Lebenssonden: Roman (German Edition)
schien. Zehn Stockwerke hohe Türen standen sperrangelweit auf und enthüllten Flächen von der Größe mehrerer Fußballfelder. Die Ebene, auf der der Raumhafen gebaut worden war, war mit riesigen Kratern übersät, die in perfekten sechseckigen Mustern angeordnet waren. Die Krater, vermutlich Dockingstationen für Sternenschiffe, waren mit schwerem Gerät gesäumt. Kuppeln unbestimmter Größe standen in jeder Gruppe von Dockingstationen. Überdachte Passagen gingen strahlförmig von den Gebäuden aus und endeten kurz vor den Kraterrändern.
Terra ließ den Blick über die Anlage aus Dockingstationen und Abfertigungsgebäuden schweifen. Eine detaillierte Untersuchung würde warten müssen. Etwas viel Interessanteres beanspruchte ihre Aufmerksamkeit und die aller anderen an Bord des Scoutboots.
In der Ferne – halb im Boden versunken und mit der Oberseite fast an der Wolkenschicht kratzend – befand sich das Sternenschiff. Wie die Procyon’s Promise war es eine Kugel. Um das Schiff herum führten zwei Dutzend Rampen zu Luftschleusen, von denen jede groß genug war, um ein Regiment von Raumwacht-Marines unterzubringen. Eine Vielfalt von Mechanismen ragte aus dem Rumpf, einschließlich einer Spitze am Bug des Schiffs.
»Horace!«
»Ich sehe es, Terra.«
»Was ist los, ihr zwei?«, fragte Chryse Haller aus der Hauptkabine.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Terra die Sprache zurückerlangt hatte. »Abgesehen von der Größe, Chryse, sieht dieses Schiff genauso aus wie das, das wir bei First Landing gefunden haben!«
»Hat das etwas zu bedeuten?«
»Es sagt uns, wer den Schöpfern den Sternenantrieb vermacht hat.«
»Natürlich!«, rief Chryse. »Die Sternenreisenden müssen auf eine Lebenssonde der Schöpfer gestoßen und ihr nach Hause gefolgt sein!«
58
Die Ereignisse gewannen an Dynamik, nachdem die Sirenengesang auf dem Schöpfer -Raumhafen aufgesetzt hatte. Wie Terra Chryse bereits erklärt hatte, hatte Horace Price sich durch seine Lebensleistung die Ehre verdient, als Erster die Schöpfer -Welt zu betreten. Terra half Price bei der Durchführung der Anzugs-Sicherheitsüberprüfung, bevor sie ihn durch die Luftschleuse des Scoutboots aussteigen ließ. Als sie ihm bei der Befestigung des Rückentornisters half, fiel ihr Blick durch die Plastikblase des Raumanzughelms. Erschrocken stellte sie fest, wie sehr er seit dem Einflug der Procyon’s Promise ins Schöpfer -System gealtert war. Terra hatte wohl gehört, dass er zu hart arbeitete, doch bis zu diesem Moment hatte sie nicht gewusst, unter welchem Druck er seit dem Unfall mit dem Sternenantrieb gestanden hatte.
»Sie sollten sich lieber ausruhen, Horace.«
Er lächelte matt. »Ich habe mein ganzes Leben für diesen Augenblick gearbeitet, Terra. Da werde ich ihn jetzt doch nicht verschlafen.«
»Sehen Sie sich doch nur mal an! Sie laufen herum wie eine lebende Leiche.«
»Ich werde mich später ausruhen. Und nun, junge Dame, wollen Sie bitte damit fertig werden, was auch immer Sie da hinten tun?«
»Schon fertig«, sagte sie und zog ein letztes Mal prüfend am Gurtzeug. Terra half ihm in die Luftschleuse, schloss die innere Tür und ging dann zum Flugdeck, von wo sie eine bessere Aussicht hatte. Die Warnlampe der Luftschleuse auf der Schalttafel wechselte von Grün auf Rot, als sie ihren Sitzplatz einnahm. Ein paar Sekunden später erschien Price auf dem Hauptbildschirm. Er stieg die Rampe hinunter, die von der Luftschleuse wegführte und betrat vorsichtig die narbige Oberfläche des Raumhafens. Langsam spazierte er ein Dutzend Schritte zum außerirdischen Sternenschiff, blieb stehen und ließ den Blick über die gewölbte Metallklippe über sich schweifen. Dann kniete er langsam und ungelenk nieder.
»Was tut er da?«, flüsterte Jim Davidson.
Terra gebot ihm zu schweigen.
Gelehrter Price war für fast zwei Minuten still. Das einzige Geräusch, das aus dem Lautsprecher des Scoutboots drang, war das leise Rauschen seines Atmens. Schließlich richtete er sich mühsam wieder auf und bedeutete den anderen, sich ihm anzuschließen.
Zwanzig Stunden nach der Landung des Scoutboots entschieden die Ärzte an Bord der Procyon’s Promise , dass man die Luft des Planeten unbedenklich zu atmen vermochte. Die Bodentruppe tauschte die Raumanzüge erfreut gegen Winterbekleidung und Wanderstiefel. Gleichzeitig verlegten sie ihre Operationsbasis aus den beengten Kabinen des Scoutboots in ein paar Zelte, die sie draußen aufschlugen. Die Atmosphäre der
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