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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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»Er kriegt noch einen Herzinfarkt.« Sie trug ein hellbraunes Leinentop mit einem weiten, runden Ausschnitt, der mit Pailletten besetzt war. Um die Taille herum hatte das Top so etwas wie eine Glockenform. Sie streckte ihre dünnen Arme aus und umarmte mich. Ihr Parfüm roch wie ein Lufterfrischer für Highway-Toiletten.
    »Entschuldigen Sie, Belinda, hatten wir eine Verabredung?«
    Sie setzte sich und schlug die Beine übereinander. »Nein, hatten wir nicht, Nick. Aber wir müssen miteinander reden.«
    »Einen kleinen Moment, bitte.« Ich drehte meinen Stuhl und schrieb eine Kurznachricht an Dorothy:
    BRAUCHE INFOS ÜBER BELINDA MARCUS. ASAP.
    WIE SCHNELL? Antwortete sie nur Sekunden später.
    UMGEHEND. ALLES, WAS SIE KRIEGEN.
    »Jetzt bin ich für Sie da«, sagte ich. »Darf ich Ihnen eine Coke bringen?«
    »Ich trinke keine Limo, nur Diet-Pepsi, aber ich brauche jetzt kein Koffein. Nick, ich weiß, ich hätte Sie vorher anrufen sollen, aber Marshall musste ins Büro, und er hat mich mitgenommen. Ich habe ihm erzählt, ich hätte vor, eine Freundin auf einen Kaffee in Back Bay zu treffen.«
    »Warum musste er ins Büro?«
    Belinda schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, dass es etwas mit Alexa zu tun hat. Es muss einfach so sein. Nick, ichmöchte mit Ihnen sprechen, seit dieser Alptraum begonnen hat. Unter vier Augen, ohne Marshall.«
    Ich nickte.
    »Es kommt mir vor, als würde ich ihn hintergehen, und wahrscheinlich würde er mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich mit Ihnen rede. Aber ich … ich bin mit meinem Latein am Ende.
Irgendjemand
muss etwas sagen. Mir ist bewusst, dass Marshall ein guter, alter Freund von Ihnen ist und Sie mich kaum kennen, völlig klar, aber würden Sie mir
bitte
versprechen, dass Marshall nie erfährt, dass wir miteinander gesprochen haben?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, hielt den Atem an und wartete auf meine Antwort.
    Ich ließ mir einen Moment Zeit. »Okay.«
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Danke. Nick, Sie müssen wissen, dass Marshall unter sehr großem Druck steht. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als seine geliebte Tochter zurückzubekommen, aber man … man erlaubt ihm nicht herzugeben, was die Entführer verlangen, und das zerreißt ihn innerlich.«
    »Wer ist ›man‹?«
    Sie schaute mich nervös an. »David Schechter.«
    »Woher wissen Sie das? Spricht er mit Ihnen darüber?«
    »Nein. Ich habe nur gehört … wie sie gestritten haben. Ich habe gehört, wie Marshall ihn angefleht hat; es hätte Ihnen das Herz gebrochen, wenn Sie das gehört hätten.«
    »Dann wissen Sie also, was Mercury ist?«
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Weiß ich nicht. Ich glaube, es ist irgendeine Akte, aber ich habe keine Ahnung, worum es darin geht. Es ist mir egal, ob es sich um die Lösung vom nächsten Sonntags-Kreuzworträtsel der New York Times handelt oder um Atomwaffencodes. Wir müssen es ihnen geben. Wir müssen das Mädchen freibekommen.«
    »Und warum erzählen Sie mir das?«
    Belinda betrachtete ihre Fingernägel. Sie sahen aus wie frisch manikürt. Die Farbe passte zu ihrer Bluse. »Marshall steckt so tief in Schwierigkeiten, und ich wusste nicht, an wen sonst ich mich hätte wenden können.«
    Ich schaute auf meinen Computermonitor. Dort hatte sich eine Kurznachricht von Dorothy geöffnet. Ein paar Zeilen Text.
    »Ich bin sicher, dass er Ihnen vertraut«, sagte ich. »Sie sind jetzt seit, wie war das noch, seit drei Jahren mit ihm verheiratet, stimmt’s?«
    Belinda nickte.
    »Sie waren Stewardess, als Sie Marshall kennenlernten?«
    Sie nickte und lächelte. Ihr Lächeln war beschämt und reumütig, verlegen und zufrieden. Alles auf einmal.
    »Er hat mich gerettet«, sagte sie. »Ich habe das Fliegen immer gehasst.«
    »Ihr Akzent klingt nach Georgia.«
    »Wirklich, sehr gut, Nick«, meinte sie anerkennend. »Ich komme aus einer Kleinstadt namens Barnesville.«
    »Ach, was Sie nicht sagen! Barnesville in Georgia? Ich liebe Barnesville.«
    »Sie waren schon mal da? Wirklich?«
    »Aber sicher. Ich bin ein paar Mal mit einem Mädchen aus Barnesville ausgegangen. War X-Mal da und habe ihre Eltern, ihre Brüder und Schwestern kennengelernt.«
    Belinda wirkte nicht besonders interessiert. »Wie hieß sie denn? Da unten kennt jeder jeden.«
    »Purcell. Cindy Purcell.«
    Belinda schüttelte den Kopf. »Sie muss viel jünger sein als ich.«
    »Aber Sie haben bestimmt schon mal im Restaurant ihrer Eltern gegessen. Im Brownie’s.«
    »Oh, sicher. Aber, Nick

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