Lebendig und begraben
Stunde entfernt.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Vielleicht sogar weniger, um diese Zeit. Wie genau ist die Ortsangabe, die man dir gegeben hat?«
»Sie haben mir Längen- und Breitengrad gemailt, bis auf die Minute genau.«
»Okay, das könnte ein Gebiet von gut tausend Quadratmetern umfassen. Aber sobald ich da bin, kann ich nach wahrscheinlichen Orten suchen.«
»Gib mir zehn Minuten.«
»Geh wieder ins Bett. Sonst bist du morgen nicht zu gebrauchen. Ich erledige das schon.«
»Technisch gesehen habe ich die Anfrage gestellt. Es ist mir nicht erlaubt, die Informationen an jemanden außerhalb des FBI weiterzugeben.«
»Okay«, meinte ich. »Ich fahre, du navigierst.«
Ich sammelte hastig einige Ausrüstungsgegenstände zusammen, einschließlich der Smith & Wesson und eines tragbaren GPS-Empfängers, ein robuster, gelber Garmin eTrex.
Auf der Fahrt erzählte ich ihr, was in den wenigen Stunden passiert war, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte: von dem Überwachungsvideo im
Graybar -Hotel
, von dem Kerl, der Alexas Getränk präpariert und sie weggefahren hatte. Von Taylor Armstrong, der Tochter des Senators, die aus irgendeinem Grund, den ich nicht wirklich kapierte, bei dieserEntführung mitgemacht hatte. Ich erzählte ihr von dem Internetvideo, von Marshall Marcus’ Geständnis, dass er Geld von irgendwelchen gefährlichen Leuten angenommen hatte, in einem letzten Versuch, seine Firma zu retten, obwohl er dann letztendlich doch alles verloren hatte.
Diana runzelte die Stirn. »Lass mich mal die Telefonunterlagen überprüfen.« Sie begann, auf ihrem BlackBerry zu suchen.
»Ja, ich würde gerne wissen, wann der letzte Anruf getätigt wurde, oder wann er hereinkam.«
»Der letzte ausgehende Anruf wurde von dem Turm in Leominster um zwei Uhr siebenunddreißig morgens aufgezeichnet.«
»Das war vor fast vierundvierzig Stunden«, meinte ich. »Wie lange hat das Telefonat gedauert?«
Sie tippte ein bisschen auf ihrem Smartphone herum. »Etwa zehn Sekunden.«
»Zehn Sekunden? Das ist ziemlich kurz.«
Sie tippte weiter, dann sagte sie: »Beim letzten Anruf wurde die neun-eins-eins angewählt, ein Notruf also. Aber es sieht nicht so aus, als wäre der Anruf durchgekommen. Er wurde zwar von der Antenne empfangen, muss aber abgebrochen worden sein.«
»Ich bin beeindruckt. Sie muss ziemlich unter Drogen gestanden haben, aber trotzdem war sie noch geistesgegenwärtig genug, zu versuchen, um Hilfe zu rufen. Welche Anrufe hat sie um diese Zeit bekommen?«
»Ein ganzer Haufen hereinkommender Anrufe, zwischen drei Uhr morgens bis etwa heute Mittag.«
»Kannst du die Nummern der Anrufer sehen?«
»Ja. Es sind vier verschiedene Nummern. Zwei Festnetznummern von Manchester-by-the-Sea.«
»Ihr Dad.«
»Dann eine Handynummer, ebenfalls von Marcus. Die vierte kommt von einem anderen Mobiltelefon, das auf Taylor Armstrong registriert ist.«
»Also hat Taylor versucht, sie anzurufen. Interessant.«
»Warum?«
»Wenn Sie versucht hat, Alexa zu erreichen, könnte das darauf hindeuten, dass sie sich tatsächlich Sorgen um ihre Freundin gemacht hat. Was wiederum bedeuten könnte, dass sie nicht gewusst hat, was mit ihr passiert ist.«
»Oder aber, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte wegen dem, was sie ihr angetan hat, und sich überzeugen wollte, dass es Alexa gutgeht.«
»Genau«, erklärte ich. Eine Weile schwiegen wir. Es gab keine schnelle Strecke nach Leominster, keine Abkürzung. Ich musste die Mass Turnpike auf die 95 North nehmen und dann auf die Route 2 abbiegen. Leominster liegt an der Route 2, einem kurvigen Highway von Osten nach Westen, der durch Lincoln und Concord führt und dann westlich nach New York State weitergeht.
Aber ich machte mir nicht allzu viele Sorgen um die Geschwindigkeitsbegrenzung. Immerhin hatte ich eine Beamtin der Bundespolizei auf dem Beifahrersitz neben mir. Wenn ich jemals die Chance hatte, einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens ignorieren zu können, dann jetzt.
Es hatte angefangen zu regnen. Ich schaltete die Scheibenwischer an. Die einzigen Fahrzeuge auf den Straßen um diese Zeit waren Lastwagen. Ein alter Sattelschlepper war direkt vor mir. Seine Schmutzfänger flatterten und spritzten Wasser auf meine Windschutzscheibe. Ich schaltete den Scheibenwischer eine Stufe höher und wechselte die Spur.
Dann merkte ich, dass Diana mich beobachtete.
»Was ist?«
»Warum hast du Blut am Kragen? Und bitte sag mir nicht, dass du dich beim Rasieren
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