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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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wollte nur sein Beileid bekunden. Sein Alibi ist hieb- und stichfest.«
    »Und der andere?«
    »Christopher Layton, er unterrichtet an Cindys Schule. Wir haben auch ihn überprüft. Er ist sauber.«
    »Also keine Spur«, sagte Gail.
    »Noch nicht«, korrigierte der Kommissar. »Aber wir stehn ja erst am Anfang, und wir geben nicht auf.«
    »Halten Sie mich auf dem laufenden?«
    »Ich ruf’ Sie morgen an.«
    Gail legte den Hörer auf. »Er ruft morgen wieder an«, sagte sie zu ihrer Mutter.

7
    »Zeit zum Aufstehen, Spätzchen.«
    Jennifer hob den Kopf aus den Kissen und blinzelte ihre Mutter an.
    »Ich bin schon wach.«
    »Und ich auch«, meldete sich Carol vom Sofa her. »Ihr braucht also nicht zu flüstern.«
    Gail trat ans Fenster und öffnete die rosaroten Vorhänge. Draußen lachte ein heller Sommertag. »Bist du sehr aufgeregt?« Sie wandte sich nach ihrer Tochter um, deren gerötete Augen verrieten, daß sie kaum geschlafen hatte. Jennifer schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Ist ja bloß Englisch. Ich hab’ alles gelesen, was drankommt. In Englisch hab’ ich doch immer gut abgeschnitten.«
    »Ich weiß noch, wie aufgeregt ich vor meinen Abschlußarbeiten war«, sagte Gail.
    Carol lachte. »Du warst das reinste Nervenbündel. Wir durften nicht mal telefonieren, wenn du gelernt hast. Alle mußten auf Zehenspitzen gehen«, fuhr sie zu Jennifer gewandt fort, »bis deine Mutter ihr Examen hinter sich hatte. Ich weiß noch, wie Mom einmal sogar das Telefon mit aufs Klo nahm, nur um unser Prinzeßchen nicht zu stören.«
    »Jetzt übertreibst du aber!« protestierte Gail.
    »Nein, das ist die reine Wahrheit. Du warst damals echt unausstehlich.«
    »Angst hab’ ich im Grunde bloß vor Mathe«, meinte Jennifer. »Aber dabei wird Eddie mir helfen.«
    Gail versuchte zu lächeln, aber die Nennung von Eddies Nameri traf sie wie ein stechender Schmerz. Es war, als habe ihr jemand ein Messer zwischen die Rippen gestoßen. Eddie hatte kein Alibi beibringen können. Die Polizei hielt ihn nach wie vor für verdächtig.

    Es war der 1. Juni. Ein Monat war seit Cindys Ermordung vergangen.
    »Sieh nur zu, daß du die Prüfungen alle gut hinter dich bringst, und dann kannst du bei deinem Vater anfangen.«
    »Ich kann’s kaum erwarten«, sagte Jennifer. Aber es klang nicht mehr so begeistert wie noch vor ein paar Wochen, als sie überglücklich gewesen war, in den Sommerferien als Mark Gallaghers Assistentin arbeiten zu dürfen.
    »Ich mach’ das Frühstück.« Gail ging zur Tür.
    »Ich hab’ keinen Hunger!« rief Jennifer ihr nach.
    »Für mich bitte nur Kaffee«, sagte Carol.
    »Ihr werdet was essen. Alle beide«, bestimmte Gail und ging die Treppe hinunter. Jack war schon fort. Ein Notfall hatte ihn früher als gewöhnlich in die Praxis gerufen. Gail machte frischen Kaffee, ließ ein Ei ins sprudelnde Wasser plumpsen und zerteilte eine Grapefruit. Sie deckte den Tisch, und als sie Schritte auf der Treppe hörte, schaltete sie den Toaster ein.
    »Das ist zuviel!« wehrte Jennifer ab. »Das kann ich unmöglich alles essen.«
    »Dann iß soviel, wie du schaffst.«
    »Für mich nur Kaffee«, wiederholte Carol.
    Am Ende tranken sie alle drei nur Kaffee. Fünf Minuten später sprang Jennifer auf, küßte Mutter und Tante auf die Wange und machte sich auf den Weg zur Schule.
    »Viel Glück!« rief Gail ihr vom Fenster aus nach. Carol räumte den Tisch ab. »Was soll ich mit dem Ei machen?«
    »Tu’s in den Kühlschrank.« Gail zuckte die Achseln. »Vielleicht ißt’s heute mittag jemand.«
    »Hier sammelt sich ′ne ganze Menge von Fünf-Minuten-Eiern an.« Carol lachte und legte das Ei zu den anderen, die Gail in dieser Woche umsonst gekocht hatte.
    Punkt acht Uhr dreißig klingelte das Telefon.
    »Wer von uns geht heute dran?« fragte Gail.
    »Ich werd’ mich opfern.« Gail seufzte. »Sie rufen ja schließlich
meinetwegen an.« Sie nahm den Hörer ans Ohr, und ohne sich zu vergewissern, wer am Apparat war, sagte sie: »Morgen, Mom.«
    »Wie geht’s dir, Liebes?« fragte Lila Harrington.
    »Unverändert, genau wie gestern.« Gail bemühte sich, ihrer Stimme einen fröhlichen Klang zu geben. »Es ist wirklich nicht nötig, daß du jeden Tag morgens und abends anrufst.«
    »O doch, das ist es! Ich weiß nämlich nicht, ob es richtig war, daß wir schon so früh nach Florida zurückgeflogen sind.«
    »Aber natürlich war das richtig. Mom, sieh mal, du und Dad - ihr könnt doch nicht ewig bei mir bleiben und Händchen

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