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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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getötet hat?«
    »Den werden sie nicht finden.«
    »Nehmen wir trotzdem an, sie schnappen ihn, was dann?«
    »Dann werden sie ihm eins auf die Finger geben und ihn ermahnen, es nicht wieder zu tun. Und dann lassen sie ihn laufen.«
    »Sie haben sehr wenig Vertrauen in unser Rechtssystem«, konstatierte er, ohne ihr zu widersprechen.
    »Dieser Mann hat schließlich auch Rechte.«
    »Und wir übrigen? Was ist mit unseren Rechten?«
    »Wissen Sie das noch nicht? Sie haben keinerlei Rechte, ehe Sie nicht jemanden umgebracht haben.«
    Es schien, als gebe es danach nichts mehr zu sagen, und Gail verließ schweigend seine Praxis.

29
    Gail hoffte, Weihnachten würde ohne großes Trara an ihr vorübergehen. Weihnachten ist was für Kinder, hatte sie abzuwehren versucht, aber Jack hatte darauf bestanden, daß sie einen Baum kauften, und Gail hatte weder die Kraft noch den Mut, mit ihm zu streiten.

    »Willst du das nicht jetzt schon aufmachen?« Jack kam mit einer Riesenschachtel ins Schlafzimmer, wo Gail, schon im Nachthemd, auf der Bettkante saß und ihr Haar bürstete.
    »Weihnachten ist doch erst morgen«, erinnerte sie ihn.
    »Ach was, in vielen Familien wird schon vor dem Heiligabend beschert.« Er stellte die Schachtel auf ihren Schoß und sah sie erwartungsvoll an.
    »Na schön.« Sie zog an der leuchtendroten Schleife, die sich fast wie von selbst löste, und hob den Deckel ab. »O Jack, das ist ja ein Traum.« Gail zog den glänzenden schwarzen Nerz aus der Verpackung und hielt ihn gegen das Licht.
    »Ich dachte, du könntest einen neuen Mantel brauchen.« Jack lächelte schüchtern.
    »Aber ich hab’ für dich nicht annähernd so was...«
    »Das habe ich auch nicht erwartet.«
    »Ich kann ihn nicht annehmen. Er ist zu kostbar, ich verdiene es nicht, daß...«
    »Ich liebe dich, Gail.« Er setzte sich zu ihr aufs Bett. »Probier ihn doch mal an.«
    »Jetzt? Überm Nachthemd?«
    »Ich fand schon immer, daß Flanell und Nerz gut zusammenpassen.« Er lachte, und Gail stimmte mit ein. Sie sprang auf und drapierte den weichen, dunklen Pelz um ihre Schultern.
    »Wie sehe ich aus?« Sie drehte sich, immer noch lachend, von einer Seite zur anderen.
    »Wunderschön«, rief Jennifer von der Tür her. »Darf ich reinkommen, oder ist das’ne Privatparty?«
    Gail streckte die Arme nach ihrer Tochter aus.
    »Ich hab’ auch was für dich.« Jennifer hielt ihr ein kleines, hübsch eingeschlagenes Päckchen entgegen.
    »Möchtest du, daß ich’s jetzt aufmache?«
    Jennifer nickte.
    »Also gut.« Gail setzte sich wieder aufs Bett, der schwarze
Nerz glitt von ihren Schultern und ergoß sich über die weiße Daunendecke.
    Gail riß das Silberpapier auf, öffnete das kleine Etui, das darunter zum Vorschein kam, und zog ein zartes goldenes Kettchen heraus, an dem eine ausgesucht schöne Perle hing, eingefaßt von zwei winzigen Diamanten. Sprachlos wandte Gail sich ihrer Tochter zu. »Jennifer, das geht doch nicht«, stammelte sie endlich.
    »Gefällt sie dir nicht?«
    »Was? Aber wie könnte sie mir denn nicht gefallen? Sie ist zauberhaft. Du bist zauberhaft. Aber ich kann nicht zulassen, daß du all dein Geld für mich ausgibst. Diese Kette ist doch viel zu teuer...«
    »Mach dir darum keine Sorgen«, unterbrach Jennifer sie. »Dad hat mir was zugeschossen.«
    »Hat er das?« fragte Gail erstaunt. Soweit sie sich erinnern konnte, war Mark nur dann großzügig gewesen, wenn ihn sein Schuldgefühl plagte. »Ich wollte dir gern was Besonderes schenken, und Dad war einverstanden. Er fand auch, daß diese Kette wie für dich gemacht sei.« Jennifer sah Jack an. »Gefällt sie dir?«
    »Ich finde sie wunderschön. Und ich bin sicher, daß sie am Hals deiner Mutter noch schöner aussehen wird. Komm, ich helf’ dir.«
    Er legte Gail das Kettchen um den Hals und ließ den Verschluß zuschnappen. Gail trat vor den Spiegel und betrachtete die Frau im weißen Flanellnachthemd mit dem funkelnden Geschmeide um den Hals. Als Jack ihr den Nerz um die Schultern legte, lächelte sie. Ihr Spiegelbild sah genauso unwirklich aus, wie sie sich fühlte. »Jetzt bin ich so fein rausgeputzt, fehlt nur noch die Einladung zum Ball«, scherzte Gail, als Jack und Jennifer sie umarmten.
    »Frohe Weihnachten«, sagte Jack.
    »Habt ihr beide Silvester was vor?« Ahnungslos brach Jennifer mit ihrer Frage den Zauber.

    »Nicht daß ich wüßte«, antwortete Gail.
    »Carol hat uns nach New York eingeladen«, sagte Jack gleichzeitig.
    »Ach, wirklich?«
    »Ich

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