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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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ihn. »Die schöne Mia - was treibt sie denn in Athen? Wahrscheinlich hat sie wieder mal genug von der Schule.«
»Von einer Schule ist mir nichts bekannt. Sie arbeitet als Fotomodell.«
Er nickte, ohne den Blick von dem Ring zu wenden. »Diesen Ring bekamen wir von Onkel Hu, als wir noch im Kindergarten waren«, sinnierte er. »Onkel Hu hat ihn mir gegeben und gesagt, daß der Ring Zauberkräfte besitze, und ich habe ihn jahrelang gutgläubig an einem Bindfaden um den Hals getragen.« Sein Lachen klang so bitter, daß er genauso darüber erschrak wie Mrs. Pollifax. Er sah sie an. »Wirklich reizend von Ihnen, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, und es ist von mir sehr unhöflich, daß ich Sie mit meinem verpesteten Leben belästige. Darf ich Ihnen eine Limonade anbieten?«
»Sie waren nicht unhöflich. Sie taten sich selber leid«, berichtigte Mrs. Pollifax. »Und ich hatte zuviel Zeit, um nichts weiter zu tun als zu essen, und zu wenig Zeit, um zu schlafen. Ich muß nämlich vor acht Uhr wieder im Hotel sein. Außerdem war ich neugierig. Ja, bitte, ich hätte gern eine Limonade.«
»Neugierig wegen Mia?« fragte er.
»Nicht nur. Ich fand es erholsam, etwas zu tun zu haben, und war erfreut darüber, hier, in einer fremden Stadt, in einem Land, den Namen und die Adresse eines Engländers zu kennen.« Sie brach ab und lächelte.
Er nickte. »Sind Sie zum erstenmal im Ausland?«.
»Ja und nein. Jedenfalls zum erstenmal allein.«
»Dann kommen Sie doch herein, und trinken Sie Ihre Limonade«, sagte er verständnisvoll. »Aber wenn Sie allein reisen, wer ist dann der Mann, der mit Ihnen gekommen ist? Ihr Fahrer? Oder ein Fremdenführer?«
Mrs. Pollifax schaute ihn erstaunt an. »Mit mir ist niemand gekommen. Ich habe ein Taxi genommen, aber der Fahrer ist längst wieder fort.« Sie drehte sich um und folgte Colins Blick in die Sackgasse. »Was haben Sie denn?«
Er grinste. »Irgendein Tourist. Ein Mann im dunklen Anzug mit einer Kamera. Zweimal ist er schon vorbeigegangen und hat sich bemüht, so zu tun, als interessierten wir ihn nicht. Im allgemeinen verirren sich die Touristen nicht bis hierher.«
Henry, dachte Mrs. Pollifax dankbar. Er hatte gesehen, wie sie das Hotel verließ, und war ihr gefolgt. Seine Aufmerksamkeit rührte sie.
Dann aber schob sie den Gedanken von sich und folgte Colin ins Haus. »Wieso fallen Ihnen solche Kleinigkeiten auf?« fragte sie Colin.
Seine Fantasie war erstaunlich lebhaft.
Er grinste unsicher und ließ sie eintreten. »Ein Ausgleich, vermutlich. Beobachtungsgabe ist mein einziges Talent. Ansonsten setze ich meine großartige Familie ständig in Verlegenheit. Deshalb hat man mich ja auch in die Türkei abgeschoben.«
Mrs. Pollifax betrat eine düstere, unfreundliche Küche mit einem uralten Eisschrank in der Ecke.
»Setzen Sie sich doch«, forderte Colin sie auf.
Dankbar nahm Mrs. Pollifax auf einer Holzbank neben einem Zeichentisch Platz. »Inwiefern ist Ihre Familie großartig? Könnten Sie mir das erklären?«
»Nichts einfacher als das«, sagte Colin und nahm eine Tasse mit Eiswürfeln aus dem uralten Eisschrank. »Sie ist erfolgreich.«
»In welcher Hinsicht?« fragte Mrs, Pollifax.
»Ach, sie steigen auf Berge. Auf ganz hohe«, antwortete er wütend.
»Sie tun sich beim Rugby hervor, holen sich Auszeichnungen in Oxford und haben eine Begabung dafür, in den Adelsstand erhoben zu werden. Sie sind aktive Offiziere und werden mit Orden behängt. Mein Vater ist Parlamentsmitglied. Meine beiden Brüder haben die Militärakademie absolviert und werden entweder Generäle oder ebenfalls Abgeordnete, verlassen Sie sich darauf. Meine Schwester haben Sie ja kennengelernt. Sie ist das Nesthäkchen der Familie, aber wenn sie jetzt als Fotomodell arbeitet, wird sie bis Weihnachten als Spitzenmodell auf den Titelblättern sämtlicher Zeitschriften zu sehen sein. Meine Mutter dichtet, und als ich das letztemal eine Times in die Hand bekam, da konnte ich lesen, daß man sie eingesperrt hatte. Im Zusammenhang mit irgendeiner Streikbewegung. So etwas gehört heutzutage auch zum Erfolgreichsein.« Er reichte Mrs. Pollifax ein Glas eisgekühlter Limonade und setzte sich ihr gegenüber.
»Wenn Ihre Verwandten so extrovertiert sind und Berggipfel lieben, ist das ihr gutes Recht«, sagte Mrs. Pollifax sarkastisch. »Was tun Sie denn am liebsten?«
»Schwer zu sagen«, meinte Colin nachdenklich. »Ich bin ein fürchterlicher Feigling und kann keine Schmerzen ertragen. Zu dieser Erkenntnis gelangen wohl

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