Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
im Prinzip habe ich Gott bisher überhaupt nicht ins Spiel gebracht.
Und obwohl die Skeptiker sich typischerweise für Verfechter der Wissenschaft halten, ist ihr Einwand zudem genauso unwissenschaftlich wie jener der Kreationisten. 3 Für den Skeptiker ist eine Lücke eine Art Ärgernis, eine kleine Lakune wissenschaftlicher Ignoranz, deren Existenz einem Missgeschick gleichkommt, das wahrscheinlich bald beseitigt sein wird. Wahre Wissenschaftler wissen Lücken dagegen zu schätzen. Sie suchen nach ihnen und arbeiten beharrlich innerhalb der Gletscherspalten, weil sie dort nicht nach einem fehlenden kleinen Puzzlestück suchen, sondern in der Lücke ein Indiz sehen, dass die ganze Basis des theoretischen Rahmenwerks falsch sein könnte. In diesem Fall gäbe es tiefere Zusammenhänge zu entdecken, und die Lücke wäre eine Öffnung, die zu einem revolutionären neuen Verständnis führen könnte.
Lücken sind die Hauptadern wissenschaftlicher Entdeckungen. Die meisten großen wissenschaftlichen Fortschritte der Vergangenheit haben mit Lücken begonnen und endeten bei neuen Annahmen, die unser gesamtes Verständnis der Welt in einem neuen Licht erscheinen ließen. Mit anderen Worten: Das präsumtive Argument ist kein Taschenspielertrick, mit dem man Unsichtbares postuliert, um Sichtbares zu erklären, sondern es verdeutlicht genau die Art und Weise, wie Wissenschaft funktioniert und Wissenschaftler ihre größten Entdeckungen machen. Kopernikus hat sich beispielsweise die Lücken in der ptolemäischen kosmologischen Theorie vorgenommen. Wie der Historiker Thomas Kuhn zeigt, waren diese Lücken wohlbekannt, aber viele Wissenschaftler hielten sie für unproblematisch. Immerhin sprach die Erfahrung stark für Ptolemäus: Die Erde scheint sich nicht zu bewegen, während
die Sonne anscheinend ihre Bahn am Himmel zieht. Kuhn merkt an, dass viele Wissenschaftler versuchten, die Lücken durch »Flicken und Dehnen« zu schließen, indem sie weitere ptolemäische Epizykel einfügten. 4 Kopernikus sah in den Lücken jedoch eine Gelegenheit, eine verblüffende neue Hypothese aufzustellen. Statt es für selbstverständlich zu halten, dass die Erde das Zentrum des Universums ist und die Sonne sich um die Erde dreht, sprach er sich für die Annahme aus, dass die Sonne das Zentrum darstellt, um das sich die Erde und auch andere Planeten drehen. Als Kopernikus diese These formulierte, hatte er keinen direkten Beweis dafür, und ihm war klar, dass seine Theorie gegen die Intuition und alle Erfahrung sprach. Trotzdem erklärte er, die Annahme des Heliozentrismus könne die astronomischen Daten besser erklären und solle deshalb als korrekt akzeptiert werden. Dies ist ein klassisches präsumtives Argument, das eine Lücke schließt und uns im weiteren Verlauf eine völlig neue Sicht auf unseren Platz im Universum gibt.
Auf ähnliche Weise nahm sich Einstein bestimmte Lücken vor und versuchte, im Rahmen der klassischen Physik die Gesetze der Bewegung mit den Gesetzen des Elektromagnetismus in Übereinstimmung zu bringen. Auch in diesem Fall hielten viele Wissenschaftler die Lücke für nicht besonders gravierend. Ganz sicher würde die klassische Newton’sche Physik das Problem bald lösen, und dann wäre die Lücke geschlossen. Man brauchte Einsteins Genie, um zu erkennen, dass es sich hier nicht um ein geringfügiges Problem handelte, sondern die Lücke ein Indiz dafür war, dass die gesamte Newton’sche Physik ein mangelhaftes Konzept darstellte. Und ohne ein einziges
Experiment oder eine empirische Untersuchung durchzuführen, bot Einstein eine präsumtive Lösung an. Er sagte, wir hätten seit Jahrhunderten Raum und Zeit als absolut angenommen und diese Annahme habe ein scheinbar unlösbares Problem hervorgebracht. Wie wäre es also, wenn wir die Annahme änderten? Wie wäre es, wenn wir davon ausgingen, dass Raum und Zeit sich relativ zum Beobachter verhalten? Nun können wir die beobachteten Fakten über den Elektromagnetismus und die Lichtgeschwindigkeit erklären, die bisher nicht zusammenpassten. Einstein überprüfte seine Theorie, indem er sie auf die Umlaufbahn des Planeten Merkur anwendete. Man wusste, dass Merkur ganz leicht von der Umlaufbahn abwich, die nach den Newton’schen Gesetzen zu erwarten war. Eine weitere Lücke! Und auch hier herrschte die Meinung vor, dass eine konventionelle wissenschaftliche Erklärung die Lücke bald schließen und die Anomalität aus der Welt schaffen würde. Aber in Wirklichkeit wies
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