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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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unterstützen, und manchmal war das gar nicht so einfach. Aber wenn es wirklich darauf ankam, konnte sie auf mich zählen, das wusste sie. Ich glaube, sie hatte vor, David zu verlassen. Sie hat nie etwas gesagt, aber ich hatte so ein Gefühl…»
    Sie rutschte noch dichter heran und senkte die Stimme zu einem Raunen.
    «Sind Ihnen irgendwelche Polizisten aufgefallen, als Sie hereingekommen sind?»
    Annika musterte ihr Gegenüber.
    «Sollte es das?»
    «Ich habe dieses Lokal ausgesucht, weil hierher normalerweise keine Kollegen kommen. David hat sich Julia gegenüber oft unglaublich mies benommen, und der Rest der Truppe ist keinen Deut besser. Und wie man sie im Moment behandelt, ist furchtbar. Ganz egal, was sie getan oder nicht getan hat, es ist längst beschlossene Sache, sie zu verurteilen. Sie wird nie einen fairen Prozess bekommen.»
    Die Espressomaschine hinter der Theke fauchte und zischte. Nina wartete ab, bis der Krach aufhörte.
    «Sie hatten recht mit dem, was Sie über Davids Kontrollzwang gesagt haben. Julia musste sich immer in Acht nehmen, wenn David in Hörweite war. Sie konnte nie ganz offen reden.»
    «Hat er sie geschlagen?», fragte Annika. Nina schüttelte den Kopf.
    «Niemals, er war ja nicht dumm. Aber er hat ihr gedroht, auch so, dass ich es mitbekommen konnte. Sagte, er würde ihr die Hölle heißmachen, wenn sie mit ihrem Arsch nicht zu Hause bliebe, und solche Sachen. Im einen Moment war er total süß und liebevoll, umarmte sie und küsste sie, auch wenn Leute dabei waren. Im nächsten Moment konnte er ihr solche gemeinen und beleidigenden Sachen an den Kopf werfen, dass sie fast heulen musste. Erst jagte er ihr Angst ein, und dann wieder tat es ihm leid, und er bat um Verzeihung. Julia ist kein starker Mensch, sie konnte dann einfach nicht hart bleiben. Und es wurde alles noch schlimmer, als sie herausfand, dass er sie ständig betrog …»
    Die Saftpresse lärmte los. Annika rückte ärgerlich ein Stück zur Seite, als die Frau hinter ihr jetzt mit dem Baby zur Toilette wollte.
    «Ständig?», sagte sie.
    Nina seufzte still und wartete, bis die Frau sich vorbeigezwängt hatte.
    «Ich weiß gar nicht, wie ich es erklären soll», sagte sie dann. «David war ein berüchtigter Weiberheld, bevor er mit Julia zusammenkam. Auf der Wache kursieren bis heute Geschichten über seine Eskapaden, überwiegend sind es Christer Bure und seine Kumpel, die dafür sorgen, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Vor allem natürlich, weil daraus auch hervorgeht, was für tolle Hechte sie selbst früher mal waren. Aber als Julia auf der Bildfläche erschien, war es damit ja vorbei, zumindest mit der offenen Prahlerei darüber, wie viele sie wieder flachgelegt hatten, und die Jungs waren nicht besonders glücklich darüber …»
    «Sie hatten ihr Sexidol verloren», sagte Annika.
    «Wenigstens nach außen hin, aber auch nur für eine Weile. Er muss die ganze Zeit Geschichten nebenher gehabt haben, aber Julia kam erst einige Jahre später dahinter. Eine seiner Affären rief bei Julia an und behauptete, eigentlich liebe David nur sie und Julia solle das endlich einsehen und ihn gehen lassen. Da war Alexander gerade eben geboren.» «Himmel», sagte Annika.
    «Julia fand einen Brief an David, mit einem Ultraschallbild von einem Fötus. ‹Ich habe deine Tochter umgebracht, sie hieß Maja. Jetzt bist du am Zug›, stand in dem Brief.
    Damals dachte ich, jetzt wird Julia verrückt.»
    «Wie hat sie reagiert?»
    «Ich nehme an, dass sie versucht hat, mit David zu reden, aber ich weiß es nicht genau.
    Es war nicht so einfach, Kontakt zu ihr zu halten. Davids Dienst war sehr unkonventionell. Zwischendurch war er im Ausland stationiert. Einmal wohnten sie ein halbes Jahr in einem Reihenhaus in der Nähe von Malaga.»
    «Malaga?»
    «An der spanischen Südküste. Das Haus stand in Estepona, direkt östlich von Gibraltar. Ich war dort und habe sie besucht. Julia sah aus wie ein Gespenst. Sie behauptete, es ginge ihr gut, aber es war nicht zu übersehen, dass sie log.»
    Eine Gruppe Jugendlicher polterte in das Cafe, schubsend und krakeelend, und die Caffe-Latte-Mütter verzogen missbilligend den Mund.
    «Als Alexander kam, wurde es richtig schlimm», fuhr Nina fort, ohne Notiz von den Halbstarken zu nehmen. «Er war ein Frühchen, und Julia bekam eine Wochenbettdepression, die gar nicht mehr aufhören wollte. Nachdem sie wieder in den Dienst zurückgekehrt war, konnte sie es nicht ertragen, wenn Kindern ein Leid

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