Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
Vom Netzwerk:
geschnitten hast.«
    Ich berichtete ihr von dem Einbruch in mein Loft. Und gab meine Theorie zum Besten, dass Gordon Snyder dahinter steckte. Noch während ich sprach, schüttelte sie langsam den Kopf. »Das ist nicht das FBI«, sagte sie, als ich fertig war. »So arbeiten wir nicht. Solche Sachen machen wir nicht.«
    »Jedenfalls nicht offiziell.«
    »Wenn Snyder deine E-Mails hätte kontrollieren wollen, hätte er es von seinem Büro aus gemacht. Er hätte nicht zwei Leute zu dir geschickt, damit sie bei dir einbrechen und deine Wohnung verwanzen.«
    Ich dachte einen Moment nach. »Vielleicht hast du recht.«
    Wir verstummten wieder. Ich wollte sie gerade fragen, was zwischen uns eigentlich passiert war oder fast passiert wäre, vorhin, heute Morgen, als sie unvermittelt das Wort ergriff. »Warum ist ihr Handy noch angeschaltet?«
    »Das ist eine gute Frage. Sie hätten es längst ausschalten, die Batterie herausnehmen oder, noch besser, das ganze Handy zerstören sollen. Jeder, der Krimiserien im Fernsehen sieht, weiß, dass ein Handy deinen Aufenthaltsort verraten kann.«
    »Vielleicht haben sie es nicht gefunden.«
    »Das bezweifle ich. Sie hatte es in der Vordertasche ihrer Jacke.«
    »Vielleicht hat sie es ja irgendwo versteckt, zum Beispiel in dem Auto, in dem sie entführt wurde.«
    »Vielleicht.«
    Ein schwarzer Silverado wechselte die Spuren, ohne zu blinken.
    »Ich bin froh, dass wir uns wieder getroffen haben«, sagte ich. Es klang ein bisschen steif, etwas formal.
    Diana sagte nichts.
    Ich versuchte es noch einmal. »Ist schon komisch, dass wir all die Monate gleichzeitig im Osten gewesen sind.«
    »Ich wollte anrufen.«
    »Ach, wie langweilig. Soll der Kerl sich doch den Kopf zermartern. Das macht viel mehr Spaß.« Ich fragte mich, ob ich verärgert klang, und hoffte, dass es nicht so war.
    Sie schwieg lange. »Hab ich dir jemals von meinem Dad erzählt?«, fragte sie dann.
    »Ein bisschen.« Ich wusste, dass er ermordet worden war, als er einen Flüchtigen verfolgte, aber ich wartete ab, was sie sagen würde.
    »Du weißt, dass er ein U. S. Marshall gewesen ist, oder? Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Mutter immer einen Knoten im Bauch hatte, wenn er morgens zur Arbeit gegangen ist. Sie wusste nie, ob er wieder wohlbehalten nach Hause kommen würde.«
    »Und doch riskierst du jeden Tag dein Leben«, sagte ich sanft. Mir war nicht klar, worauf sie hinauswollte.
    »Das ist das Leben, für das ich mich entschieden habe. Aber will ich mir immer um jemand anderen Sorgen machen? Das ist mehr, als ich ertragen kann, Nico.«
    »Was willst du mir damit sagen?«
    »Ich würde sagen, dass wir eine Vereinbarung hatten, und ich wusste, dass ich mich nicht damit begnügen wollte.«
    »Eine Vereinbarung?«
    »Wir wollten eine lockere Beziehung haben, kein Zwang, kein Druck, keine Bedingungen, richtig? Aber ich bin ein bisschen zu tief hineingerutscht, und ich wusste, dass das für keinen von uns beiden gut sein würde.«
    »Ist es das, was du dir selbst eingeredet hast?«
    »Müssen wir das wirklich machen?«
    Ich musste unwillkürlich an all das denken, was zwischenuns unausgesprochen geblieben war. »Davon hast du nie ein Wort gesagt.« Mehr brachte ich nicht heraus.
    Sie zuckte nur mit den Schultern und blieb stumm.
    Wir fuhren über ein endloses, monotones Stück eines dreispurigen Highways, irgendwo westlich von Chelmsford, vorbei an Meilen über Meilen von kargem Nadelwald, der sich auf beiden Seiten des Highways steil erhob. Die durchbrochenen weißen Fahrbahnmarkierungen waren bereits ziemlich abgefahren, und das einzige Geräusch war das Summen des Highways, ein schwaches, rhythmisches Dröhnen.
    »Man hat mich nicht gebeten, nach Seattle zu gehen«, sagte sie schließlich leise. »Ich habe eine Versetzung beantragt.«
    »Okay«, antwortete ich. Mein Gesicht schien taub zu werden, als hätte mich ein kalter Wind aus dem Fenster getroffen.
    »Ich musste einfach aussteigen. Ich habe geglaubt, meine Zukunft vor mir zu sehen, und das hat mir Angst gemacht. Weil ich gesehen habe, was meine Mutter durchgemacht hat. Wahrscheinlich sollte ich einen Wirtschaftsprüfer heiraten, weißt du?«
    Eine Weile sprach keiner von uns.
    Mittlerweile fuhren wir über die Route 12 North, die eine Verkehrsschlagader zu sein schien. Auf der anderen Seite der Straße waren ein
Staples
und ein
Marshalls
. Ein
Bickford- Restaurant
warb mit »Frühstück rund um die Uhr«, was offenbar nicht für zwei Uhr morgens galt. Ein

Weitere Kostenlose Bücher