Leben nach der Schule
zu hören bekommen, dass es tatsächlich einen Sinn gibt, der über den Sinn des eigenen Lebens bei Aristoteles hinausgeht. Weil die Menschen den Sinn ihres Daseins auf der Erde allerdings nur aus menschlicher Perspektive mit menschlichem Verstand betrachten können, wäre die einzige Erklärung dafür die, dass es etwas Übermenschliches gibt, das uns objektiv einen Sinn zuschreiben kann: Gott . Mit unserem menschlichen Verstand können wir diesen Gott allerdings nicht verstehen und können das, worauf es ankommt, nur als ein »mit Gott sein« beantworten. Es kommt also darauf an, die Nähe Gottes zu suchen. Das Mittelalter war in Europa stark vom Christentum beeinflusst.
Ein bisschen banal ist das allerdings schon: Weil man selbst nicht weiß, worauf es eigentlich ankommt, sagt man einfach, dass man es nicht wissen kann. Wenn es einer wissen kann, dann ist er übermenschlich oder gleich Gott. Letztlich weiß man dadurch auch nicht mehr als vorher, sondern hat die Antwort nur aufgeschoben und gut ist. Keine konkrete Antwortund auch kein Beweis dafür, dass es Gott überhaupt gibt. Wenn es ihn nicht gibt, wäre demnach alles sinnlos.
Sicher hatte es auch mit den gesellschaftlichen Umständen zu tun, dass sich die Leute hierüber erst mal eine ganze Weile lang nicht mehr öffentlich Gedanken gemacht haben.
Simon Kaiser, 18,
geht in die zwölfte Klasse
Worauf es eigentlich ankommt? Das ist so eine Frage, die man eigentlich nur beantworten könnte, wenn man alles wüsste, was war und was noch kommt. Aber weil das wohl keiner weiß, sag ich jetzt einfach mal: Erfolg, gute Freunde, Spaß am Leben!
Pflicht rules
Wirklich etwas getan hat sich in der Beantwortung der Frage danach, worauf es eigentlich ankommt, in Europa erst wieder im 18. Jahrhundert. Ausgerechnet der wohl spießigste Philosoph aller Zeiten, der seine langweilige Kleinstadt ein Leben lang kaum verließ und einen so starren Tagesablauf hatte, dass die Leute auf der Straße angeblich ihre Uhren nach ihm gestellt haben, meinte, dass man sich nicht blind auf die Religion, sondern besser auf seinen eigenen Kopf verlassen sollte. Das war Immanuel Kant .
Der Sinn des Lebens sei die Moral . Es bringt keinem was, wenn wir glücklich in der Gegend herumsitzen, sondern nur,wenn wir etwas Gutes tun. So ganz neu ist die Überlegung nicht und selbst Aristoteles wäre damit so weit einverstanden gewesen. Zunächst handelte Kant sich damit auch dasselbe Problem wie dieser ein: Was heißt »etwas Gutes tun«? Wann ist eine Handlung moralisch gut? Daran biss sich Kant fast die Zähne aus und die Antworten, mit denen er unsere gesamte ethische Weltordnung über den Haufen warf und dann wieder Stück für Stück sortierte und einordnete, hast du vielleicht schon auszugsweise in der Schule kennengelernt. Zusammenfassend ging es ihm mit der Moral darum, dass ein Mensch seine Pflicht erfüllen muss, auch wenn er keine Lust dazu hat.
Zu diesen moralischen Pflichten gehörte beispielsweise, dass ein Mensch unter keinen Umständen lügen dürfe, denn jeder weiß, dass Lügen unmoralisch sind. Selbst wenn ein Mörder hinter deiner Freundin her ist und diese sich bei dir versteckt, darfst du den Mörder nicht belügen, wenn er mit der Axt in der Hand an deiner Tür klingelt und fragt, ob deine Freundin im Haus ist.
Über die Moralvorstellungen des pflichtbewussten Kant lässt sich sicher streiten, zumindest hat er aber einen Sinn des Lebens gefunden, der das Problem nicht auf Gott abschiebt.
Übersicht: Die vier Fragen, die Kant in seinen Werken zu beantworten versucht hat
Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?
Das Mensch-Tier
Nur fünf Jahre nachdem Kant starb, wurde im Jahr 1809 Charles Darwin geboren. Wer ihn 1859 besucht, kann sich mit ihm gut darüber unterhalten, worauf es im Leben eigentlich ankommt. In diesem Jahr erscheint Darwins Werk »Die Entstehung der Arten«.
Er ist kein Philosoph und trägt das Thema in die Naturwissenschaft. Als Biologe ist er nämlich gerade der Evolution auf die Schliche gekommen.
Der Mensch ist demnach nicht von Gott geschaffen, sondern stammt aus dem Tierreich ab, nämlich vom Affen. Ganz von Gott trennen will sich Darwin allerdings nicht: Möglicherweise hat Gott einem anderen Lebewesen, vielleicht einem Tier, das Leben eingehaucht, aus dem erst später nach dem Affen der Mensch entstanden ist.
Darwins Überlegungen sind aus zwei Gründen wichtig für die Überlegung, worauf es im Leben
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