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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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die sie schweigend zurücklegten, stand die Frage immer noch zwischen ihnen.
     
    Knapp eine Stunde später hielten sie vor der Einfahrt zum Haus Nummer 1042 am Tarlton Drive.
    »Ist das nicht Eddies Wagen?« fragte Gail und deutete auf den blauen Trans Am, der am Straßenrand parkte.
    »Vielleicht wollte Jennifer zu Hause vorbeifahren und ihre Sachen holen.«
    »Warum ist dann drinnen alles dunkel?« Gails Unruhe wuchs.
    »Gail, bitte, reg dich nicht auf. Vielleicht ist es gar nicht Eddies Wagen.«
    »O doch!« sagte Gail sehr bestimmt. »Und ich will wissen, was hier vorgeht.«
    Gail war ausgestiegen, ehe Jack sie zurückhalten konnte.
    »Gail, so warte doch! Tu nichts, was dir nachher leid tun könnte. Bleib ruhig. Herrgott, wirst du wohl auf mich warten?«
    Aber noch ehe Jack ausgestiegen war, stand Gail an der Haustür, und bevor er sie einholen konnte, schloß sie auf und betrat den Flur.
     
    Sie saßen zusammen auf dem Sofa. Gail bemerkte sie nicht gleich, und die beiden konnten sie weder sehen noch hören, so sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt. Gail lief durch die Diele, ohne Licht zu machen oder die Tür hinter sich zu schließen. Sie rannte unverzüglich ins Wohnzimmer, als sie das unterdrückte Stöhnen vernahm. Und dann sah sie die beiden.
    Er hielt sie in den Armen, und trotz der Dunkelheit konnte Gail den entblößten Schenkel ihrer Tochter erkennen. Jennifer hatte die Arme um den Nacken des Jungen geschlungen. Beider Lippen waren aufeinandergepreßt, die ganze Szene wirkte wie eine Parodie auf Teenager-Leidenschaft.
    Gail trat an den Ecktisch und knipste die Leselampe an. Sie fuhren auseinander. Jennifer faßte sich mit fliegender Hast an den Rock und zog ihn über die Knie hinunter. Eddie verschränkte die Hände im Schoß. Ihre erhitzten Gesichter waren rot und verquollen.
    »Mom!« Jennifer sprang auf und strich ihren Rock glatt. »Was machst du denn hier?«
    »Komisch, dasselbe wollte ich dich gerade fragen.« Gail blickte von ihrer Tochter zu Eddie, der seine Erektion mit den Händen zu verbergen suchte. »Frohes neues Jahr.« Ihre Stimme triefte vor Ironie.

    »Mom, bitte... Wir haben nichts Unrechtes getan.« Jennifer begann zu weinen.
    »Ich hab’ genau gesehen, was ihr getan habt!«
    »Es war meine Schuld, Mrs. Walton«, versuchte Eddie sie zu schützen. »Ich hab’ Jennifer überredet, früher von der Party wegzugehen.«
    »Hast du sie auch dazu überredet, mich zu belügen?« herrschte Gail ihn an.
    »Ich hab’ nicht gelogen! Wir waren auf der Party. Und ich wollte nachher zu Dad und Julie und dort übernachten«, verteidigte sich Jennifer.
    »Du meinst, wenn ihr mit der Schlaferei hier fertig gewesen wärt.«
    »Gail, gib acht, was du sagst«, warnte Jack von der Tür her.
    »Wir haben nichts getan!« Schluchzend lief Jennifer zu ihrem Stiefvater. »Wir sind nicht zu weit gegangen, das schwöre ich!«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst«, sagte Gail zu dem Jungen, der wie ein Häuflein Elend dahockte.
    »Nein!« widersprach Jennifer.
    »Laß nur«, sagte Eddie. »Deine Mutter hat recht. Ich ruf’ dich morgen früh an.« Er stand auf und ging hinaus.
    »Das halte ich für keine gute Idee«, rief Gail ihm mit schneidender Stimme nach. »Ich möchte nicht, daß du meine Tochter morgen anrufst. Oder übermorgen. Ich möchte, daß du sie überhaupt nicht mehr anrufst.«
    »Mom! Was redest du da?«
    Gail stürzte sich mit unglaublicher Heftigkeit auf ihre Tochter. »Wie konntest du nur? Hast du’s etwa schon vergessen? Kannst du dich nicht mal bis zum April zurückerinnern? Muß ich dein Gedächtnis auffrischen?«
    »Mom, bitte hör auf.«
    »Du hattest eine kleine Schwester. Erinnerst du dich?«
    »Gail, hör sofort auf!«
    »Mrs. Walton«, bat Eddie, »bitte tun Sie das nicht.«

    »Du wagst es noch, hier den Mund aufzumachen?« Gail wandte sich wieder ihrer Tochter zu. »Sie hieß Cindy und war erst sechs Jahre alt. Sie wurde von einem Kerl vergewaltigt und erwürgt, der sie vorher genauso abtatschte, wie du dich von dem da hast begrapschen lassen.«
    »Mrs. Walton...«
    »Wer weiß?« Gail fiel ein, daß Eddie der Polizei noch immer kein Alibi hatte liefern können. »Vielleicht ist’s ein und derselbe.« Sie bedauerte ihre letzten Worte, kaum daß sie ausgesprochen waren. Sie sah die Qual in Eddies Gesicht, las das Entsetzen in den Augen ihrer Tochter, den Kummer in Jacks Haltung und wußte, daß sie zu weit gegangen war. Was hatte sie angerichtet? Natürlich

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