Leben statt kleben
Köpfe gesenkt. Plötzlich bleibt die Leiterin stehen. „Was sehen Sie?“ „Schlamm, Matsch, Dreck.“ „Was werden Sie erzählen, wenn Sie zurückkommen? Dass Sie einen Tag lang in den Dreck geschaut haben? Wie wär’s, wenn Sie den Blickwinkel wechseln? Nach oben, wo es Bäume zu sehen gibt und den Himmel. Wo die Wolken sich jagen und die Vögel aufsteigen.“ Clearing kann helfen, den Fokus zu verändern. Wir lernen, unsere vertraute Umgebung wieder bewusster wahrzunehmen. Beim Aufsperren der Wohnungstür erspüren, welche Atmosphäre uns entgegenschwingt: Gebrauchtwarenladen? Durchgangsstation? Endstation? Was tut sich hier, was tut sich hier nicht? Manchmal verstellen wir Lebenshinweisschilder mit Dingen und gehen ganz gerne ein Weilchen im selbstgestapelten Irrgarten spazieren, weil sich der Weg nach vorne zu weit anfühlt. Fotos sind ein Trick, um die Markierungen wieder zu finden. Auf Bildern ertappen wir Schuhkartons, die sich auf Schränken eingenistet haben. Stapel, die still und heimlich in Ecken vor sich hinwuchern. Anstatt das Übersehen trainieren wir jetzt das Hinsehen und Wahrnehmen. Schluss mit streunen, her mit dem Stift. Das nächste Kapitel unserer Story wartet darauf, entworfen zu werden.
Mini-Quiz: Was haben wir alle gemeinsam? Clutter und Träume. Das Faszinierende daran? Wir können den bewussten Umgang mit Krempel instrumentalisieren, um unsere Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Ausmisten makes your dreams come true! Wir haben die Möglichkeit, uns das Leben zu erleichtern, hier, heute, jetzt: eine Plastiktüte weniger. Nur die Dinge um uns zu scharen, die einen Glücksfluss entstehen lassen, ein Gefühl zielgerichteten Weiterkommens, Sich-Entfaltens.
Aufräumen heißt nicht umschichten. Etwas kreativ in einen neuen Stoß zu arrangieren, schafft noch keine Struktur. Wenn das Aussortieren fehlt, findet kein Organisieren statt. Beim Decluttern arbeiten wir mit dem universalen Gesetz: Wenn Altes geht, kommt Neues. Deshalb ist es so wichtig, beim Ausräumen eine genaue Zielvorstellung im Kopf zu haben, was wir in unser Leben einladen wollen. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Kiste alter Bücher aussortiert. Dann kommt das Neue – und was ist es? Eine neue Kiste alter Bücher! Unsere Priorität Nummer eins beim Sortieren: uns auf das erwünschte Neue zu konzentrieren – eine Freundschaft, berufliche Weiterentwicklung, mehr Zeit zum Lesen... Wenn wir die Essenz herausfiltern, geben wir dem Leben mehr Spielraum beim Materialisieren. Egal ob konkret oder weitgefasst, Hauptsache ein Wunsch. Mit dieser klaren Vorstellung im Kopf räumen wir dann den Schrank aus – und staunen.
Mit jeder positiven Veränderung im Äußeren erhöhen wir unseren Glücksquotienten. Alles Gute, was wir für unser Zuhause tun, tun wir für uns selbst. Es ist sehr inspirierend, Wünsche in symbolische Aktionen zu übersetzen. Gesundheit einladen in das beim Clearen des Medizinschränkchens entstandene Vakuum. Wenn wir uns nach mehr Freiheit sehnen, als ersten Schritt ein Arbeitszimmer, in dem man sich ungehindert bewegen kann. Ein Zuhause, wo wir uns jederzeit über spontanen Besuch freuen.
Im täglichen Routineneinerlei die größeren Zusammenhänge nicht aus den Augen zu verlieren, ist keine leichte Übung. Wenn keine Kraft für Zukunftspläne und Visionen bleibt, werden wir zu Gewohnheitstieren. Es ist nichts gegen diese Kreatürchen einzuwenden, solange sie praktische Routinenhelfer bleiben, die das Zähneputzen und Autofahren automatisieren und uns ein: „Wie war das nochmal mit dem Händewaschen? Ach ja, erstmal die Seife...“ ersparen. Sie klimmen jedoch hastdunichtgesehen aus ihrem Platz im Kofferraum unseres Lebens nach vorn und übernehmen das Steuer. Und dann ist Schluss mit lustig. Gewohnheitstiere leben an der Oberfläche. Sie klettern nie hoch genug, um eine atemberaubende Aussicht in mögliche Abenteuer der nächsten Jahre zu genießen. Sie krabbeln lieber im Altbekannten herum und paddeln im Seichten. Das ist übersichtlicher und weniger furchteinflößend, als in die Tiefen des Lebensozeans abzutauchen.
Phasenweise verlaufen wir uns in ein Leben, das nicht mehr viel mit uns zu tun hat. Wachen auf in einem Job oder einer Beziehung, die uns nichts angehen. Wenn wir uns momentan nicht im Klaren über Prioritäten sind, wünschen wir uns einfach mehr Durchblick, wenn etwas Altes geht. Die Inspiration für den nächsten Schritt aus dem Nebel kommt dann beim Durchblättern einer Zeitschrift
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