Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
nie zuvor hatte ich so etwas wie einen Röntgenblick, der es mir ermöglichte, in das Innere eines Schlosses zu blicken und zu sehen, wie der Mechanismus funktioniert.«
Sie leerte ihre eigene Flasche und stellte sie auf den Boden. »Was glaubst du, wie es weitergeht?«
»Das Schiff fliegt noch ein paar Stunden durch den Hyperraum, danach legt es eine Ruhepause ein.« Er sah sie an und lächelte. »Fühlst du dich jetzt besser?«
»Ja, es geht mir besser. Ich fühle mich groggy, zu Tode erschöpft, total ausgepumpt. Aber es geht mir entschieden besser. Und was machen wir jetzt?«
Er stellte sich hin, verzichtete jedoch bewusst darauf, Miri beim Aufstehen zu helfen. »Ich schlage vor, wir tragen alles an Proviant zusammen, solange der Schiffsantrieb noch eingeschaltet ist.«
Nur wenige Stunden, nachdem der Raumhafen die Landeerlaubnis erteilt hatte, trafen die Juntavas auf dem Planeten ein. Die Genehmigung für diese Blitzlandung hatte ein Vermögen gekostet. Auf der Planetenoberfläche wurde dann noch einmal Geld mit vollen Händen ausgegeben, um zu erfahren, welche Schiffe und Personen in letzter Zeit auf dieser Welt eingetroffen waren oder sie verlassen hatten. Man wollte alles wissen – welche Visa ausgestellt wurden, welche Einreiseformulare die Neuankömmlinge ausgefüllt hatten –, einfach alles, was dazu dienen konnte, die Gesuchten zu lokalisieren.
»Sie sind nicht hier«, verkündete Jefferson ein paar Stunden später und schleuderte einen Packen aufgefächerter Papiere weit von sich.
»Wie kommen Sie darauf? Sie müssen aber hier sein! Wo sonst könnten sie stecken? Vielleicht sind sie angekommen und gleich wieder losgedüst – haben Sie das überprüft?«
Borg Tanser, der stellvertretende Commander dieses Projekts, war ein kleiner, drahtiger Mann, der zum Nörgeln neigte; er galt als ausgezeichneter Scharfschütze und konnte in chaotischen Situationen geistesgegenwärtig reagieren; Jefferson hatte Glück, dass er dem Team angehörte. Und genau das hielt er sich jetzt vor Augen. »Selbstverständlich haben wir das gecheckt! Seit fast sechs Monaten hat kein Schiff der Clutch-Turtles dieses System angeflogen oder verlassen. Ich sage, sie sind nicht hier! Und sie sind auch nie hier gewesen!« Er schüttelte den Kopf. »Obwohl ich das nicht begreifen kann.«
»Wie auch immer. Ich schlage vor, wir teilen das Team auf. Eine Hälfte des Trupps durchkämmt den Planeten, stellt ihn auf den Kopf, wenn es sein muss. Die andere Hälfte nimmt das Schiff und verfolgt die Spur zurück. Vielleicht haben sie ja ein, zwei Sprünge ausgelassen und warten darauf, dass sich die Sache ein bisschen abkühlt.«
Jefferson ließ sich das durch den Kopf gehen, griff nach den weggeworfenen Ausdrucken und stapelte sie wieder fein säuberlich aufeinander. »Okay, wir machen das so. Der Boss legt großen Wert darauf, beide zu schnappen. Er fand nämlich, sie seien nicht besonders nett zu ihm gewesen.«
Aber Tanser war nicht für seinen ausprägten Sinn für Humor bekannt. Er sprang auf die Füße und nickte heftig. »Also gut. Ich nehme die Crew, und auf geht’s. Wir sehen uns später.« Dann war er weg.
»Ja, bis später dann«, erwiderte Jefferson abwesend. Eine Weile saß er da und starrte mit leerem Blick auf den Stapel Blätter, dann stemmte er sich vom Tisch hoch und begab sich zum Bounce-Kom, um seinem Boss einen vorläufigen Lagebericht zu übermitteln.
Matthew blickte von den neuesten Mitteilungen auf, die er gerade studierte, und betrachtete die beiden Clutch-Turtles mit ausdrucksloser Miene.
»Es tut mir sehr leid, Gentlemen, aber Mr. Hostro hat Anweisung gegeben, dass er auf gar keinen Fall gestört werden will, egal, um welche Angelegenheit es sich handelt. Aber ich werde ihm gern etwas ausrichten …«
»Ich habe ihm nichts auszurichten«, fiel Edger ihm ins Wort. »Ich muss dringend mit Justin Hostro persönlich sprechen, und die Sache duldet keinen Aufschub. Bitte lassen Sie ihn wissen, dass ich hier bin und auf einer sofortigen Unterredung bestehe.«
»Es tut mir leid, Gentlemen«, wiederholte Matthew. »Aber ich darf Mr. Hostro nicht stören …«
»Ich verstehe«, fuhr Edger ihm abermals über den Mund. Er umrundete die Kom-Station mit einer für einen derartigen Koloss verblüffenden Geschwindigkeit, drückte mit der flachen Hand gegen die verschlossene Tür, die protestierend kreischte und unter der Wucht des Drucks aufsprang. Dann überquerte er in majestätischer Würde die Schwelle zu Hostros
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