Lebensversicherung (German Edition)
wir sind doch Segler.
Er setzte sich ins Cockpit.
- Okay, ich bin die Charlie. Das ist der Skipper, mein Vater.
Ich machte eine einladende Handbewegung.
- Willkommen an Bord!
Schmid sah sich um. Ihm schien zu gefallen, was er sah.
- Wie kommt ihr hierher? Schon länger unterwegs?
Charlie hatte ein paar Gläser auf den Tisch gestellt und ich
erzählte ihm, was wir erlebt hatten und warum wir hier waren. Ich kam gleich
zur Sache, denn ich wollte nicht lange um den heißen Brei reden.
Ich erzählte ihm von Karl und Joseph. Ich hatte das Buch mit
Wagners Kurzgeschichte aus dem Schapp geholt und vor ihm aufgeschlagen.
- Auwei!
Schmid nahm das Buch in die Hand.
- Das vierte Siegel. Wie kommt ihr denn dazu?
Ich erzählte ihm, dass ich eine Diskette an Bord gefunden
hatte.
- Ich kenne die Geschichte schon lange, das Buch war immer
hier an Bord.
Was da drin steht, das ist Wahnsinn. So wahnsinnig wie diese
Geschichte da. Erich! Hör zu, ich will dir erzählen, was ich da geerbt habe.
Als ich mit der Schilderung von Josephs Entdeckung fertig
war, nickte Schmid nur mit dem Kopf.
- Wie bei Wagner. Ja, nur die Namen sind anders. Ich weiß, dass
Wagner die Wahrheit geschrieben hat. Der hatte Mut.
Schmid schüttelte den Kopf .
- Ahh, ich weiß nicht, was er heute macht. Damals, als
Lektor, habe ich mit ihm gesprochen. Natürlich glaubte niemand, dass da etwas
Wahres dran sein könnte, aber ich –
Schmid trank sein Glas leer.
- Eistee, mit Rum. Prima. Hast du noch ein Glas, Charlie? -
Danke. Ich war Wissenschaftsjournalist, wisst ihr. Konnte
Zusammenhänge herstellen. Aber damit an die Öffentlichkeit gehen? Die hätten mich
ins Irrenhaus gesperrt. Oder umgebracht, wie Joseph.
Schmid trank.
- Es ist doch völlig klar, dass sie sich den Präsidenten
willfährig gemacht haben, nachdem alles andere nicht geklappt hat. Was haben
die sich für eine Mühe gegeben. Diese Weiber ihm untergeschoben, dreckige
Wäsche gewaschen, ihn verleumdet, sogar einen Mord wollten sie ihm anhängen.
Aber Clayton war besser. Der stand das durch. Klar, da half dann nur noch eins.
Nun zappelt sein Herz in ihren Händen.
Charlie unterbrach ihn energisch.
- Das ist doch wohl nicht möglich. Sie können sich auf alles
einen Reim machen, was?
Charlie wirkte angriffslustig. Ich wusste genau, was sie
dachte: Da segelt einer jahrelang in der Weltgeschichte herum und verschweigt
zynisch, was er weiß. Sie war jung, und ihr Temperament wurde noch nicht durch
gesammelte Lebenserfahrung im Zaum gehalten.
- Charlie, warte, bis du auf ihn losgehst.
Ich klopfte mit dem Finger auf den Tisch.
- Da ist noch mehr. Unser Freund Karl bekam von Josephs Frau
zuerst die Diskette. Karl, glaube ich, wollte schweigen. Er ließ auch Jean in
dem Glauben, Joseph sei eines natürlichen Todes gestorben, obwohl er daran
zweifelte. Aber es passierte etwas. Karls Tochter besuchte ihn, und beide
machten Ferien zusammen. Emmi stürzte beim Klettern ab.
Ich sah Charlie an.
- Charlie, ich habe dir bis jetzt nichts davon erzählt. Ich
wollte erst Erich treffen. Karl hat noch mehr auf der Diskette hinterlassen.
Karl hatte alles aufgeschrieben. Er beschrieb, wie Emmi
abstürzte, wie schwer sie verletzt war, wie verzweifelt er sich an Zacharias
gewandt hatte, und wie er versuchen wollte, sie mit Josephs Wissen zu
erpressen, um Emmis Leben zu retten.
- Er schrieb, dass Emmi operiert worden war und Organe
bekommen hatte. Es war ihm egal, von wem. Er hoffte nur, sie würde gesund
werden. Aber er schrieb auch, dass er Angst hätte und deshalb diese Diskette
verstecken würde.
Er wollte, dass ich die Lady Ann wieder nehmen sollte.
Natürlich musste ich die Diskette finden. Die Lady Ann war ja schließlich mein
Schiff gewesen, und das Geheimfach hatte ich eingebaut.
Erich, ich bin sicher, dass Karl umgebracht wurde. Er hatte
Angst, Charlie. Er glaubte doch, dass Joseph ermordet wurde. Und Zacharias und
Roesen wussten, dass er das glaubte. Karl wusste zu viel. Sie mussten ihn ganz
einfach umbringen.
Charlie hatte sich in ihre Ecke im Cockpit verkrochen und das
Kinn auf die Knie gelegt.
- Selbstverständlich, nicht wahr? So ist es.
Schmid knüpfte den Palstek auf und zog sein Boot heran.
- Du willst schon gehen? Hey, wir wollten auch von dir ´was
hören!
Ich war erstaunt.
- Ja. Kommt morgen Nachmittag
zu mir. Mein Schiff liegt drüben vor dem Peace and Plenty Hotel. Habe heute
Mittag dort geankert. Muss einkaufen. Brauche Diesel und Wasser.
Schmid stand schon
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