darüber hinausgeht, würden wir uns ein Wissen anmaßen, das wir nicht besitzen und niemals besitzen werden. Dennoch hat Kant den Nachweis geführt, dass die Welt unserer Erfahrung nicht die einzige Welt ist. Im Grunde ist sie lediglich die Manifestation einer anderen Welt, einer Wirklichkeit, die hinter dem Schleier der menschlichen Erfahrung verborgen liegt.
    So weit das noumenale Reich auch von unserem gewöhnlichen Leben entfernt sein mag, hilft es uns doch, einige der tiefgründigsten Rätsel des Lebens zu erklären. Im vorigen Kapitel haben wir uns beispielsweise mit der Frage abgemüht, wie der freie Wille in einem Universum existieren kann, das den Gesetzen der Physik unterworfen ist. Kants Antwort lautet, dass man Freiheit in einem »doppelten Sinne« verstehen muss. Auf der einen Seite ist Freiheit eine Eigenschaft der noumenalen Welt und unterliegt als solche nicht den Gesetzen der Physik. Auf diese Weise können wir überhaupt erst freie oder nichtdeterminierte Entscheidungen treffen. Aber die Folgen freier Entscheidungen, wenn wir beispielsweise unseren Arm heben oder einen Ball werfen, manifestieren sich natürlich in der phänomenalen Welt. Deshalb bewegt sich der Arm oder der Ball entsprechend den Bewegungsgesetzen. In diesem Sinne funktioniert Freiheit in der phänomenalen Welt, der Welt der Erfahrung. 12
    Für Schopenhauer war Kants Philosophie in ihren zentralen Behauptungen unanfechtbar, und er machte dort weiter, wo Kant aufgehört hatte. Gleichzeitig zögerte Schopenhauer nicht, Kant zu korrigieren, wo er einen Irrtum zu erkennen meinte. So hatte Kant beispielsweise sehr wenig über die noumenale Welt geschrieben. Das passte zu seiner
Behauptung, dass wir eigentlich nichts über ein Reich sagen können, das jenseits aller Erfahrung liegt. Aber Schopenhauer unterschied zwischen etwas kennen und von etwas wissen. Ich kenne Verdis Opern nicht, aber ich weiß von ihnen. Ich kenne Bill und Hillary Clinton nicht, aber ich habe selbstverständlich von ihnen gehört, einschließlich verschiedener Dinge über Bill, die ich lieber nicht wissen würde. Schopenhauer sagt eine ganze Menge über das Noumenale, und an einem Punkt, der für unsere Zwecke eine direkte Relevanz hat, folgt er Kant nicht. Kant schreibt typischerweise im Plural über das Noumenale – also Noumena statt Noumenon –, wenn er sich auf die Dinge als

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