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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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mein Vater, meine Mutter, mein Onkel, meine Tante, meine Brüder oder Schwestern je einen weißen Bären? Was würden sie darum geben? Wie würden sie sich dabei benehmen?
    Wie würde sich der weiße Bär dabei benommen haben? Ist er wild? zahm? schrecklich? rauh? weich?
    Ist es der Mühe werth einen weißen Bären zu sehen?
    Ist es keine Sünde?
    Ist er besser als ein brauner? [Hier schließt der fünfte Band der 1. Auflage.]

162. Kapitel.
    Lieber Herr, wir wollen uns nicht zwei Augenblicke aufhalten; – wir wollen nur, nachdem wir diese fünf Bände durchgemacht haben (setzen Sie sich immerhin auf einige, – es ist besser als nichts), auf die Gegend ein wenig zurückblicken, die wir durchwandert haben.
    Was für eine Wildniß war es doch! und wie müssen wir Gott danken, daß wir uns nicht beide darin verirrt haben oder von wilden Thieren gefressen worden sind.
    Hätten Sie wirklich geglaubt, mein Herr, daß es eine solche Menge Esel auf der Welt gäbe? – Wir haben sie uns betrachtet und gemustert, als wir das Bächlein im Grunde jenes Thälchens passirten – und als wir dann über jene Höhe stiegen und ihnen aus den Augen kamen – guter Gott! welch' ein Y-an-geschrei erhuben sie Alle zusammen!
    He Schäfer, wem gehören denn alle diese Esel?
    Der Himmel tröste sie! – Wie, werden sie nie gestriegelt? – Nimmt man sie im Winter nie herein? – Yan – Yan – Yan! – Schreit nur zu! Die Welt ist euch sehr verpflichtet; – noch lauter! – das ist noch gar nichts! – wahrhaftig, man geht übel mit euch um. – Ich erkläre feierlichst: wenn ich ein Esel wäre, würde ich von Morgens bis in die Nacht
G-sol-re-ut
yanen.

163. Kapitel.
    Nachdem mein Vater seinen weißen Bären durch ein Halb Dutzend Seiten hatte rückwärts und vorwärts tanzen lassen, schloß er das Buch definitiv, – gab es wieder mit einer Art Triumph in Trims Hand zurück und nickte ihm zu es auf den Schreibtisch zu legen, von wo er es genommen hatte. – Tristram, sprach er, soll auf diese Art jedes Wort im Wörterbuch rückwärts und vorwärts conjugiren: – Sie sehen, Yorick, hierdurch wird jedes Wort in eine These oder Hypothese verwandelt; – jede These oder Hypothese zeugt eine Reihe von Sätzen, – und jeder Satz hat wieder seine Folgerungen und Schlüsse, von denen jeder den Geist wieder zu neuen Forschungen und Anzweifelungen veranlaßt. – Es ist unglaublich, setzte mein Vater hinzu, wie die Macht dieser Maschinerie dazu beiträgt den Kopf eines Kinds zu eröffnen. – Sie wäre groß genug, rief mein Onkel Toby, um ihn in tausend Stücke zu zersplittern.
    Ich bin der Ansicht, sagte Yorick lächelnd, – daß es diesem System zu verdanken ist (denn die Logiker mögen sagen was sie wollen, der einfache Gebrauch der zehn Prädikamente erklärt die Sache nicht zur Genüge) – daß der berühmte Vincenz Quirino unter den vielen anderen erstaunlichen Thaten seiner Kindheit – von denen der Cardinal Bembo der Welt eine so genaue Schilderung gegeben hat – im Stande war in den öffentlichen Schulen Roms schon in einem Alter von acht Jahren nicht weniger als 4560 verschiedene Thesen über die dunkelsten Punkte der allerdunkelsten Theologie anzuschlagen, – und sie in einer Weise zu vertheidigen und aufrecht zu halten, daß er seine Gegner ganz stumm und dumm machte. – Was will das heißen, rief mein Vater, gegen das was man von Alphonsus Tostatus erzählt, der beinahe noch auf den Armen der Amme alle Wissenschaften und freien Künste lernte, ohne daß er in einer derselben Unterricht erhielt? – Was sollen wir von dem großen Peireskius sagen? – Das ist der Mann, Bruder Shandy, rief mein Onkel Toby, der wie ich dir schon einmal erzählte 500 Meilen weit, von Paris bis Scheveningen und von Scheveningen wieder zurück zu Fuß ging, nur um den fliegenden Wagen des Stevinus zu sehen. – Das war ein großer Mann! setzte mein Onkel Toby hinzu (er meinte den Stevinus). – Ja das war er, Bruder Toby, sagte mein Vater (er meinte den Peireskius); – er hatte seine Gedanken so rasch vervielfältigt und seine Kenntnisse zu einer so wunderbaren Masse angehäuft, daß, wenn wir einer ihn betreffenden Anekdote Glauben schenken, was wir nicht umhin können, wenn wir nicht den Glauben an alle Anekdoten erschüttern wollen, – sein Vater ihm, als er erst sieben Jahre alt war, die Erziehung seines jüngeren Bruders, eines Knaben von fünf Jahren in allen Theilen übertrug. – War der Vater ebenso klug wie der Sohn? fragte mein

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