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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Fähigkeiten. Aber Colin könnte Ihnen vielleicht wirklich nützlich sein. Schließlich lebt er schon seit vier Monaten in Istanbul. Und falls ich nicht dazukommen sollte, ihn zu besuchen - Colin muß das Gefühl haben, daß sich jemand um ihn kümmert. Das ist ungemein wichtig für ihn...«
»Weil Sie doch ein Mondkind sind«, sagte Mrs. Pollifax ernst.
»Ich kann eben nicht aus meiner Haut. Aber ich möchte Sie natürlich nicht belästigen...«
»Geben Sie mir seine Adresse, ich kann es ja versuchen«, antwortete Mrs. Pollifax lächelnd. »Versprechen kann ich Ihnen allerdings nichts, aber vielleicht bleibt mir genügend Zeit.«
»Ach, ich finde Sie einfach süß«, sagte das Mädchen, zog einen Ring vom Finger und reichte ihn Mrs. Pollifax. »Geben Sie ihm den. Colin gab ihn mir vor seiner Abreise. Das ist ein Spiel, das wir schon jahrelang treiben. Ständig pendelt der Ring zwischen uns beiden hin und her. Er soll uns Glück bringen. Ich habe ihn getragen, als Colin nach Oxford ging - aber Colin ist durchgefallen«, seufzte sie. »Dann trug er ihn, als er Staubsauger verkaufte, aber Mutter war die einzige, die ihm einen abgenommen hat. Dann hat er Lexika verkauft. Oder er hat anschließend bei Fortnum gearbeitet? Ach, ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls geben Sie ihm bitte den Ring, und grüßen Sie Colin bestens von mir.«
»Aber das ist ein wertvoller Siegelring«, warnte Mrs. Pollifax. »Und vielleicht habe ich wirklich nicht die Zeit...«
»Dann stecken Sie ihn einfach in einen Briefumschlag und schicken ihn mir zurück. Meine Anschrift gebe ich Ihnen auch.« Sie legte ein kleines Adreßbuch als Unterlage auf ihr Knie, schrieb in Blockbuchstaben zwei Adressen auf einen Zettel und gab ihn Mrs. Pollifax.
COLIN RAMSEY
RAMSEY ENTERPRISES LTD.
23 Zikzak Dar SOKAK, STAMBOUL
MISS MIA RAMSEY
c/o HEATHERTON AGENCY
PICCADILLY CIRCUS, LONDON W. 1
    »Und ich heiße Emily Pollifax«, sagte Mrs. Pollifax. »Ebenfalls ein Mondkind«, ergänzte sie mit einem Augenzwinkern.
    »Nein, wirklich!« rief Mia atemlos. »Das habe ich sofort gespürt. Colin ist Steinbock.«
»Mein Mann war Waage«, warf Mrs. Pollifax ein.
»Nein, wie fabelhaft! Charme, Diplomatie, Ausgeglichenheit?«
»O ja«, sagte Mrs. Pollifax.
»Die meisten meiner Verwandten sind Zwillinge«, sagte Mia nachdenklich.
»Das ist ein äußerst unruhiges Sternzeichen. Tony ist Waage«, gestand sie. »Er will mich heiraten.«
»Tony?«
»Der Mann, der für alles verantwortlich ist«, erklärte sie mit einer Geste, die offensichtlich auch ihre irrwitzige Kleidung einschloß. »Er wartet in Athen auf mich. Er ist ein wilder Fotograf.«
»Und lieben Sie ihn?« erkundigte sich Mrs. Pollifax interessiert.
Mia wurde nachdenklich. »Ich bin erst achtzehn, verstehen Sie. Glauben Sie, daß man in diesem Alter schon lieben kann?«
»Im allgemeinen nicht.«
    Mia nickte. »Das finde ich eben auch. Es ist natürlich verführerisch - und irrsinnig romantisch, aber zuerst möchte ich mir doch über mich selbst klar werden. Ich möchte nicht x-mal heiraten. Das ist so flatterhaft.«
    Das Mittagessen unterbrach ihr Gespräch. Und dann flogen sie Athen an, und Mrs. Pollifax sah zu, wie Mia sich Lippen und Lider mit einem weißen Stift nachzog und ihr langes Haar kämmte. Das Flugzeug setzte auf und rollte auf der Landebahn aus. Mia sah Mrs. Pollifax an. »Ist Ihnen klar, daß wir uns vielleicht nie mehr wiedersehen werden?« sagte sie bestürzt. Schlagartig war sie wieder zu einem sehr kleinen Mädchen geworden.
    »Aber ist es nicht reizend, daß wir uns überhaupt kennengelernt haben?« lächelte Mrs. Pollifax.
»Sie sind bedeutend klüger«, sagte Mia und stand auf. Sie beugte sich vor und küßte Mrs. Pollifax impulsiv auf die Wange.
»Gott segne Sie«, sagte sie herzlich, stülpte sich den Zylinder aufs Haupt und schritt zwischen den Sitzen durch.
Mrs. Pollifax sah ihr nach. Sie fand, daß sie eine sehr intensive Duftwolke zurückgelassen hatte. Nicht wie eine Orchidee, trotz ihrer exotischen grünvioletten Erscheinung, sondern eher wie eine sehr widerstandsfähige, sehr britische Primel. Ja, eine Primel, entschied Mrs. Pollifax, zog mit leisem Lächeln ihren türkischen Reiseführer hervor und begann zu lesen.
    Mrs. Pollifax landete auf einem Flughafen, dessen Namen sie nicht aussprechen konnte. Benommen schritt sie durch den Zoll. Nicht einmal der Anblick der ersten Moschee oder der schlanke Turm eines Minaretts vermochte sie aus diesem befremdlichen Gefühl zu reißen. Jetzt erst

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