Leben statt kleben
Gesundheit.
Der schlimmste Stress kommt nicht von außen, er ist hausgemacht. Aufgeschobenes nagt und zehrt an uns. Schluss mit umständlich, wenn etwas weniger als zwei Minuten dauert, gleich erledigen: Telefonnummern austauschen, Waschbecken auswischen. Wer sagt, dass sich auf To-Do-Listen nur käsige Pflichten aneinanderreihen dürfen? Entwerfen wir die Alternativversion, nur die Hits: Krispe Morgenluft reintrinken. Spazierengehen, wann immer mir danach ist. Seelenwärmende Farben in Büro und Kleiderschrank einziehen lassen.
Gewohnheiten sind erst Spinnweben und dann Drähte. Sie lassen uns in eine Lebenshaltung abrutschen, die die nächsten fünf Jahre als garantiert voraussetzt. Gegenmittel: Sich in einer ruhigen Minute hinsetzen und absolut alles aufschreiben, was im mentalen wilden Westen unabgehakt herumgaloppiert. Wanted: E-Mail beantworten, Knopf annähen, Glühbirne auswechseln. Alle flüchtigen Lieblingsaufschieb-Nichterledigungen. Kurz und prägnant halten, keine komplexen Überaufgaben. Allein diese Klarheit tut schon gut.
Im nächsten Schritt dann einige Punkte in den Kalender übertragen, mit Uhrzeit daneben. Den Rest der Liste unterteilen in: Tun (jetzt). Delegieren (an wen, wann). Bis zu diesem Zeitpunkt erledigen (Datum). Fallenlassen (ausstreichen). Das Gefühl der Erleichterung ist der reinste Kurzurlaub. Als extra Belohnung obendrauf gibt’s eine Lieblingsbeschäftigung. Was macht Freude? „Leichter gesagt als getan“, grummeln wir, „ich liebe Surfen und das lässt sich nunmal schwer einschieben zwischen Kochen und Abwasch.“ Ok. Wann ist der nächste freie Tag? Wie können wir uns einen schaffen? Wer kümmert sich um Kinder / Haustiere / Topfpflanzen? Und los geht’s mit Planen und Möglichmachen, in die Tat umsetzen und sich vorfreuen. Runter von der langen Bank, rein ins Leben.
Mythos Multi-Tasking
Drei Dinge gleichzeitig erledigen zu wollen, funktioniert nicht, auch wenn wir uns das immer wieder einreden. Das Ergebnis sind unkonzentrierte Halbsachen, wir bringen uns um das Hochgefühl, eine Sache erfolgreich abgeschlossen zu haben. Wenn wir uns ausschließlich auf eine Aufgabe konzentrieren, schaffen wir mehr. Warum gleichzeitig das Bügeleisen anschalten, noch schnell eine Karte schreiben und schon mal den Computer hochfahren? Wir verlieren erst den Überblick und dann die Nerven. Eine Aufgabe beenden, dann die nächste anfangen, bringt die Befriedigung, etwas erreicht zu haben. Wie wär’s damit: nur ein Blatt Papier auf einmal auf dem Schreibtisch! Sobald das bearbeitet ist, wandert es weiter in den entsprechenden Ordner oder Papierkorb. Falls das unrealistisch klingt, nehmen wir’s einfach als Inspiration, mit unnötigem Multi-Tasking aufzuhören.
Schluss auch mit innerem Ausfransen in der Kommunikation. Da wir dreimal schneller denken als reden, basteln wir meist schon an der Antwort, während das Gegenüber noch spricht. Wir entwerfen unseren Beitrag und warten auf ein Stichwort zum Einhaken. Wirkliches Zuhören ist stille Konzentration, sich einlassen auf die Gesprächspartner. Erst wenn wir die eigene Meinung hintanstellen, filtern wir wesentliche Nachrichten aus dem Wortsalat. Ist das an Herz oder Intellekt adressiert? Sobald wir uns auf einen anderen Standpunkt einlassen, erweitert sich der eigene Horizont.
Vor der Erleuchtung – Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung – Holz hacken und Wasser tragen. Manche Alltagsverrichtung wird sich nie aus unserem Leben verabschieden. Das einzige was wir ändern können, ist unsere Einstellung. Tun, was getan werden muss, Arbeit als sichtbar gewordene Liebe. Durch Staubsaugen höhere Energie im Raum verankern, Fensterputzen mit der Bitte um mehr Klarheit verbinden. Eine saubere, helle Umgebung fördert den Energiefluss, Stress vermindert sich, Effizienz steigt. Nicht nur bewusstes Ausräumen, auch bewusstes Putzen ist Magie. Schätzen, warum man etwas tut. Beim Kochen Liebesinfusionen anrühren. Fühlen, dass auch Staubwischen einen Sinn hat. All is full of love.
Elektronischer Clutter
Eine Tageszeitung enthält mehr Nachrichten, als ein mittelalterlicher Mensch ein ganzes Leben lang mitbekam, Information verdoppelt sich alle zehn Minuten, Wi-fi ist überall, Technologie bindet uns an die Arbeit, es gibt kein Entkommen – stop. Nur, wenn wir das mit uns machen lassen und vergessen, wo nochmal der Aus-Knopf am Smartphone war und wie man den bedient. Vielleicht fühlen wir uns insgeheim sehr gebraucht und
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