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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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sie sofort abnahm.
Dadurch wurde ein fast klassisches Profil sichtbar. Lider und Lippen waren weiß geschminkt, die langen Wimpern pechschwarz. Das glatte, rotblonde Haar hing ihr bis in die Taille. Sobald sie ihre Tasche und die Zeitschriften verstaut hatte, erwiderte sie Mrs. Pollifax' neugierigen Blick, betrachtete ungeniert die weißen Haarsträhnen, die unter Mrs. Pollifax blumengarniertem Hut vorquollen, bemerkte ihren bewundernden, verblüfften Blick und lächelte.
»Hallo!« sagte sie in einem Anflug von Aufrichtigkeit. »Jage ich Ihnen einen Schreck ein? Einige Freunde meiner Mutter finden mich nämlich fürchterlich. Nicht, daß Mutter viele langweilige Freunde hätte, aber dafür hat sie tonnenweise stinklangweilige Bekannte. Daddy sitzt nämlich im Parlament.«
»Im Parlament?« sagte Mrs. Pollifax begeistert.
»Oh, Sie sind Amerikanerin!« rief das Mädchen aus. »Wie lustig! Ja, Daddy ist im Parlament, und ich bin soeben Fotomodell geworden. Ist das nicht herrlich? Ich finde es wahnsinnig aufregend. Eigentlich möchte ich ja Schauspielerin werden, aber als Fotomodell anzufangen, ist super. Ich habe einen Auftrag in Athen. Tony und die Kameras sind schon dort. Sie wollen mich mit Herbstmodellen vor der Akropolis aufnehmen.«
»Ach, wie schön«, strahlte Mrs. Pollifax. Dann fuhr sie fort. »Ich hatte ganz vergessen, daß wir in Athen landen. Ich fliege nämlich bis Istanbul.«
Das Gesicht des Mädchens erhellte sich. »Ist das nicht großartig! Mein Bruder lebt nämlich dort. Wenn mir nach den Aufnahmen genügend Zeit bleibt, möchte ich gern rüberfliegen und ihn besuchen.« Ein leichter Schatten trübte ihr unwahrscheinlich strahlendes Gesicht. »Zumindest hoffe ich, daß er noch dort ist«, sagte sie besorgt. Dann seufzte sie und stützte das Kinn in die Hand.
»Was macht er denn in Istanbul?« erkundigte sich Mrs. Pollifax.
»Er arbeitet bei Onkel Hubert«, erklärte sie. »Aber das sagt Ihnen natürlich nichts, weil Sie unsere Familie nicht kennen. Mit anderen Worten heißt das, daß Colin - das ist mein Bruder - als hoffnungsloser Fall abgeschrieben wurde. Keiner weiß etwas mit ihm anzufangen. Wahrscheinlich gibt es in jeder Familie eines.«
»Was denn?«
Nach kurzem Zögern sagte das Mädche n ärgerlich: »Ein schwarzes Schaf, das beim besten Willen nicht in den Rahmen paßt. Niemand kann ihn verstehen.«
Mrs. Pollifax lächelte leise. Sie fand das Mädchen sympathisch.
»Aber Sie mögen ihn. Und das ist auch eine Art des Verstehens.«
»Oh, ich weiß wohl, wo der Fehler steckt, aber nicht, wie ich Colin helfen könnte«, erwiderte das Mädchen ernsthaft. »Colin hat keine Spur von Selbstvertrauen, und deshalb befindet er sich ständig in Abwehrstellung. Er hat sich vollkommen verrannt. Er weckt die Mutterins tinkte in mir. Ich bin nämlich ein Mondkind, müssen Sie wissen, eine Krebsgeborene, und vollgestopft mit Mutterkomplexen. Das haßt er. Und mit Recht. Er ist sehr intelligent. Ach, hoffentlich habe ich die Zeit, ihn zu besuchen, aber fast verzweifle ich daran«, schloß sie theatralisch. »Nie reicht die Zeit. Bestimmt wird es regnen, und damit verzögern sich die Aufnahmen wieder um Tage. In der Branche gibt es ständig solche Schwierigkeiten.«
»Sie könnten ja Ihrem Bruder schreiben«, tröstete Mrs. Pollifax.
Das Mädchen drehte den Kopf um und blickte Mrs. Pollifax fassungslos an. »Schreiben?« wiederholte sie ungläubig.
Mrs. Pollifax begriff, daß sie ein Wort gebraucht hatte, das diesem Mädchen völlig fremd war. »Das ist auch eine Art, in Verbindung zu bleiben.«
»In Verbindung«, wiederholte das Mädchen sinnend. »Ja, in Verbindung - das ist ein bildschöner Ausdruck, finden Sie nicht? Ich fühle mich mit Colin ständig verbunden, selbst wenn ich ihn niemals sehe.«
»Dann besitzen Sie etwas sehr Seltenes und Kostbares«, meinte Mrs. Pollifax. »Gemeinsame Bande.«
Das Mädchen nickte begeistert. »Sie verstehen das, nicht wahr? Aber was führt Sie ausgerechnet nach Istanbul?«
Mrs. Pollifax sagte, daß sie eine Vergnügungsreise mache und außerdem eine Bekannte dort treffen wolle. »Eine alte Freundin, die den Nahen Osten erforscht«, schloß sie energisch.
»Ach, super!« sagte das Mädchen. »Wie lang bleiben Sie in Istanbul?«
»Bis Samstagvormittag«, erwiderte Mrs. Pollifax gelassen. »Ich glaube, ich errate Ihre Gedanken.«
Das Mädchen lachte entzückt. »Ganz bestimmt sogar. Sie sind ein Schatz, das wußte ich sofort. Und vermutlich haben Sie sogar hellseherische

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