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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Projects verlieren könnte.
    Indem er die Sache nämlich im Geiste hin und her überlegte, kam er bald daraus, daß er mittelst seiner zwei türkischen Tabakspfeifen, nebst drei kleineren Röhren von Waschleder die er an das untere Ende einer jeden befestigte und die durch die gleiche Zahl zinnerner Pfeifen mit den Zündlöchern verbunden und dort mit Lehm verkittet, an ihren einzelnen Einlässen in die Safianröhre aber mit gewichster Seide hermetisch verschlossen wurden, – die sechs Feldgeschütze zumal und so leicht wie ein einziges würde abfeuern können.
    Wer wollte läugnen, daß nicht aus den geringsten, unbedeutendsten Dingen irgend ein Funken zu Erweiterung des menschlichen Wissens gewonnen werden könne! Wer, der meines Vaters erstes und zweites
Lit de justice
gelesen hat, möchte aufstehen und läugnen, daß aus dem Zusammenstoß irgend welcher Art von Körpern sich nicht ein Licht entwickeln könnte, welches geeignet wäre, Künste und Wissenschaften zur Vervollkommnung zu führen. – Du weißt es, o Himmel, wie ich die letztere liebe, – du kennst die Geheimnisse meines Herzens, du weißt, – daß ich augenblicklich mein Hemd hingäbe – du bist ein Esel, Shandy, sagte Eugenius, du hast ja nur ein Dutzend, – das würde ja deine Garnitur verderben.
    Thut nichts, Eugenius! ich gäbe das Hemd vom Leibe und ließ es zu Zunder verbrennen, wäre es auch nur um einen eifrigen Forscher zu befriedigen, der gerne herausbrächte, wie viele Funken ein guter Feuerstein und Stahl auf einen guten Schlag in sein Hintertheil hineinjagen könnte. – Glauben Sie nicht, daß bei diesem Hineinjagen – zufällig auch etwas herausgejagt werden könnte? Gerade wie bei der Kanone.
    Doch dieses Project will ich nur beiläufig berührt haben.
    Der Corporal brachte den besten Theil der Nacht damit zu, das seinige zur Ausführung zu bringen; und nachdem er mit seiner Kanone eine genügende Probe gemacht und sie bis zur Mündung mit Tabak geladen hatte – legte er sich mit Befriedigung zu Bette.

188. Kapitel.
    Der Corporal war etwa zehn Minuten vor meinem Onkel Toby hinausgeschlüpft, um seinen Apparat zu befestigen und dem Feind einen oder zwei Schüsse zu geben, ehe mein Onkel Toby käme.
    Zu dem Ende hatte er die sechs Feldgeschütze in Front vor meines Onkels Toby Schilderhaus nebeneinander aufgefahren, und nur einen Zwischenraum von etwa 1½ Elle zwischen den dreien des rechten und des linken Flügels gelassen, um besser laden zu können, – vielleicht auch um zwei Batterien anzudeuten, was ihm doppelt so viel Ehre einbringen könnte.
    Der Corporal hatte wohlweislich seine Stellung dahinter, mit dem Gesicht gegen den Zwischenraum und dem Rücken gegen die Thüre des Schilderhauses um nicht in die Flanke genommen zu werden. – Er hielt den elfenbeinernen Mundspitz, der zur Batterie des rechten Flügels gehörte, zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, – den mit Silber beschlagenen Ebenholzmundspitz aber, der zur Batterie des linken Flügels gehörte, zwischen Daumen und Zeigefinger der linken; – und das rechte Knie fest gegen den Boden gestemmt, als ob er sich im ersten Glied seiner Abtheilung befände, war der Corporal mit der Monteromütze auf dem Kopfe hitzig damit beschäftigt, seine zwei Kreuzbatterien gleichzeitig gegen die Contregarde, welche die Contreescarpe deckte, wo an diesem Morgen der Angriff stattfinden sollte, spielen zu lassen. – Er hatte, wie gesagt, anfangs nur die Absicht gehabt, dem Feind einen oder zwei Püffe zu geben; – aber die Freude an diesen Püffen und am Puffen selbst hatte den Corporal bald überwältigt, so daß er, als mein Onkel Toby anlangte, sich bereits auf dem Höhepunkt des Angriffs befand und Puff auf Puff versandte.
    Es war gut für meinen Vater, daß mein Onkel Toby an diesem Tage nicht sein Testament machte.

189. Kapitel.
    Mein Onkel Toby nahm dem Corporal den elfenbeinernen Mundspitz aus der Hand; – betrachtete ihn eine halbe Minute und gab ihn ihm dann zurück.
    Es waren nicht zwei Minuten vergangen, so nahm mein Onkel Toby den Mundspitz abermals und brachte ihn bis auf den halben Weg zum Munde, – dann gab er ihn ihm abermals hastig wieder zurück.
    Der Corporal verdoppelte den Angriff; – mein Onkel Toby lächelte, – dann sah er wieder ernst drein, – dann lächelte er wieder einen Augenblick. – dann schaute er längere Zeit sehr ernst aus. – Gib mir einmal den Elfenbeinmundspitz, Trim, sagte mein Onkel Toby. – Mein Onkel Toby nahm ihn

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