Lebenslügen / Roman
Augen geschlafen. Das passierte, wenn man mit einer Gehirnerschütterung Auto fuhr, man drehte das Lenkrad nicht weit genug und versuchte es zu kompensieren, indem man es anschließend zu weit drehte, und dann beging man den Fehler, zu heftig auf die Bremse zu treten, vor allem weil einem eine panische schottische Mädchenstimme ins Ohr schrie und das Gyroskop im Gehirn verwirrte, so dass man mit quietschenden Reifen über die Straße schlitterte und einen viertürigen Smart schnitt, der sich wie ein Kreisel davondrehte, und man selbst von einem Armeejeep geschnitten wurde, der von Catterick Camp kam. Der Espace verhielt sich so gut, wie es ihm möglich war, dennoch stand er mit der Motorhaube in der falschen Richtung, am Rand der Straße, und ihnen klapperten die Zähne im Kopf. Der Hund war auf den Boden gefallen, als sie (Jackson gab die Schuld zu gleichen Teilen sich und dem Wagen) die Kontrolle verloren, doch jetzt erhob er sich wieder mit einem gewissen Aplomb.
»Puh«, sagte Reggie, als sie endlich standen.
»Scheiße«, sagte Jackson.
»Atmen Sie tief ein, Sir«, sagte der Verkehrspolizist, »und dann atmen Sie da hinein aus.« Er hielt ihm das Alkoholtestgerät von der Größe eines Handys hin. Jackson seufzte und sagte, »Ich habe nicht getrunken«, aber er sah vermutlich so miserabel aus, dass jeder vernünftige Vertreter des Gesetzes Verdacht schöpfen musste.
Niemand war verletzt, das war eine Erleichterung. Ein katastrophaler Unfall in der Woche war genug. »Es liegt an mir«, sagte Reggie düster, »ich ziehe so was an.« Sie hatten den benommenen Leuten aus dem Smart geholfen und sie zum Straßenrand geführt, wo sie sich setzten. Die Armeetypen hatten Warnschilder aufgestellt und die Polizei gerufen.
»Volltrottel«, sagte einer von ihnen zu Jackson, der dazu neigte, ihm recht zu geben.
Obwohl der Alkoholtest negativ ausfiel, war der Polizist nicht glücklich. »Mr. Decker, Sir?«, sagte er und betrachtete seinen Führerschein. »Ist das Ihr Auto?«
»Es ist gemietet.«
»Und in welcher Beziehung stehen Sie zu dieser jungen Dame?«
»Ich bin seine Tochter«, flötete Reggie. Der Polizist musterte sie von Kopf bis Fuß, insbesondere die Prellungen in ihrem Gesicht, den riesigen Hund, der neben ihr stand, die Vielzahl von Gepäckstücken, die sie dabeihatte. Er runzelte die Stirn. »Wie alt bist du?«
»Sechzehn.« Er zog eine Augenbraue hoch.
»Ich schwör’s.«
Ein Krankenwagen kam, so überflüssig wie Joy. Ein zweiter traf mit heulender Sirene ein. Mittlerweile sah es aus wie der Schauplatz eines größeren Unfalls, Leitkegel, Straßensperrung, Notfallfahrzeuge, jede Menge Lärm aus den Funkgeräten, zahllose Polizisten, ein Sondereinsatzwagen. Da niemand auch nur leicht verletzt war, schienen die Anspannung und Aufregung unverhältnismäßig. Vielleicht passierte ansonsten nicht viel auf der A1.
»Ich war früher Polizist«, sagte Jackson zu dem Beamten, der ihn hatte blasen lassen.
In letzter Zeit waren die Reaktionen auf diese Aussage zwar nicht sonderlich positiv ausgefallen, aber er rechnete definitiv nicht damit, plötzlich von zwei Polizisten, die aus dem Nirgendwo aufzutauchen schienen, gepackt und flach auf den Asphalt gedrückt zu werden, bevor er etwas Hilfreiches wie »Vorsicht, mein Arm, Sie reißen die Nähte auf« sagen konnte. Glücklicherweise verfügte Reggie über eine gute Lunge für jemanden, der so klein war, und sie sprang auf und ab und schrie, ob sie nicht sehen könnten, dass sein Arm in einer Schlinge steckte und er ein verletzter Mann war – was den Armeetypen nicht gefiel, die wissen wollten, warum er dann überhaupt Auto gefahren war. Doch Reggie war einem Haufen Soldaten mehr als gewachsen. Es war, als würde ein Jack Russell ein Rudel Dobermänner in die Flucht schlagen.
Ein Polizeifunkgerät krächzte, und er hörte eine Stimme sagen, »Ja, der Namensträger ist hier«, und Jackson fragte sich, wer der Gesuchte war, den sie geschnappt hatten. Er saß auf der Straße, während Reggie seinen Arm untersuchte. Zumindest pumpte er das Blut nicht wie Benzin auf die Straße, nur ein paar Stiche waren geplatzt, dennoch wurde ihm leicht schummrig, wenn er seinen Arm ansah. Ein Sanitäter zog Reggie beiseite, und dann steckte ein Polizist ohne Vorwarnung seine freie Hand in Handschellen und sagte in das Funkgerät an seiner Schulter: »Wir bringen den Namensträger ins Krankenhaus.« Jackson war der gesuchte Mann. Er konnte sich nicht denken warum, doch
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