Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Büro, dichtauf gefolgt von Watcher.
    Justin Hostro saß hinter seinem Schreibtisch und widmete seine volle Aufmerksamkeit einem Wust von Papieren. Als die Tür aufsprang, blickte er hoch. Und bei Edgers Anblick erhob er sich.
    »Was hat dieses Eindringen zu bedeuten?«, wollte er wissen. »Ich hatte strikte Anweisung gegeben, mich nicht zu stören. Sie werden verzeihen, aber im Moment habe ich etwas Dringendes zu erledigen …«
    »Auch ich habe etwas Dringendes zu erledigen«, versetzte Edger. »Die Sache muss sofort bereinigt werden, und zwar hier und jetzt.« Er stapfte zu dem einzigen Möbelstück im Raum, auf dem ein Turtle Platz nehmen konnte, und gab Watcher einen Wink, er möge an der Tür stehen bleiben.
    Justin Hostro zögerte einen Herzschlag lang, ehe auch er sich wieder hinsetzte; scheinbar gelassen faltete er die Hände auf der Schreibtischplatte. »Also gut, Sir, da Sie nun mal hier sind und mich bereits gestört haben, können wir uns ebenso gut dem Problem widmen.«
    »Ich wollte mit Ihnen über die angemessene Höhe des Blutgeldes reden«, hob Edger an, »das mein Clan Herbert Alan Costello schuldet, weil einer der unseren ihn mutwillig verletzt hat.«
    »Costello?« Hostro runzelte die Stirn. »Aber das ist gar nicht nötig, Sir; wir übernehmen sämtliche Kosten, die ihm durch diesen Unfall entstehen. Im Übrigen bedauere ich aufrichtig, wenn er jemanden aus Ihrem Clan beleidigt hat.«
    »Die Verantwortung für den Zwischenfall liegt einzig und allein bei uns«, berichtigte Edger, »und deshalb werden wir eine Entschädigung zahlen. Unser Clan handelt ehrenhaft. Wir bleiben niemandem etwas schuldig.«
    »Auch mein Clan handelt ehrenhaft«, blaffte Hostro und bemühte sich, seinen Groll zu zügeln. »Und wir sorgen für unsere Mitglieder. Bitte vergessen Sie die leidige Geschichte, Sir. Die Juntavas werden sich gut um Herbert Alan Costello kümmern.«
    »Die Juntavas? Ist das der Name Ihres Clans, Justin Hostro?«
    »Ganz recht. Wir sind ein sehr mächtiger Clan – er kontrolliert viele Planeten und Sternensysteme. Er hat mehrere hunderttausend Mitglieder, und im Notfall wird jedes einzelne von uns versorgt – das geringste wie das ranghöchste.«
    »Ah«, staunte Edger. Er neigte sein Haupt. »Das freut mich ungemein, Justin Hostro. Ich gebe zu, dass ich zum ersten Mal von diesem großen Clan höre – und ich bitte, meine Unwissenheit zu entschuldigen. Aber Sie waren so freundlich, mich aufzuklären, und nun können wir so miteinander verkehren, wie es sich gehört. Finden Sie nicht auch, dass das korrekt ist?«
    »Selbstverständlich«, stimmte Hostro zu und zwang sich, seine verkrampften Hände zu lockern.
    »Wenn dem so ist, dann möchte ich Ihnen, als einem Ältesten Ihres Clans, mitteilen, dass mir bestimmte Dinge zu Ohren kamen. Angeblich hat Herbert Alan Costello damit gedroht, dreien meiner Verwandten körperliche Gewalt anzutun oder sie gar zu töten.« Er wedelte mit seiner riesigen Pranke und deutete auf Watcher.
    »Dass mein Verwandter Herbert Alan Costello verletzt hat, ist nicht vergessen, und der Übeltäter wird seine gerechte Strafe bekommen. Aber die Androhung von Gewalt fand statt, bevor er Herbert Alan Costello zwei Finger abbiss, und diesen Umstand muss ich bei dem Strafmaß berücksichtigen. Jetzt frage ich Sie«, schloss er, »ob Sie wissen, warum das Mitglied Ihres Clans mit meinen beiden Verwandten, die nicht anwesend sind, im Streit liegt.«
    Hostro holte tief Luft und ließ seinen angestauten Zorn ein wenig durchblicken. »Wenn eines Ihrer Clanmitglieder, auf die Sie anspielen, eine Frau namens Miri Robertson ist, dann muss ich Ihnen sagen, dass Costello lediglich auf meinen Befehl hin handelte. Ich trug ihm auf, diese Frau festzunehmen, desgleichen ihren Gefährten, sollte er sich noch in ihrer Gesellschaft befinden.«
    »Ah. Und als Clanältester, der sich an einen anderen Clanältesten wendet, um nach sorgfältigem Abwägen aller Gesichtspunkte zu einem fairen Urteil zu gelangen, frage ich Sie: Warum erteilten Sie Ihrem Clanmitglied diesen Befehl?«
    »Mein Clan hat diese Frau zu einer Gesetzlosen erklärt, weil sie vor Kurzem einige meiner Clanmitglieder getötet hat. Außerdem hat sie dafür gesorgt, dass mein Clan und der … Clan der Polizei aneinandergeraten sind.« Er überlegte kurz, ob er die Pellet-Pistole aus der obersten Schreibtischschublade ziehen sollte; doch dann fiel ihm die eingedrückte Tür ein, und er rührte sich nicht.
    Edger war verwirrt.