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Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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abändern, und nun wird also das Mädchen, das alle leibhaftig kennen, als Gottesmutter verehrt. Bald aber wollen auch die anderen Mädchen als Gottesmütter angebetet werden, und der Maler überzeichnet immer seine eigenen Bilder, bis ihm dies lästig fällt und er aus dem Kloster mit großen Wertgegenständen fliehen will. Er wird aber entdeckt, in den Kerker geworfen, aus dem ihn der Teufel befreit, unter der Bedingung, daß er ihn selbst auf dem Altarbilde liebenswürdiger darstelle. Der Maler tut das. Bald glaubt man im Kloster an seine Unschuld, da sich der Teufel statt des gefangenen Malers in den Kerker begeben hat, wo ihn der Bischof exorzisiert. Der Maler wird Bischof und Erzbischof, alles aber als Freund des Teufels. Und da er als Erzbischof stirbt, setzt ihm der Teufel ein Grabmal mit der Inschrift: »Hier ruht mein bester Freund.«
    Schon aus dieser Schlußpointe läßt sich der christentumsfeindliche Charakter der Absichten Schiffs gut erkennen: wenn das Eingreifen des Teufels und sein steter Beistand einem sehr weltlich gesinnten Maler zu den höchsten Ehrenstellen in der kirchlichen Hierarchie verhelfen kann [Fußnote: Der Teufel als Helfer auch in »Ohnespaß«. ] , so liegt darin ebenso eine satirische Spitze, wie in dem Motiv, daß man irgendein beliebiges Mädchen als Modell für ein Marienbild, das dann angebetet wird, verwenden könne. Vor allem zeigt aber der Zug, daß es der Eitelkeit von zwanzig jungen Mädchen sehr schmeichelt, als Gottesmütter dargestellt zu werden, und daß der Maler bei Ausführung eines Bildes nicht von göttlicher Inspiration, sondern von sehr irdischen Wünschen geleitet wird, welch starke Veränderung in Schiffs Anschauung über den Katholizismus jetzt vor sich gegangen war. Denn jetzt stand er ihm durchaus feindlich und ironisch gegenüber. Er blieb auf dieser Stufe nicht stehen, sondern ging noch um einen bedeutsamen Schritt weiter. Charakteristisch hierfür ist es, daß er in demselben Jahre 1846 noch eine antikatholische Dichtung bearbeitete, nämlich Eugen Sues »Ewigen Juden« (ein Lieferungsroman: Leipzig 1846, bei Naumburg: mit zweiundvierzig Stahlstichen). Dazu wird ihn wohl nur der Haß des französischen Dichters gegen den Jesuitismus, den Schiff in seiner Bearbeitung noch verstärkt hat, veranlaßt haben [Fußnote: Von solchen populären, in Heftform erschienenen Werken lebte Schiff damals. 1846 veröffentlichte er die erste und zweite Lieferung einer volkstümlichen »Geschichte Napoleons« (mit zwei Stahlstichen, Leipzig 1846, Naumburg). Das ganze Werk – in fünf Lieferungen mit sechs Stahlstichen – erschien 1847. ] . Den Höhepunkt seiner antichristlichen Schriftstellerei erreichte er aber 1848 mit seinem besten und bekanntesten Werke, worin er in gleicher Weise Christentum und Judentum satirisch auf das bitterste verhöhnte. Es ist der komische Roman »Schief-Levinche mit seiner Kalle oder Polnische Wirtschaft«, ein Werk, das wieder bei Hoffmann und Campe erschien, nachdem Schiff 1847 aus Leipzig ausgewiesen worden und in seine Vaterstadt zurückgekehrt war. (Seine anhaltende Subsistenzlosigkeit hatte der Leipziger Polizei den willkommenen Anlaß hierfür geboten; seit 1835 verfuhr sie so mit allen im Verdacht des Liberalismus stehenden Schriftstellern, die nicht den Nachweis eines ausreichenden Unterhaltes erbringen konnten. Ein größeres Vergehen ließ sich Schiff nicht zuschulden kommen.)
    »Schief-Levinche« variiert das Motiv aus: »Des Teufels Schwabenstreich«, daß ein seiner kleinen Gemeinde wohlbekanntes Mädchen als Modell für ein Marienbild dient. Nur geht der Dichter hier insofern weiter, als ein Judenmädchen aus dem Ghetto als Mutter Gottes gemalt wird. Eine arge Blasphemie enthalten beide Wendungen, ob der Maler veranlaßt wird, ein Mädchen, das sich bei einem Bischof in Gunst zu setzen weiß, als Gottesmutter zu malen, oder ob er dies mit einem Judenmädchen tut. Beide Male beabsichtigt Schiff nur, zu zeigen, wie wenig göttlich die Personen seien, die im Bilde angebetet werden. (Noch ein drittes Mal in der »Waise von Tamaris« begegnet dieser Zug in Schiffs Dichtung.) Wie sehr er übrigens im »Schief-Levinche« von »Des Teufels Schwabenstreich« abhängig ist, beweist auch der Umstand, daß die Schönheit der beiden Heldinnen auf dieselbe Weise erhöht wird: Hunger und Mißhandlungen machen sie blasser, dadurch schöner, durchgeistigter, himmlischer. –
    Nun begnügt sich Schiff aber keineswegs damit, den Katholizismus

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