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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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…«
    »So etwas wie ihren Low-Country-Topf gibt’s nirgendwo sonst.«
    »Das hatte ich noch nie, ist aber bestimmt gut. Die Südstaatenküche ist die beste, nicht wahr? Ich vermisse sie so.«
    »Nun denn«, sagte ich und stand auf. »Ich bin froh, dass Sie hereingeschaut haben. Das war bestimmt nicht leicht für Sie, aber es war auf jeden Fall hilfreich.«
    Belinda blieb sitzen. »Ich weiß, wie die Leute über mich reden. Ich weiß, dass es Leute gibt, die denken, ich wäre nur hinter dem Geld her, weil ich einen reichen Mann geheiratet habe. Aber ich habe Marshall nicht seines Geldes wegen geheiratet. Ich will nur sein Bestes. Und ich will das Mädchen zurück, Nick. Um jeden Preis.«
     
    Nachdem sie gegangen war, bat ich Dorothy, hereinzukommen.
    »Haben Sie schon einmal jemanden aus Georgia getroffen, der lieber Diet-Pepsi als Coca-Cola trinkt?«, fragte ich.
    »Es muss irgendwo jemanden geben, klar. Aber getroffen, nein, hab ich nicht. Und mir ist mit Sicherheit noch niemand aus Georgia begegnet, der das Wort ›Limo‹ benutzt. Softdrinks sind da unten immer nur ›Coke‹. Und Sie waren in Wahrheit auch noch nie mit einer Frau aus Barnesville zusammen, oder?«
    »Nein. Und ein Restaurant
Brownie’s
gibt es dort auch nicht.«
    »Die Sache mit dem Low-Country-Topf war klasse, Nick. Wenn man den noch nie gegessen hat, dann kommt man nicht aus Georgia. Worüber sind Sie zuerst gestolpert?«
    »Ihr Akzent ist falsch. Sie verschluckt das R. So sprechen Leute aus Georgia nicht.«
    »Auch wahr. Sie ist also nicht aus Georgia, oder?«
    »Ich glaube, sie ist noch nicht mal aus den Südstaaten.«
    »Aber warum tut sie so als ob?«
    »Das würde ich auch gern wissen. Könnten Sie da mal ein bisschen nachhaken?«
    »Hab schon damit angefangen«, meinte Dorothy. »Gleich nachdem sie ›Diet-Pepsi‹ gesagt hat.«

53. KAPITEL
    Im Gegensatz zu Belinda Marcus hatte Francine Heller nie die Frau eines reichen Mannes sein wollen.
    Meine Mutter hatte dieselbe Highschool im Staat New York besucht wie mein Vater. Sie war die Hübscheste in der Klasse gewesen. Auf ihren alten Fotos sah sie aus wie Grace Kelly. Während mein Vater, höflich ausgedrückt, nicht gerade Gregory Peck war.
    Mit dem Moment, als Victor Heller sie zum ersten Mal sah, startete er einen wahren Feldzug, um sie für sich zu gewinnen. Mein Vater war ein Heißsporn, ein Charmeur und Schmeichler. Er war eine Naturgewalt. Und was er sich in den Kopf gesetzt hatte, erreichte er auch.
    Zu guter Letzt bekam er natürlich auch Francine, und kaum hatte er sie, sperrte er sie jahrzehntelang in einen goldenen Käfig.
    Was er in ihr sah, drängte sich förmlich auf – ihre elfenhafte Grazie und ihr würdevolles, geradezu majestätisches Auftreten, gepaart mit entwaffnender, anziehender Offenheit. Weniger klar war, was sie an ihm fand, wenn man einmal von der unerbittlichen und maßlosen Raserei absieht, mit der er sie für sich beanspruchte. Aber vielleicht war gar nicht mehr als das nötig, um ein unsicheres Mädchen für sich zu gewinnen. Für sie war das Gefühl wichtig, gebrauchtzu werden. Ihre Eltern waren geschieden, ihre Mutter war in die Nähe von Boston gezogen, und die Töchter waren bei ihrem Vater geblieben, weil sie nicht die Schule wechseln wollten. Sie pendelten immer zwischen ihren Elternteilen hin und her; vielleicht sehnte Francine sich nach Stabilität.
    Geld spielte bei der ganzen Sache mit Sicherheit keine Rolle, und ich glaube, sie hat nie richtig verstanden, warum Victor so darauf versessen war. Ihr Vater, der als Jurist beim Staat New York arbeitete, hätte Teebeutel zweimal verwendet, um ein paar Cent zu sparen.
    Diese Verbindung war nicht gerade im Himmel geschlossen worden. Mit der dunklen Eminenz der Wall Street verheiratet zu sein, erwies sich als Vollzeitjob. Sie musste endlos Galas und Cocktail-Partys besuchen. Bei jeder Wohltätigkeitsveranstaltung tauchten die Namen von Mr. und Mrs. Heller unvermeidlich auf dem gedruckten Programm in der Liste der großzügigsten Spender auf. Es reichte ihnen nicht, nur Mäzene, Sponsoren oder Fördermitglieder zu sein. Nein, sie waren immer die Stifter, Aufsichtsratsmitglieder, Vorsitzenden der Gremien und Gesellschaften.
    Dabei wäre meine Mutter am liebsten mit ihren beiden Jungs zu Hause geblieben, mit mir und Roger.
    Mein Vater verschwand, als ich dreizehn war. Ein Justizflüchtling mit siebenunddreißig Anklagen wegen finanzieller Verfehlungen, die ihm an den Fersen hingen wie eine Hundemeute. Er

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