Lebenssonden: Roman (German Edition)
beruhte. Horace Price war deshalb der Meinung, dass sie nur noch die zwei Computer miteinander verbinden mussten, um Zugang zu den Datenbanken des Sternenschiffs zu erhalten. Hans Reickert war da nicht so optimistisch, aber der Ansicht, dass es einen Versuch wert wäre.
Noch einmal wurden Terra und Jim Davidson in den Orbit befohlen – diesmal zum Empfang der Ausrüstung, die für das Zusammenschalten der Computer erforderlich war. Und noch einmal sollten sie einen Passagier mitnehmen.
»Vater!«, rief Terra. »Was tust du denn hier?«
»Ich bin es überdrüssig, nur Berichte über dieses Sternenschiff zu lesen. Ich will es mit eigenen Augen sehen.«
»Aber kannst du die Promise überhaupt verlassen? Ich meine, was ist, wenn es einen Notfall gibt?«
»Dann kann ich ihn vom Boden aus genauso handhaben wie auf der Brücke«, sagte er.
»Ich freue mich, Sie an Bord zu haben, Sir«, sagte Jim Davidson. Er nahm Braedon die Reisetasche ab und verstaute sie in einem Spind. »Es wird noch etwa eine Viertelstunde dauern, bis wir startbereit sind. Wenn Sie möchten, können Sie mit nach vorn kommen und auf einem Pilotensitz Platz nehmen, bis wir die Ladung an Bord haben.«
Braedon grinste. »So höflich hat mich noch nie jemand aufgefordert, ihm verdammt noch mal aus den Füßen zu gehen, Mr. Davidson!«
»Jawohl, Sir.«
Braedon streckte sich und schlug die Augen auf. Über ihm flatterte grüner Stoff in einer schwachen Brise. Sie trug fremdartige Gerüche heran, in die sich der Duft von gebratenem Speck mischte. Er tastete nach dem Depolarisator auf seinem Schlafsack, fand ihn und spürte kühle Luft um die nackten Beine fächeln, als eine Naht im Stoff erschien, wo zuvor keine gewesen war. Er schlug die Oberseite zurück, brachte sich in eine sitzende Position und bereute es sofort, als jeder Muskel im Körper laut protestierte.
Es war natürlich sein eigener verdammter Fehler. Er hatte darauf bestanden, dass Aeneas Spatz ihm alles an Bord des Schöpfer -Sternenschiffs zeigte. Für sechzehn Stunden waren sie durch eine Abteilung nach der anderen gestapft, bis er alles nur noch im Tran wahrnahm. Sie hatten den höhlenartigen Maschinenraum mit Generatoren von der Größe kleiner Berge besucht. Sie waren zwischen knochentrockenen Zisternen in den hydroponischen Gärten spazieren gegangen und zerrieben vertrocknete Blätter zwischen den Fingern, um ihren bitteren Duft zu schnuppern. Sie hatten die Quartiere besucht und sich über die fehlende Privatsphäre gewundert: Waren die Schöpfer von Natur aus geselliger als die Menschen, oder hatten sie sich angesichts der Aufgabe, die ganze Rasse zu einem weit entfernten Stern zu verlegen, gezwungenermaßen in solchen Massen konzentriert? Schließlich hatten sie den Kontrollraum hoch im Bug des Schiffs besucht. Dort waren sie auf eine Arbeitsgruppe gestoßen, die unter der Aufsicht von Horace Price eine Verbindung zwischen PROM und dem Sternenschiff-Computer herzustellen versuchte.
»Sind Sie sicher, dass es da drin überhaupt etwas gibt?«, hatte Braedon gefragt und auf die außerirdischen Computermodule gedeutet, während er den dumpfen Schmerz in den Waden zu ignorieren versuchte.
»Müsste eigentlich«, hatte Price geantwortet. »Eine ähnliche Datenbank hat die Fracht der Sonde mit dem Wissen der Schöpfer immerhin für zehntausend Jahre gespeichert.«
»Und was ist mit der Sprache?«
»Da PROM die Sprache der Schöpfer nicht beherrscht, wird das zunächst vielleicht ein Problem sein. Aber ich habe mit ihr darüber gesprochen. PROM glaubt, dass es ihr gelingen wird, kurzfristig jeden Code zu knacken, auf den sie stößt.«
»Wie lange noch, bis die Schnittstelle steht?«
»Noch vier Stunden – mindestens. Sie könnten genauso gut zum Lager zurückgehen und zu Abend essen, Robert. Ich werde Sie über Funk rufen, sobald wir hier fertig sind.«
»In Ordnung«, hatte Braedon gesagt. Als er und Spatz zum Lager zurückkehrten, spürte er jedoch, dass er vor lauter Erschöpfung umzukippen drohte. Er erinnerte sich noch, dass er eine Mahlzeit aus Eintopf, Toastbrot und Kaffee eingenommen hatte, doch danach – an nichts mehr.
Braedon kleidete sich an und kroch aus dem Zelt. Er stand auf und streckte sich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Dabei fiel sein Blick auf die K0-Sonne über dem Horizont. Sie stand bereits auf halber Höhe des Zenits.
»Guten Morgen«, sagte Chryse Haller zu ihm, als er ins Messezelt kam. Braedon setzte sich an einen behelfsmäßigen
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