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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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geschah. Ganz egal, ob es um Misshandlung ging oder Verkehrsunfälle oder irgendwelche Arten von Missbrauch. Sie wurde wegen psychischer Erschöpfung krankgeschrieben, das ist über zwei Jahre her. Im letzten Jahr hat sie überhaupt nicht gearbeitet.»
    Annika sah die Polizistin an und versuchte angestrengt, die Informationen, die sie erhalten hatte, zu strukturieren.
    Er quälte Julia, bis sie krank wurde. Er war ein notorischer Ehebrecher.
    Und wo kommt die Anklage wegen Misshandlung ins Bild?
    «Ich würde gerne nochmal einen Schritt zurückgehen», sagte Annika. «Können Sie ein bisschen mehr über Julia erzählen? Was geschah, als sie David kennenlernte?»
    Die Polizeiobermeisterin räusperte sich.
    «Auf der Polizeihochschule gab es eine Mädchenclique, die auch nach der Ausbildung zusammenhielt, aber Julia sonderte sich ab. Sie begann, sich anders zu kleiden, trug keine Jeans mehr. Wir waren beide aktiv bei den Jungen Sozialdemokraten, aber sie fing plötzlich an, die Rechtsliberalen zu wählen. Wir hatten eine Diskussion darüber, die damit endete, dass sie heulte. Am Anfang waren es lauter solche Kleinigkeiten …»
    Annika wartete stumm.
    «Nach Alexanders Geburt wurde es also schlimmer?», fragte sie schließlich, als Nina nicht weitersprach.
    «Ich wusste, dass da was nicht stimmte, aber in welchem Ausmaß, erkannte ich erst in den letzten Wochen vor dem Mord. David war extrem eifersüchtig, einmal hörte ich, wie er sie als ‹Hure› und ‹Schlampe› beschimpfte. Mindestens sieben Mal hat er sie in der Wohnung eingeschlossen, mir kam es so vor, als habe sie irgendwann aufgehört zu zählen. Einmal war sie vermutlich eine ganz Woche lang eingesperrt. Ein andermal hat er sie rausgeworfen und nackt im Treppenhaus stehenlassen. Sie war dermaßen unterkühlt, dass sie ins Krankenhaus musste. In der Notaufnahme hat sie angegeben, sie hätte sich beim Spaziergang auf dem Land verlaufen.»
    «Und das alles haben Sie erst so spät erfahren?»
    «Julia war in den letzten Jahren sehr labil, sie war sogar eine Weile in der Psychiatrie.
    Sie hat den Kontakt zu mir vermieden, aber ich habe sie oft besucht, wenn ich wusste, dass David Dienst hatte oder verreist war. Bei einem dieser Besuche habe ich auch entdeckt, dass sie in der Wohnung eingesperrt war. Erst da ist mir wirklich aufgegangen, wie es um sie stand.»
    «Warum hat sie ihn nicht angezeigt?»
    Nina lächelte traurig.
    «Wie Sie das sagen, hört es sich so einfach an. Ich wollte natürlich, dass sie es tut, ich habe ihr angeboten, ihr beizustehen. Vielleicht hat sie darum in seinen alten Unterlagen gekramt und die Anklagen wegen Misshandlung gefunden, sie bereitete sich darauf vor, auszubrechen.»
    «Und was war mit den ganzen Seitensprüngen und Affären? Hörten die irgendwann auf?»
    «Nein, im Gegenteil. Sie wurden immer schlimmer. Sogar David wurde es offenbar am Ende zu viel. Er hat Julia um Verzeihung gebeten, gesagt, es täte ihm alles so leid, aber das hatte er ja auch früher schon gesagt…»
    «Und was halten Sie von den Anklagen wegen Misshandlung? Hat er es getan?»
    Nina schnaubte verächtlich.
    «Was glauben Sie?», fragte sie.
    Annika überlegte.
    «Ich finde es merkwürdig, dass zwei unbedeutende Kleinkriminelle in genau die gleiche Situation geraten, mit genau dem gleichen Ausgang.»
    Nina musterte sie stumm, deshalb fuhr Annika fort:
    «Sie wurden schwer misshandelt, sagten bei allen Vernehmungen, dass David ihnen die Verletzungen beigebracht habe, blieben bei ihrer Geschichte bis zur Verhandlung, und dort widerriefen sie plötzlich alles. Ihre Geschichten stimmen außerdem in mehreren Details überein, beispielsweise, dass David sie beide angesprochen hat, indem er nach ihrem Namen fragte.»
    Nina starrte gegen die beschlagene Fensterscheibe.
    «Das ist mir auch aufgefallen», sagte sie leise. «Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich beide die gleiche Lüge ausgedacht haben, halte ich für minimal.»
    Dann blickte sie Annika an.
    «Sie schreiben doch nichts von alldem hier?»
    Annika betrachtete forschend ihr müdes Gesicht.
    «Warum haben Sie es mir erzählt, wenn Sie nicht wollen, dass es an die Öffentlichkeit kommt?»
    Nina schaute weg.
    «Meinetwegen können Sie es gerne auf alle Plakate drucken, aber das muss Julias Entscheidung bleiben. Ich weiß nicht, ob sie will, dass herauskommt, wie es ihr ergangen ist…»
    Nina stand auf und zog sich einen dunkelgrünen Regenmantel an.
    «Sie können die Informationen meinetwegen

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