Lebensbilder I (German Edition)
Kunst und sie (die Mutter) als eine Einheit liebe. Die Mutter flucht ihr, wenn sie den Prinzen erhöre. Die Liebesgeschichte zwischen dem Prinzen und einer Sängerin Paula, die plötzlich unmotiviert erzählt wird, ist durchaus verworren. Die Mutter ist gegen diese heiße Liebe; da erkrankt sie am Nervenfieber und stirbt. Die Tochter klagt sich an, daß sie die Mutter durch ihre Liebe ins Grab gebracht habe. Sie gibt dem Prinzen den Abschied, um das Gebot ihrer Mutter, sich mit dem Prinzen nicht einzulassen, nicht zu übertreten. Der Prinz will erst sterben, dann Einsiedler werden. Da er aber eine irdische Liebe im Herzen trägt, gerät er in Konflikt mit einem Einsiedler, der die Inquisition anrufen will, um einen von dem Prinzen einem Muttergottesbild angeblich angetanenen Schimpf zu rächen. Von Paula kann Ludowigo nicht lassen, daneben liebt er auch Giovanina. Die erstere sucht ihn zu fesseln, die zweite ist unnahbar. Fast mit Gewalt reißt er Paula an sich, die ihm flucht. Da erschießt sich Ludowigo. Nun verzweifelt auch Paula, die das Schreckliche nicht geahnt hatte. Sie wird wahnsinnig, und diese ergreifende Szene hat Schiff wirklich vortrefflich ausgemalt, wie er immer in grausigen Wahnsinnsszenen erschütternde Wirkungen zu erzielen verstanden hat. –
Einen dritten Teil dieses kaum entwirrbaren Buches bildet die Biographie Kreislers. Schiff hatte nicht die Fähigkeit, diese Biographie so in die Reiseberichte des Katers und die Liebesgeschichte des Prinzen einzuspinnen, daß er zwei eingeschachtelte Erzählungen hätte gestalten können. Deshalb nimmt er zu dem Ausweg seine Zuflucht, daß er diese Biographie anhangsweise mitzuteilen – – – vorgibt . Denn in Wirklichkeit hat er es damit gar nicht eilig, sondern er läßt Meister Abraham Kreislern eine Geschichte erzählen. Also wieder eine Binnennovelle in der eigentlichen Erzählung. Diese eingeschobene Novelle soll Kreisler beweisen, wie im Leben jede Sehnsucht unbefriedigt bleiben müsse. Bekanntlich ist Abraham bei Hoffmann in Neapel mit den fürstlichen Brüdern oft in Berührung gekommen. Nun weilt der Prinz Hektor in Neapel und belauscht, wie eine Zigeunerin der Prinzessin Angela prophezeit, daß sie aus einer Verwünschung erlöst werden solle, wenn sich ein Prinz in sie verliebe und sie befreie. Kaum hat sie das ausgesprochen, als der Prinz hervorstürzt und der verzauberten Prinzessin seine Liebe gesteht. Die Zigeunerin nennt ihn sofort beim Namen und wirft ihm seine Flatterhaftigkeit vor. Das setzt ihn so in Erstaunen, daß er erklärt, er sei von diesem Augenblicke an ein anderer. Bald aber kommt er mit seinem Gefühl in Widerspruch und bereut sein Versprechen. Natürlich ist Angela niemand anders als Angela Benzoni, die Tochter des Fürsten Irenäus und der Rätin. Diese Angela wird bekanntlich der Zigeunerin Magdala Sigrun übergeben, die Mittel treffen soll, den Flecken der Geburt, der auf dieser fürstlichen Tochter ruht, auszulöschen. – Dem Prinzen fehlt leider der ernste Wille dazu, sein Herz sprechen zu lassen. Plötzlich überkommt ihn wieder das Gefühl der Liebe für die unbekannte Prinzessin, aber nun weiß er sie nicht aufzufinden. Da kommt Abraham nach Neapel, um dort seine Kunststücke zu zeigen. Die Zigeunerin besitzt den Ruf, jedermann die volle Wahrheit zu verkünden. Abraham ist überzeugt, daß seine Chiara dahinterstecken müsse, die allein ein fremdes Wesen völlig durchschauen könne. Er und der Prinz treffen zusammen, und nun, da Hektor Abraham alles erzählt, weiß dieser sofort, daß die Chiara hier sein müsse. Er forscht die alte Zigeunerin aus und erkennt Angela, die sich seiner auch dunkel aus ihrer Kindheit erinnert. Inzwischen hat die alte Zigeunerin, um des alten Fürsten Wunsch zu erfüllen, und da Hektor unschlüssig ist, die Prinzessin mit dem Prinzen Antonio verheiratet. Hektor ist sehr erbittert, zumal er mit Antonio, seinem Bruder, nie auf gutem Fuße stand. Es klingt leise das Motiv aus der »Braut von Messina« an: Zwei Brüder, die unerkannt dasselbe Mädchen lieben. Aber bald erfährt Hektor, daß Antonio mit Angela verheiratet sei. Er schleicht in ihre Wohnung, findet dort Antonio und ersticht ihn. (Schiff war unfähig, etwas anders als tragisch ausgehen zu lassen; hier war diese Lösung gewiß nicht am Platze.) Auch Angela stirbt auf sehr eigenartige Weise durch Gift, das ihr Antonio in ein Medaillon gegeben hat. Dieses Gift wird durch Körperwärme flüssig. (!) So endet also Hoffmanns
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