Lebensversicherung (German Edition)
verschwand so lautlos in
der Dunkelheit, wie es gekommen war.
Unsere Berechnungen waren so, dass wir mit dem Hellwerden
etwa vier Meilen südlich von Memory Rock stehen würden, um gefahrlos in das
flache Wasser der Kleinen Bahamabank einfahren zu können, denn Tageslicht ist
unerlässlich für die Navigation zwischen den unregelmäßig verteilten
Korallenköpfen und dem teilweise sehr flachen Wasser.
Am Morgen war der Wind eingeschlafen und so motorten wir mit
meist zwei Meter Wasser unter dem Kiel nach Osten. Es war eine ruhige Fahrt bei
bedecktem Himmel und gelegentlich einem Regenschauer. Nach 120 Meilen fiel
unser Anker vor dem unbewohnten Sale Cay. Insgesamt fanden sich 16 Schiffe ein,
die mit uns aus Palm Beach ausgelaufen waren.
Charlie und ich feierten Abschied von Amerika mit einer
Flasche Wein und waren glücklich, hier zu sein. Es war schön hier, das Wasser
klar und die Stille schwer. Es war Weihnachtsabend.
Früh am Morgen lichteten wir den Anker. Der Wetterbricht
hatte eine Kaltfront angesagt, und wir wollten vor ihrem Eintreffen einen sicheren
Ankerplatz erreichen. Auf Green Turtle Cay mussten wir für die Bahamas
einklarieren, aber die 80 Meilen bis dahin waren für einen Tag zu viel.
Die Nacht verbrachten wir hinter Hawksbill Cay.
Am nächsten Vormittag kam wieder Wind auf und wir konnten segeln.
Das Gefühl, lautlos über glasklares Wasser zu gleiten mit einer Sonne, die vom
blauen Himmel lacht, ist nur dem zu beschreiben, der es selbst erlebt hat.
Nach Mittag ankerten wir vor New Plymouth und gingen bald an
Land um einzuklarieren. Marsha, die dickbeleibte Beamtin, kannte ich noch von
früher, und sie nahm uns – sozusagen – an ihre üppige Brust und wünschte uns
eine schöne Zeit. Wir versprachen, sie nicht zu enttäuschen.
Die Nacht war sehr windig, die Front kündigte sich an. Gleich
am Morgen verholten wir in den White Sound der Insel und lagen nun so sicher, dass
wir der Dinge harren konnten, die da kommen sollten. Wir wussten, dass wir uns
für einige Tage einrichten mussten.
Nach vier Tagen war die Front durch. Der Wind war von Nord
auf Süd gedreht und hatte uns mit Regen, Gewitter und Böen bis 10 Beaufort in
Trab gehalten. Unsere Zeit verbrachten wir mit Arbeiten am Schiff, Waschen der
Wäsche und gelegentlichen Besuchen auf anderen Schiffen.
Ich hatte mich hauptsächlich mit der Funkanlage beschäftigt,
denn ich war mit ihrer Reichweite nicht zufrieden. Ich überprüfte alle
Anschlüsse und fand schließlich ein korrodiertes Kabel, welches ich
auswechselte. Jetzt arbeitete die Anlage wieder einwandfrei, und ich streckte
meine akustischen Fühler aus, die Falcon mit Erich Schmid zu finden.
Einige Funker kannten ihn und sein Schiff und bestätigten, dass
er oft in den Exumas sei. Allerdings konnte ich seinen direkten Aufenthaltsort
nicht herausbekommen, und mein Bemühen, mit Schmid direkt in Verbindung zu
kommen, war erfolglos.
Am Silvestertag konnten wir
weiter. Das Wetter hatte sich beruhigt, aber die nächste Front war im Anmarsch.
Wir nutzten also die Gelegenheit und gingen Anker auf. Unser Ziel war Marsh
Harbour auf Great Abaco.
Als wir abends einliefen, fanden wir uns inmitten von 60
Schiffen, die hier das neue Jahrhundert erwarteten.
Drei Wochen hielt uns das Wetter fest. Eine Kaltfront jagte
die andere und es war zeitweise wie im Herbst zu Hause. Wind und Regen,
vornehmlich aus Nord, wühlten den Atlantik auf, sodass wir nicht den Schutz der
Inseln verlassen konnten. Strömung und Schwell ließen in den Passagen die
Wellen brechen und machten eine Ausfahrt unmöglich.
Wollten wir weiter, mussten wir durch den Man of War Channel
hinaus ins tiefe Wasser des Ozeans. Unser nächstes Ziel sollte Nassau sein, die
Hauptstadt der Bahamas auf New Providence.
Uns ging es wie den anderen, die
auch langsam ungeduldig wurden. Am 24. Januar war es endlich soweit. Ein Hoch
hatte sich durchgesetzt und versprach für die nächsten Tage moderaten Wind aus
Ost. Wir verlegten uns hinter Lynyard Cay, um morgen mit dem ersten Tageslicht
durch die Passage zu gehen. Mit uns warteten dreizehn Schiffe, und im
Geschwader schafften wir trotz immer noch hoher Dünung die Durchfahrt. Mit Kurs
180 Grad erreichten wir am Abend Royal Harbour, wo wir für die Nacht ankerten.
Wir entschlossen uns, nicht nach Nassau zu gehen, denn wir
hatten über Funk erfahren, dass die Falcon bei Allans Cay ankern sollte.
Ich war mir sicher, dass Schmid mit Amateurfunk ausgerüstet war, aber ich
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