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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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das Wohl des Vaterlandes getrunken», sagte er.
    «Wir nehmen ihn mit zum Bluttest», erwiderte Nina, und im nächsten Moment sah sie den Krankenwagen durch den Regenvorhang herannahen.
    Nachdem die Frau vom Notarzt versorgt worden war, packte Andersson den betrunkenen Autofahrer auf die Rückbank des Streifenwagens und schob dann seinen Beifahrersitz so weit es ging nach hinten, um ihm keinen Bewegungsspielraum zu lassen.
    «Die Alte ist Schlangenlinien gefahren», sagte der Mann. «Es war völlig unmöglich, ihr auszuweichen.»
    Ich frage mich, wie es läuft, ich frage mich, ob sie ihn gefunden haben.
    Bei Schichtbeginn heute Morgen, als der Streifenführer bekannt gegeben hatte, wer mit wem in welchem Wagen Streife fahren sollte, hatten sie neue Fahndungsaufrufe und bekannte Ereignisse durchgesprochen.
Die Suche nach Davids Jungen hätte um 6 Uhr heute Morgen wiederaufgenommen werden sollen, aber man will erst abwarten, bis der Regen nachlässt…
    «Wenn ich Sie wäre», sagte Andersson, «würde ich schön die Klappe halten, bis ich mir einen verdammt guten Anwalt besorgt habe.»
    Nina warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, ihre Schicht war in einer Stunde zu Ende, und sie hatten den ganzen Tag noch keine Zeit gehabt, zur Wache zu fahren und ihre Berichte zu schreiben.
    Es dauerte eine gute Weile, sich bis zur Torkel Knutssons gatan durchzukämpfen. Nina fuhr den Wagen direkt in die Garage und brachte den Unfallfahrer zum Wachleiter, wo er zweimal blasen musste, mit demselben Resultat.
    0,8 Promille.
    «Dann ist es ja nicht so wild», sagte der Angetrunkene erleichtert.
    «Sie hätten jemanden totfahren können», sagte Nina. «Die verletzte Frau kann vielleicht nie wieder richtig laufen. Womöglich haben Sie ihr Leben zerstört.»
    Der Kerl starrte sie feindselig an.
    «Ich geh meinen Bericht schreiben», sagte sie zu Pelle Sisulu und überließ den Unfallfahrer seinem Schicksal.
    Nina fühlte sich müde, obwohl die Streife ruhig verlaufen war. Die ganze Zeit steckte ihr das Weinen im Hals.
    Es war gut, jetzt ein paar Tage freizuhaben.
    Sie beeilte sich mit ihrem Bericht und loggte sich aus.
    Auf dem Weg zum Umkleideraum machte sie beim Zimmer des Wachhabenden Halt und schaute hinein. Der Alkoholsünder war weg.
    Pelle Sisulu war ein massiger Mann in den Vierzigern, der schon so lange auf der Wache Dienst tat, wie sie zurückdenken konnte.
    «Irgendwas Besonderes vorgefallen?», fragte er.
    Nina wechselte das Standbein.
    «Nein, nicht der Rede wert, zwei Verkehrsunfälle mit leichten Personenschäden und dann dieser angetrunkene Autofahrer … Hat sich bei der Suche was ergeben? Der Suche nach … Alexander?»
    Sie war kurz davor gewesen, «Julias Sohn» zu sagen.
    Der Wachleiter blickte auf.
    Er muss der erste schwarze Polizist in ganz Schweden gewesen sein.
    «Sie haben die Suche für heute abgeblasen», sagte er. «Die Sicht ist zu schlecht. Der Hubschrauber konnte nicht starten.»
    Er wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. Nina blieb weiterhin stehen.
    «Und die Suchstaffel?», fragte sie. «Man kann doch wohl auf dem Boden suchen?»
    Sisulu blickte wieder hoch.
    «Anscheinend sind irgendwelche örtlichen Sheriffs von da draußen unterwegs und stochern im Matsch», sagte er, «aber von uns ist keiner vor Ort.»
    Nina nickte abwesend.
    «Wahrscheinlich Mitglieder des Anwohnervereins in Valla», sagte sie.
    Der Wachleiter sah sie fragend an.
    «Julia stammt von dort. Ihr Vater ist Vorsitzender der Interessenvereinigung.»
    «Ich bezweifle, dass sie irgendwas finden.»
    Er widmete sich wieder seinem Computer.
    Nina ging in den hinteren Bereich der Polizeiwache, der leer und verlassen dalag. Gelbe Ziegelwände und rote Türen verschluckten das meiste Licht aus den Neonröhren an der Decke und ließen den Personalkorridor freudlos und düster erscheinen. Die Belüftungsanlage brummte träge und wirbelte Staub vom grauen Linoleumboden auf.
    Vom Recyclinghof nebenan wehte Abfallgeruch herüber.
    Sie knöpfte die Jacke auf und legte mit einem tiefen Seufzer die Warnweste ab.
    Noch heute erinnerte sie sich daran, als sie zum ersten Mal hier war, wie nervös und angespannt sie gewesen war. Im vierten Semester ihrer Ausbildung hatten sie und Julia auf dieser Wache ihre S A O absolviert, ihre Studienintegrierte Arbeitsorientierungsphase. Julia war ganz aus dem Häuschen gewesen.
    Stell dir vor, das hier wird unsere Wirklichkeit sein, unser Berufsleben, was werden wir für Möglichkeiten haben, Dinge zu verändern

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