Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
entstanden die zwei Makulaturblätter des Anhanges. Das zerrissene Heft war aber nichts anderes als die Biographie Johannes Kreislers. Es folgt eine eingehende Beweisführung über die Existenz des Katers in Form einer unendlich weit verzweigten Disposition. Die Vorrede schließt damit, daß Schiff seinen eigenen bis dahin gebrauchten ernsten, wissenschaftlich tuenden Ton verwirft und (als echter Romantiker) »das freundliche Antlitz der geliebten Ironie« zu Hilfe ruft.
    Im ersten Abschnitt geht Murr auf Reisen. Das Werk fährt unmittelbar dort fort, wo Hoffmann aufgehört hat. Meister Abraham klagt, daß die weiße Glaskugel seit dem Verschwinden der Chiara nicht wieder ertönte. Er ist ganz melancholisch, ebenso wie Kreisler, von dem der Kater es fühlt, daß ihn sein musikalischer Enthusiasmus zum Wahnsinn treiben müsse. Um ihn diesem zu entreißen, schilt er seine musikalische Begeisterung, die nicht der höchste Zweck des Daseins sei; denn wäre sie das, so hätte sie nicht einem einzelnen Menschen wie Kreisler zuteil werden dürfen, sondern allen Menschen, damit der Schöpfer gegen die anderen Geschöpfe nicht ungerecht hätte erscheinen müssen. Diese Argumentation versetzt Kreisler in solche Wut, daß er den Kater schlägt, der mit Mühe entwischt und nun beschließt, in die Welt zu gehen. Der Anfang seiner Wanderung entzückt ihn, nur der Hunger quält ihn. Plötzlich sieht er Abraham, der ihn mit Kreisler zu versöhnen sucht. Abraham eröffnet Murr, daß er der Sohn einer Prinzessin sei, die, in eine weiße Katze verwandelt, von einem Kater entführt worden sei. Er verschafft ihm ein leckeres Mahl und fordert ihn auf, nach einem Schmetterlinge zu haschen; wenn er ihn erreiche, so werde er ein Prinz sein und die schönste Prinzessin werde ihm gehören. Der Kater setzt zum Sprunge an, da sieht er sich von Hunden verfolgt. Er bittet einen Herrn und eine Dame, die im Wagen fahren, ihn aufzunehmen. Es geschieht. Als Verfasser der »Lebensansichten«, die Hoffmann herausgegeben hat, wird er freundlich auf das Schloß des Paares geladen. In dem Wirtshaus, in dem bald darauf gespeist wird, sind anwesende Bauern über Murr erbost, da sie sein Benehmen und seine Fähigkeit zu sprechen, für Hexerei halten, die sie nicht dulden wollen. Sie bewerfen ihn mit Steinen, er muß flüchten, was den Grafen sehr betrübt, der sich schon früher vergeblich bemüht hatte, den Gespensterglauben unter seinen Untertanen zu vertreiben. In einer Soiree, bei der die bedeutendsten Literaten zugegen sind, gibt Murr Aufschlüsse über die Abfassung seines Erstlingswerkes. Er kommt ins Theater, worüber die Zeitungen ausführlich berichten. »Der Hund des Aubri« wird gegeben, aber der Pudel, den man bewundern wollte, tritt hinter dem Interesse der Zuschauer für den Kater zurück. Das Zeitungsblatt, das seinen Ruhm verkündet, sendet Murr an Kreisler. Er spricht sich in seinem Briefe an ihn auch eingehend über die Gestalt des Baron von Wallborn (in Fouqués »Gefühle, Bilder und Ansichten«. 1819, Seite 145) aus. Auf die Naturphilosophie fallen immerfort Ausfälle. Dem Kater wird bewiesen, daß es nach den Lehren der Naturphilosophien mehr Geschöpfe seiner Art gebe. Endlich wird ihm in Aussicht gestellt, über seine tierischen Schicksalsgenossen unterrichtet zu werden. Da bricht das Fragment ganz unvermutet ab [Fußnote: Ein Bruchstück daraus ist abgedruckt In Pappes »Lesefrüchten« 1825, III. Band, 2. Stück, Seite 337–347. ] .
    In diese Geschichte sind »Makulaturblätter« eingeschaltet, die mit Hoffmanns Erzählung nichts zu tun haben. Ein glänzendes Fest am herzoglichen Hofe. Der Prinz Ludowigo küßt eine Sängerin Giovanina, mit der sein Vertrauter Laelio im tête-à-tête gewesen war. Ein Hofnarr, der bei Shakespeare in die Schule gegangen ist (Wortgefechte sind seine liebste Unterhaltung), bittet, seiner Funktion enthoben zu werden, da er sich zu alt fühle. Der Prinz Ludowigo ist mit seinem Los unzufrieden, er verzweifelt an Gott und verschmäht seine Unendlichkeit. Da bemerkt er nachts im Garten eine schlafende Schöne, und das entreißt ihn seiner Verzweiflung. Er bittet sie um ihre Liebe, sie stößt ihn zurück. Laelio grollt ihm, da er bei Giovanina keine Erhörung findet, die meint, der Prinz küsse ganz anders als er. Deren Mutter hat eine phantastische Oper komponiert, die das zum Inhalt hat, was der Prinz Ludowigo einmal geträumt hat. Die Heldin der Oper erklärt ihrer Mutter, daß sie den Prinzen, ihre

Weitere Kostenlose Bücher