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Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Verdacht, daß der Minister die Schwester seines Herzogs liebe, zu entkräften. Peinlich berührt schon in dieser Vorgeschichte, die stark in Sentimentalität getaucht ist, zweierlei: einmal, daß der Herzog nichts anderes zu tun hat, als einen Preis für den auszusetzen, der hinter das Geheimnis der Liebe seines Ministers komme (was taktlos ist und ihn nichts kümmern sollte), zweitens aber, daß der Bräutigam durch einen schwach motivierten Zufall horchend erfährt, seine Braut sei früher einmal dem Minister freundschaftlich zugetan gewesen. Durch Horchen Aufklärungen zu erhalten, ist immer ein naiver, wenig glaubwürdiger Zug. Noch abgeschmackter wird dieses Motiv dadurch, daß der Bräutigam zwar zuerst fest daran glaubt, seine Braut habe ihn belogen, ihr auch die heftigsten Vorwürfe zuschleudert, aber plötzlich, ohne daß man wüßte, warum, ihr alles abbittet. Damit wäre die Geschichte zu Ende, wenn nicht ein sehr stolzer Bruder der Braut seine Schwester noch immer für beschimpft hielte und die Hochzeit nicht stattfinden ließe. Inzwischen bekommt der Bräutigam die Aufklärung, daß der Minister sich einen Scherz mit seiner Braut erlaubt habe. Er stellt ihn zur Rede und erhält für sein Stillschweigen Geld angeboten. Nun folgen entsetzliche Tiraden über Bürgerstolz und Bürgerehre, die nicht um Geld feil seien. Der Minister wird dadurch so gerührt, daß er widerrufen will. Freilich auf die Aufforderung, zu bekennen, wo er in jener Nacht, als ihn der ganze Hof suchte, gewesen sei, kann er, um die Herzogsschwester nicht zu kompromittieren, nicht eingehen. Da ihm Arnstein droht, will er ihn verhaften lassen, um vor ihm sicher zu sein. Aber dieser Plan mißlingt, und der Bräutigam stiehlt im Zimmer der Herzogsschwester einen Brief des Ministers, der diesen kompromittieren muß. Darauf läßt ihn der Minister erschießen. Aber durch das von Arnstein gestohlene Schreiben, das er seiner Braut noch vor seiner Ermordung übergeben hat, kommt alles an den Tag. Der Minister wird als Mörder verhaftet und nur insoweit begnadigt, als ihm der Fürst Gift in das Gefängnis mitgibt, an dem er wohl sterben wird.
    Diese Tragödie steht im vollen Widerspruche zu Schiffs sonstigen Anschauungen. Hier bricht seine antiromantische, demokratische Gesinnung wiederholt durch. Sogar der Minister hat demokratische Anwandlungen, müßte also darüber von Arnstein nicht belehrt werden. Eine Reihe von Fragen findet in dem Stücke keine Beantwortung. Warum muß Hugo Arnstein unschuldig sterben? Warum muß seine Braut Helene leiden, indem sie den Bräutigam verliert, sie, die doch gewiß nichts getan hat? Sie ist eine zweite Agnes Bernauer, nur daß nicht ihr Leben mit dem gewaltsamen Tode endigt, sondern das ihres Bräutigams, wie ja Schiff auch schon in der »Agnes Bernauerin« Albrecht sterben ließ. –
    Von dem Lustspieldichter Schiff läßt sich ebensowenig Erfreuliches berichten, wie von dem ernsten Dramatiker. Sein »Aprilmärchen« oder »Der gefährliche Harnisch« ist kaum ein Aprilmärchen, weit eher ein recht langweiliger Aprilscherz.
    Dieses weniger phantastische als parodistische Lustspiel, das mit Tieckschen Mitteln, aber nicht mit Tiecks Urkraft die Motive der spanischen Ritterstücke zu verspotten sucht, zeigt, wie Schiff zum Bühnendichter eigentlich alles fehlte. Er ist auch als Dramatiker Novellist, der endlose Reden für dramatisches Geschehen hält. Das Motiv des Stückes wäre nicht so übel. Es ist eine Parodie auf den Cidstoff, indem diesmal nicht ein toter Held den Mauren derartigen Schrecken einjagt, daß sie schon bei seinem Anblicke fliehen, sondern bloß die Rüstung eines siegreichen Heerführers, der sie aber einem feigen Seneschall umlegt, während er selbst zu einem Stelldichein mit einer sehr phantastischen Prinzessin eilt, in deren Dienst und zu deren Ruhm er alle seine Taten verrichtet. Manches ist in dem Stück lustig, und fast Shakespearischer Humor blitzt an ein paar Stellen auf. Aber wenn man auch über den Seneschall, das getreue Abbild des Shakespearischen Tobias von Rülp manchmal herzlich lachen kann, allmählich arten die beständigen Reden der Personen zu sehr ins Breitspurige aus, als daß man mit Behagen den Vorgängen folgen könnte. Wo Schiffs derber Humor durchbricht, ist das Stück am wirksamsten. Nur die fortwährenden Kopien der Manier Tiecks und Shakespeares werden lästig, und eine Schlußapostrophe, ganz nach dem Muster von »Was ihr wollt«, aber leider in etwas

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