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Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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muß von dem General abgewiesen werden, und zwar deshalb, weil dieser das Mädchen schon vor vielen Jahren einem andern versprochen hat. Diese Abweisung empört Varinkas Stolz, sie ergibt sich Fedor, was von einem Kammerdiener dem General verraten wird. Dieser will in das Zimmer des Mädchens eindringen, wo sich gerade Fedor aufhält, der mühsam in einem schweren Kasten verborgen wird. Während der General lange die Zimmer untersucht und dann, da er nichts findet, eine halbe Stunde lang eine englische Abhandlung vorträgt, erstickt Fedor. Varinka und ihr Kammermädchen wissen sich keinen anderen Rat, als daß sie den Toten von dem Kutscher Peter fortschaffen lassen. Peter gilt als verschwiegen. Da er aber nach der Tat mit Geld sehr verschwenderisch umgeht, fällt das dem Kammerdiener auf, der ohnehin Verdacht hat, und er sucht, Peter zum Sprechen zu bewegen. Sie befinden sich einmal im roten Kabak (=Schenke), wo Peter wettet, er vermöge es, sein Fräulein zum Besuch der Schenke zu bewegen. Sie muß dies tatsächlich tun, da sie fürchtet, Peter könnte im Rausch verraten, daß sie eigentlich einen Mord (dessen sie sich selbst anklagt, übrigens fürchtet sie natürlich auch um ihren guten Ruf) verübt habe. Sie geht in die rote Schenke, bringt einen mit Opium vermischten Likör mit und gibt ihn den Anwesenden zu trinken; diese sinken in Schlaf, und dann zündet Varinka die Schenke an, wobei alle Anwesenden umkommen. Sie geht nach Hause, macht den Karneval lustig mit, aber in den Fasten erfaßt sie Reue, sie beichtet, und da der Pope ihr die Absolution nicht geben will, ist sie ganz verzweifelt. Durch diesen Popen kommt die Geschichte an den Tag; er verletzt das Beichtgeheimnis seiner Frau gegenüber (das Motiv aus Chamissos »Die Sonne bringt es an den Tag«), ihr Kind belauscht das Gespräch, und einmal in einer Kirche beschuldigt dieses Varinka, daß sie die rote Schenke habe anzünden lassen. Varinka geht in ein Kloster, wo sie büßt und bereut.
    Diese »Varinka«, mit ihren wilden und brutalen Effekten, bedeutet bereits eine starke Abkehr Schiffs von den Wegen der romantischen Poesie. Allerdings könnte man in der Heldin eine Gestalt sehen, die ein Abbild der bei den Romantikern so oft vorgeführten Amazonen ist. Denn die vor nichts zurückschreckende Grausamkeit und Kälte Varinkas macht sie einer Penthesilea und Wanda nicht unähnlich. Auch das slavische Milieu ergibt einen Anklang an romantische Vorbilder. Aber die ganze Entwicklung des Themas, vor allem die Hingabe der Heldin in freier Liebe, bekundet schon aufs stärkste, daß Schiff sich den Einwirkungen der Tendenzen des »jungen Deutschland« nicht ganz zu entziehen vermochte. Varinka stellt noch eine Mischung romantischer und jungdeutscher Dichtweise dar. (Der versöhnende Schluß, das Zurückziehen in ein Kloster, ist sicherlich wieder durchaus romantisch.) Zwischen diesen beiden Extremen pendelte Schiffs Novellistik jetzt immer hin und her. Ein 1835 erschienenes Bändchen, das fünf ungleichwertige und ungleichartige Erzählungen vereinigte, denen der Autor den gespreizten Titel »Novellen und Nichtnovellen« gab (er meinte unter den Nichtnovellen Märchen), offenbart dieses Schwanken aufs deutlichste. Rein romantische Märchen stehen neben einer brutalen Tendenznovelle. Wie von einem strahlenden Abendsonnenglanze übergoldet, grüßt aus diesem Band noch Schiffs letztes rein romantisches Gebilde, das feine, zarte Märchen »Der Kristall«, als sein warmer Abschied von der Dichtung seiner Jugend. In diesem Märchen zeigt er, wie ausgezeichnet er das Erbe der Romantiker hätte verwalten können, wenn ihm die Zeit und ihr Geschmack mehr entgegengekommen wären. Es ist eine einfache Liebesgeschichte zweier jungen Menschen, die sich wegen ihrer Armut nicht heiraten können. Die Eltern versprechen ihre Tochter einem reichen Jüngling. Das Mädchen träumt, eine Zauberin überbringe ihm einen Kristall, der ihm die Zukunft offenbare. Diese ist traurig genug; denn der verschmähte arme Geliebte werde es erschießen und sich dann selbst den Tod geben. Diesen Traum glaubt die Braut, wirklich erlebt zu haben, und es ist plastisch und glaubhaft dargestellt, wie sie sich in diese Phantasie immer mehr hineinredet, bis sie zugrunde geht. In diese Geschichte spielt das alte lukianische Thema von der vergessenen Entzauberungsformel ebenso wirksam hinein, wie in ein zweites Märchen, »Alban und Alba«, das Hoffmannsche Doppelgänger- und das Oberonmotiv von der

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