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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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besonders gut. Das Einzige, was diese Maschine bewirkte, war die totale Auslöschung der ursprünglichen Persönlichkeit. Doch dieses Blankowesen ließ sich nicht mit einem neuen Charakter ausstatten. Und es konnte nicht mehr auf konventionelle Weise lernen. Das, was das Wesen dieses Menschen ausmachte, war unwiederbringlich zerstört worden, obwohl der Körper ein beachtliches Alter erreichen kann.«
    Ihr drehte sich der Magen um. Sie senkte den Kopf und schluckte ein paarmal, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken.
    »Miri.« Er streichelte ihre Wange, dann hob er ihr Kinn. Doch sie hielt die Augen geschlossen, und nach einer Weile spürte sie, wie er ihr die Tränen wegwischte, die unter den Lidern hervorquollen.
    »Miri, bitte, sieh mich an.«
    Sie machte die Augen auf, aber sie brachte kein Lächeln zuwege.
    Er schüttelte den Kopf und deutete wenigstens ein Lächeln an. »Du solltest erst um mich trauern, wenn man dir meinen Leichnam bringt.«
    »Wenn sie mir einen Zombie bringen, erschieße ich das Ding.«
    »Dafür wäre ich dir dankbar«, erwiderte er ernst.
    Das entlockte ihr ein schiefes Grinsen; sie blickte in seine müden Augen und in das grimmige Gesicht und hoffte, diese Szene sei die letzte in dem Drama, das seine namenlosen Bosse inszeniert hatten. Sie fragte sich, was passiert wäre, wenn eine Panikattacke ihn während einer Schießerei oder in einer der vielen schwierigen Situationen, in die sie geraten waren, übermannt hätte? Die Antwort lag auf der Hand – aller Wahrscheinlichkeit hätte diese Anwandlung von Schwäche Val Cons Tod bedeutet.
    Ein makabrer Gedanke drängte ihr sich auf. Sollte er sterben? Mord durch Extrapolation? Sie verdrängte diesen Verdacht. »Wie fühlst du dich jetzt?«, fragte sie. Er nahm ihre Hand und verschränkte seine Finger mit den ihren.
    Er lächelte. »Ich bin sehr müde. Es passiert einem nicht jeden Tag, dass man stirbt und dann weiterlebt, um anderen Leuten davon zu erzählen.«
    Sie grinste und drückte seine Hand. »Möchtest du aufstehen? Oder soll ich dir eine Decke holen?«
    »Ich denke, ich stehe auf.« Aber das war leichter gesagt als getan. Doch dann rappelten sie sich beide hoch und stützten sich gegenseitig.
    Val Con überraschte sie beide, als er Miri plötzlich in die Arme schloss, sein Gesicht in ihr Haar drückte und Worte murmelte, die weder nach Terranisch noch nach Liaden klangen. Dann rückte er wieder auf Armeslänge von ihr ab und sah sie an.
    »Wir zwei haben so viel miteinander zu besprechen, aber zuerst muss ich mit mir selbst ins Reine kommen, Antworten auf bestimmte Fragen finden. Ich brauche etwas Zeit für mich; ein, zwei Tage lang muss ich allein sein. Ich nehme mir etwas Proviant und suche mir ein Zimmer, in das ich mich zurückziehe …«
    Sie erstarrte. »Du hast keinen Grund, vor mir wegzulaufen …«
    Sanft legte er einen Finger auf ihre Lippen, sodass sie verstummte. »Es ist kein Weglaufen. Aber denk doch mal nach: Innerhalb von zwei Tagen hab ich uns beiden mehrmals einen fürchterlichen Schrecken eingejagt. Ich muss mir die Zeit nehmen, solange ich tatsächlich Möglichkeit habe, mich selbst wiederzufinden. Ich will wissen, wer ich bin und wer ich nicht bin.« Er nahm den Finger von ihren Lippen und berührte ihre Wange. »Ich denke, es ist für uns beide wichtig, dass ich meine wahre Persönlichkeit entdecke.«
    Sie nickte stumm, weil sie Angst hatte, ihr könnte die Stimme versagen.
    »Miri Robertson«, hob er in einem Ton an, der einen rituellen Beiklang hatte, »ich bitte dich, darüber nachzudenken, ob du meine Partnerin werden möchtest – für immer. In ein paar Tagen erwarte ich deine Antwort.«
    Hastig senkte er den Kopf und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann ließ er sie los und fing an, Proviant für die Zeit seines Alleinseins zusammenzusuchen. Die zertrümmerte Gitarre legte er auf den Kartentisch. Er schwor sich, sie eines Tages zu reparieren.

21

     
     
     
    Zum vierten Mal schlich sich Miri in die Bibliothek zurück, nachdem sie heimlich nach ihrem Partner geschaut hatte. Da sie ihm das Recht auf Einsamkeit zugestanden hatte, kam sie sich nun vor, als würde sie ihn bespitzeln. Doch obwohl ihr wahre Schätze der Literatur zur Verfügung standen, kam sie nicht umhin, sich ständig zu vergewissern, ob es Val Con gut ging.
    Bereits zum zweiten Mal hatte sie jetzt beobachtet, wie Val Con mitten in dem großen Raum stand, die Augen geschlossen, und sich sehr langsam bewegte. Manchmal blieb

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