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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Gruppenselektionsargument als generelle Erklärung für moralisches Verhalten innerhalb eines evolutionären Rahmens doch viel Überzeugungskraft genommen. 8
    In den sechziger und frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts haben die Biologen William Hamilton und Robert Trivers einen neuen und vielversprechenderen Ansatz vorgestellt, der in Richard Dawkins’ Buch Das egoistische Gen zusammengefasst wird. Dawkins argumentiert, die Grundeinheit des Überlebens sei nicht das Individuum, sondern eher das Gen. In einer seiner denkwürdigsten Formulierungen schreibt Dawkins: »Wir sind Überlebensmaschinen
– Roboter, blind programmiert zur Erhaltung der selbstsüchtigen Moleküle, die Gene genannt werden.« 9 Auf den ersten Blick kommt es einem verrückt vor, so über Evolution zu denken, aber Dawkins, der hier sein eigenes präsumtives Argument einsetzt, stellt fest, dass Moral dadurch auf eine Weise erklärt wird, die vorher unmöglich erschien.
    Die geniale Theorie des egoistischen Gens erklärt Moral nicht als Ergebnis individueller, sondern eher genetischer Selbstsucht. »Altruismus«, schreibt der Biologe E. O. Wilson, »wird als der Mechanismus wahrgenommen, durch den sich die DNA selbst vervielfältigt.« 10 Das mag zynisch erscheinen, doch dahinter steckt eine Art kalter Logik. Denken Sie an eine Mutter, die in ein brennendes Haus rennt, um ihre beiden Kinder zu retten, die dort in der Falle sitzen. Ein Akt reiner mütterlicher Selbstlosigkeit? Nun, so sieht es aus. Aber William Hamilton erinnert uns daran, dass ein Kind 50 Prozent der mütterlichen Gene in sich trägt. Wenn zwei oder mehr Kinder bedroht sind, dann ist es für eine Mutter rational sinnvoll, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, wenn sie dadurch die Aussichten verbessern kann, dass ihre Gene durch ihren Nachwuchs überleben. Was vom individuellen Standpunkt wie Altruismus aussieht, kann vom genetischen Standpunkt als Egoismus interpretiert werden.
    Unter Hamiltons Rahmenbedingungen ist moralisches Verhalten eine Art »Vetternwirtschaft«. Diese Vorstellung hilft uns zu verstehen, warum bestimmte Insekten, Vögel und andere Tiere ihr eigenes Wohlergehen gefährden, um das ihrer Artgenossen zu fördern. Grüne Meerkatzen und Präriehunde stoßen beispielsweise Warnrufe aus, wenn
sich ein Raubtier nähert, und manchmal werden sie dadurch selbst zum Ziel des Überfalls. Warum riskieren sie auf diese Weise ihr eigenes Leben? Die Theorie der »Vetternwirtschaft« besagt, dass sie es tun, weil sie mit denen verwandt sind, denen sie helfen. Es gibt also einen evolutionären Ausgleich: Wer Risiken eingeht, maximiert zwar nicht seine individuelle Überlebenschance, wohl aber die Chance, dass die eigenen Gene in zukünftigen Generationen weiterleben. Vom genetischen Standpunkt aus betrachtet, ist die Hilfe für Verwandte einfach eine Form der Selbsthilfe. 11
    Aber dieses Ausleseverfahren hat nur einen begrenzten Erklärungswert, weil es lediglich begründet, warum Tiere und Menschen sich Verwandten gegenüber altruistisch verhalten. Im alltäglichen Leben helfen Menschen und manchmal sogar Tiere aber auch zahllosen anderen, die nicht ihre Gene haben. Robert Trivers hat das mit »Altruismus auf Gegenseitigkeit« erklärt. Man würde es vielleicht besser als Handel auf Gegenseitigkeit bezeichnen, denn Trivers meint damit eigentlich, dass Geschöpfe sich anderen gegenüber großzügig verhalten, weil sie erwarten, dass sie dafür etwas zurückbekommen. Vampirfledermäuse teilen ihre Nahrung beispielsweise nicht nur mit Verwandten, sondern ebenso mit anderen Artgenossen, die ihnen kurz zuvor etwas abgegeben haben, und auch andere Tiere praktizieren diese Art von Tauschgeschäften. Trivers unterstellt nicht, dass die Tiere dabei bewusst planen oder gezielt vorgehen, sondern er argumentiert, dass die natürliche Auslese die Instinkte für nützliche Tauschgeschäfte mit einem Überlebensvorteil ausgestattet hat. Und natürlich ist es in der menschlichen Gesellschaft üblich, dass Nachbarn
und Bekannte sich gegenseitig einen Gefallen tun; ja, wir machen sogar Geschäfte mit völlig Fremden, ausnahmslos motiviert von dem Prinzip, dass »eine Hand die andere wäscht«. Altruismus wird hier also als eine Art Egoismus mit langfristiger Perspektive verstanden. 12
    Aber auch der Altruismus auf Gegenseitigkeit kann nicht erklären, warum wir anderen Gutes tun, die keine Gegenleistung dafür anbieten. Ein junger Mann überlässt seinen Sitzplatz im Bus einer

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