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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Bielendorfer
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Langsam blies er den Rauch wie eine Wand zwischen uns, die sofort von seiner Hand durchbrochen wurde, mit der er mir den Joint weiterreichte. Jetzt war ich dran, mit aufgesetzter Routine nahm ich den glimmenden Papiertrichter entgegen, zog daran und schnippte beiläufig die Asche ab. Widerlich. Wie Rucola in Motoröl. Mein Speichel verdickte sich zu einer klebrigen Masse, und der Rauch glitt kalt die Kehle hinab. Auch ich unterdrückte erfolgreich meinen Hustenreiz. Mir fiel auf, dass keiner von uns etwas gesagt hatte, seit wir den Laden betraten hatten. Jedes Wort fühlte sich zu viel an, jeder Ton unserer dünnen Postpubertätsstimmen hätte wie ein Bekenntnis geklungen, dass wir hier nichts zu suchen hatten.
    Mona Bauerfeind schluckte den Joint mehr, als sie daran zog, ihre Wangen blähten sich beim Einatmen wie ein Staubsaugerbeutel auf, dann war Hanna dran.
    Eigentlich wollte ich ihr ja nach ein wenig Kräuterentspannung endlich meine Liebe gestehen. Doch bisher war ich eher weniger entspannt, es fühlte sich an, als würde mein Augapfel von der Rückseite her jucken, vielleicht brauchte es noch mehr von dem Zeug, bis man relaxen konnte? Hanna zog den Joint fachmännisch durch, die aufglimmende Glut legte einen warmen Schimmer über ihr Gesicht. Sie schaute uns mit großen Augen an, und dann lachte sie schrill auf, ein Feueralarm von einer Stimme, erst ein leises »höhö«, das zu einem Lachanfall anschwoll. An einem Nebentisch hustete einer unserer Mitkonsumenten bedrohlich, wir waren wahrscheinlich kurz davor, mit einem Brokatkissen erschlagen zu werden.
    Die Vorstellung, mit einer kompletten Brokatbettstatt aus dem Coffeeshop geprügelt zu werden, brachte uns ebenfalls zum Lachen, woraus sich zusammen mit Hannas Gekicher ein Perpetuum mobile der Albernheit entwickelte.
    Plötzlich holte der Mann am Nebentisch, dessen Gesicht fast vollständig von einem Schatten geschluckt wurde, einen silbernen Gegenstand aus seiner Jacke und kratzte damit auf dem Tisch herum. Erst als sich der Rauch ein wenig verzog, sahen wir, dass es ein Messer war. Definitiv nicht das Modell, mit dem man Butterbrote schmierte, eher die Ausführung zum Krokodilhäuten. Das Kratzen legte sich schmerzhaft über das indische Gedudel, und auch unser Lachen verstummte.
    »Ich denk, wir gehen dann mal«, schlug Patrick vor, und wir stimmten alle stumm zu. Als ich aufstand, war klar, dass wir mit »Ganja Ghost« wohl den Witwenmacher unter den Joints geraucht hatten. Ich hatte statt Knochen nur noch Pudding in den Hosenbeinen. Unsicher taperten wir durch den Raum, selbst Patrick stützte sich an der Wand ab, während der Blick des Messermanns uns folgte wie ein Laserstrahl. Nur Mona schien das alles nicht viel auszumachen, anders als Hanna, Patrick und ich schlurfte sie eher gemächlich in Richtung Treppe. Spätestens da war dann auch ihr motorisches Limit erreicht, denn beim Versuch, die erste Treppenstufe zu nehmen, sackte sie ab und fiel fast die Wendeltreppe hinunter.
    Schlussendlich verließen wir einigermaßen heil den Laden, Hanna hatte sich bei Patrick eingehakt, ich hing huckepack wie ein Koalababy auf dem Rücken von Mona Bauerfeind, deren Kräfte wohl selbst den Tresenheini überraschten, der uns mit einem vielsagenden international verständlichen Lächeln verabschiedete.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Hanna und riss die Arme in die Höhe wie eine Marionette. Weiter als bis hierhin hatten wir den Abend nicht geplant. Die Nacht hatte sich mittlerweile wie ein schwarzes Tuch über Amsterdam gelegt, die Neonlichter der Kneipenmeile spiegelten sich grell im schwarzen Wasser der Grachten, ein einsamer Mond stand am wolkenlosen Himmel. Eigentlich fühlte ich mich hundemüde, und auch Patrick wirkte nicht gerade ganz frisch, seine Schultern hingen ungewöhnlich tief, und sein Gang hatte eine Schwere, als würde er durch Zement waten.
    »Hör mal, Hanna, ich glaub, wir sind alle irgendwie ein bisschen müde … die Fahrt, die Betten, na ja, und das Zeug gerade war ja auch nicht wirklich erfrischend …«, monologisierte ich an meiner nichtsahnenden Jugendliebe vorbei, ihre glasigen Augen fixierten mich, und ihr Lächeln erfror zu einer Eislandschaft, sie schien nicht zu verstehen, was ich sagen wollte.
    »Langweiler!«, kreischte sie einfach nur und drehte sich um. Meine Jugendliebe schien ein wenig irre geworden zu sein.
    »Dann muss ich die wohl alleine essen!«, sagte sie mit drohender Stimme und holte aus ihrer Tasche zwei der

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