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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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anderes Restaurant,
Friendly’s,
war ebenfalls dunkel und geschlossen. Ich fuhr auf den Seitenstreifen und schaltete die Warnblinkanlage ein.
    Sie blickte vom GPS hoch. »Hier ist es«, sagte sie. »Wir sind höchstens dreihundert Meter davon entfernt.«

35. KAPITEL
    »Genau da.« Diana streckte die Hand aus. »Das ist die 482 North Main Street.«
    Hinter dem
Friendly’s
lag ein vierstöckiges Motel, das aus Stuck und Ziegelsteinen im klassischen amerikanischen Stil errichtet worden war und das man am treffendsten als »Motel Scheußlich« bezeichnete. Auf einem großen Schild an einem hohen Pfosten leuchtete das gelb-rote
Motel-12 -Logo
. Es sah aus, als hätten die einheimischen Kinder es für Zielübungen benutzt, weil es etliche Löcher und Risse gab, durch die das weiße Licht fiel. Darunter war ein Schild mit einem kleinen Dach angebracht, auf dem in schwarzen Plastikbuchstaben stand: COMPLEMENTARY HI SPED.
    Ich hielt auf dem Parkplatz des Motels, auf dem vielleicht ein Dutzend Wagen parkte. Aber keiner war der Porsche, den ich auf dem Überwachungsvideo gesehen hatte, was ich allerdings auch nicht erwartet hatte. Neben dem Motel stand eine große Halle, in der man Lagerraum mieten konnte. Irgendwie schien das alles nicht zusammenzupassen.
    »Verdammt!«, fluchte ich. »Wir brauchen genaue Koordinaten. Kannst du noch mal bei AT&T anrufen und sie bitten, das Telefon noch einmal zu orten? Ich möchte die GPS-Koordinaten auf eine Stelle nach dem Komma genau.«
    Während Diana anrief, ging ich wieder zur Straße zurück. Ein paar Wagen fuhren auf dem Highway vorbei. Ein Schild auf der anderen Straßenseite verkündete SHERATON FOUR POINTS. Nirgendwo wurde etwas gebaut, es gab weder Felder noch Privathäuser.
    »Ich habe sie!«, rief Diana und lief auf mich zu. Sie hielt mir den Garmin hin, und ich nahm ihr das Gerät ab. Sie hatte die neuen Koordinaten bereits einprogrammiert. Ein blitzender Pfeil repräsentierte uns, und ein Punkt zeigte AlexasiPhone. Es war unmittelbar in der Nähe. Ich ging näher zur Straße, der blitzende Pfeil bewegte sich mit mir.
    Näher zu Alexas Handy.
    Ich überquerte die Straße und blickte dabei auf das GPS. Ich ging zu einer von Büschen bewachsenen Böschung neben einem Geländer. Jetzt waren der Pfeil und der Punkt beinahe übereinander. Ihr Telefon musste hier irgendwo liegen.
    Ich trat über das Geländer auf einen steilen Hang, der zu einem Bewässerungsgraben führte und dann wieder scharf anstieg. Ich kletterte hinunter, verlor den Halt und rutschte das letzte Stück hinab.
    Als ich unten ankam und wieder aufstand, warf ich einen Blick auf das GPS. Der Pfeil war direkt über dem Punkt. Ich blickte hoch, dann nach rechts und nach links.
    Da, im gelben Licht der Straßenlaterne, sah ich es. Es lag nur einen Schritt von mir entfernt im Graben. Ein iPhone in einem rosa Gummigehäuse.
    Alexas iPhone.
    Man hatte es einfach auf die Straße geworfen.

36. KAPITEL
    »Alexa?«
    Die Stimme der Eule schreckte sie auf.
    Sie hatte versucht, sich an den Songtext von »Lose Yourself« von Eminem zu erinnern. Sie hatte Songs gesungen, die sie aus ihrer Erinnerung gefischt hatte, Erkennungsmelodien aus der TV-Werbung und alles, was ihr sonst noch einfiel. Alles, was sie nicht daran denken ließ, wo sie war. Sie schaffte es, sich an den kompletten Text von »American Pie« zu erinnern. Das hatte lange gedauert. Wie lange, konnte sie nicht sagen, weil sie jedes Zeitgefühl verloren hatte.
    »Du bist vom Script abgewichen, Alexa.«
    Sie gab keine Antwort. Sie wusste nicht, was er meinte.
    Dann fiel es ihr wieder ein. Es war die Art, wie sie diese Songzeilen eingeschmuggelt hatte, um ihrem Vater mitzuteilen, was man ihr angetan hatte.
    »Ist dir klar, dass dein Leben völlig in meiner Hand liegt?«
    »Oh … Gott …
bring mich um
!«, schrie sie, obwohl es wie ein gewürgtes Krächzen klang. »Tu’s einfach, das ist mir egal.«
    »Warum sollte ich dich töten, Alexa? Für dich ist es weit schlimmer, so tief unter der Erde in deinem Sarg begraben zu sein.«
    »O Gott, töte mich,
bitte

    »Aber nein«, sagte die Stimme. »Ich will, dass du sehr lange am Leben bleibst. Und weißt, dass dich niemand jemals finden wird. Keiner. Nie.«
    Sie stöhnte, sie schrie, ihr war schwindelig, sie fühlte sich benommen.
    »Da liegst du jetzt, drei Meter unter der Erde, und niemand hat eine Ahnung, wo du bist. Vielleicht drehe ich mal eine Runde. Vielleicht verreise ich auch für ein paar Tage. Die

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