Lebenssonden: Roman (German Edition)

vervollständigen, bevor die Zeremonie stattfand, mit der die Procyon’s Promise sich von der Schöpfer -Welt verabschieden wollte – sondern auch die Tage, die Monate, die Jahre seines Lebens. Er schaute auf Terra und fragte sich, in welchem Moment die Göre mit den Ringelzöpfen sich in eine schöne junge Frau verwandelt hatte. Es schien erst vorgestern gewesen zu sein, dass sie sich auf seinen Schoß gesetzt hatte, um den Legenden der Alten Erde zu lauschen.
    »Ich glaube, wir sollten uns zur Zeremonie aufmachen. Würde keinen guten Eindruck machen, wenn der ExpeditionsKommandeur zu spät zu seinem eigenen Abflug erscheint.« Braedon erhob sich hinter dem Schreibtisch und ließ sich von Terra in sein Gewand helfen. Als sie die letzte Naht versiegelt hatte, zog er sie zu sich heran und küsste sie sanft auf die Stirn. »Als wir zu diesem Flug aufbrachen, hätte ich nie geglaubt, dass ich dich auf einer fremden Welt zurücklassen würde. Ich werde dich vermissen.«
    »Ich werde dich auch vermissen«, sagte sie, wobei ihre Worte von seiner Brust gedämpft wurden. Als Braedon sie losließ, sah er, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sie wischte sie mit einem Schniefen weg. »Warum nur werde ich manchmal so emotional? Es ist ja nicht so, als ob du durchs halbe Universum fliegen würdest. Du wirst ungefähr in einem Monat wieder zurück sein!«
    »Noch eher, wenn ich es einrichten kann«, sagte er. »Dieses Schiff soll einen neuen Geschwindigkeitsrekord für den Hinund Rückflug zwischen hier und Schutzstätte aufstellen.«
    Terra lachte. »Das sollte nicht allzu schwierig sein. Pass aber auf, dass du in der Eile nicht vergisst, die Flotte mitzubringen.«
    »Keine Sorge«, sagte er. »Hoffentlich hat Bill Tarns es geschafft, die Golden Hind aus den Schwierigkeiten zu befreien, in die sie bei der Grelsho-Sonne geraten ist. Ich werde die großen Frachter entsenden, sobald wir Schutzstätte räumen und die Ausrüstung wieder einpacken.«
    »Wir werden warten«, sagte Terra. »Mit hundert Leuten bei der Bodentruppe und mit Chryse als Organisator müssten wir bei der Erforschung des Schöpfer -Sternenschiffs gute Fortschritte machen. Wenn ihr mit der Flotte zurückkehrt, sind wir vielleicht sogar schon so weit, dass wir mit der Arbeit am Raumhafen selbst anfangen können. Falls es da unten irgendwelche Hinweise gibt, wohin die Schöpfer verschwunden sind, werden wir sie finden, Vater.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Es wäre aber auch kein großer Verlust, wenn wir diesmal nichts finden. Wir werden ihnen auf unseren Reisen früher oder später über den Weg laufen. In diesem Fall frage ich mich, ob es sie interessieren würde, was mit ihrer verlorenen Lebenssonde geschehen ist?«
    »Natürlich würden sie das wissen wollen. Schließlich ist sie bei der Erfüllung ihrer Pflicht ums Leben gekommen, nicht?«
    Braedon nickte. »Kein schlechtes Requiem für die Sonde … oder für sonst jemanden!«

Titel der amerikanischen Originalausgaben
LIFE PROBE
PROCYON’S PROMISE
Deutsche Übersetzung von Martin Gilbert
Das Umschlagbild schuf Chris Moore
     
     
    Deutsche Erstausgabe 8/06
Redaktion: Werner Bauer
    Copyright © 1983, 1985 by Michael McCollum
Copyright © 2006 der deutschsprachigen Ausgabe by
    Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
     
    eISBN : 978-3-641-03863-2
     
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