Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Lagerraum.
Langsam erhob sich Val Con und bückte sich, um den Karton mit den Lebensmitteln hochzuheben.
»Drei Familien«, murmelte er.
Das Bounce-Kom fing an zu rattern; Jefferson fluchte und setzte sich in Trab.
Er las Hostros eingehende Instruktionen und druckte sich eine Kopie aus. Immer noch fluchend, löschte er die Nachricht und schickte eine Mitteilung an Tanser. Das Gerät schepperte, verstummte und fing wieder an zu klappern, ehe es die Botschaft, die er absenden wollte, wieder ausspuckte. Das Schiff befand sich im Transit.
Ihm gingen die Flüche aus; er stellte die Kom-Einheit so ein, dass sie die Nachricht alle zehn Minuten erneut abschickte, bis sie Tansers Schiff erreichte. Dann saß er da, starrte auf den Schirm und spürte, wie sich sein Magen verkrampfte.
Unvermittelt dachte er an seinen Sohn; kopfschüttelnd versuchte er sich einzureden, dass die Botschaft Tanser erreichen würde, ehe Tanser auf die Beute stieß.
Das Zeug, das Edger als Seife diente, war tatsächlich Sand. Miri benutzte ihn verschwenderisch, dann löste sie ihren Zopf und wusch sich auch noch die Haare.
Musik erfüllte den Raum mit dem Badepool, und sie wunderte sich, dass eine tragbare Chora ein solches Klangvolumen erzeugte. Soweit sie es beurteilen konnte, war das Repertoire nicht nach irgendeinem System geordnet. Terranische Balladen vermischten sich mit Chorälen der Liaden, die wiederum gingen über in vulgäre Raumfahrerlieder, an die sich Musikstücke anschlossen, die ihr nicht das Geringste sagten und mitunter wie die Melodien von Kinderliedern klangen.
Pausenlos ging es weiter; Val Con spielte jede Art von Musik, die er je gehört hatte. In mancher Hinsicht war es schlimmer als die Effekte des Schiffantriebs.
Die Musik brach ab und fing von Neuem an, schraubte sich in schrillen Dissonanzen in die Höhe und erinnerte sie an die fremdartige Sprache, in der er geflucht hatte. Sie watete an den Rand des Pools, als er ein neues Element zu den Tönen hinzufügte – ein dünnes, hohes Jaulen, das sich durch das grässliche Hauptmotiv schlängelte, mal anschwellend, dann wieder leiser werdend. Während sie aus dem Pool stieg und auf den Rasen trat, glaubte sie eines der Liadenlieder herauszuhören, die er früher einmal gespielt hatte.
Dann änderte sich die Musikrichtung, die Lautstärke steigerte sich, bis es ihr den Atem verschlug; die klagende Melodie zerriss ihr das Herz und fegte jeden Gedanken aus ihrem Kopf.
Sie klaubte ihre Sachen zusammen und presste sich das Bündel gegen die Brust. Langsam, vornübergebeugt, als müsse sie gegen die stürmischen Winde ankämpfen, die Surebleak im Winter heimsuchen, flüchtete sich Miri in die Abgeschiedenheit der Bibliothek.
Das Schiff befand sich vielleicht seit fünfzehn Minuten in seiner Ruhephase, als sie den Kontrollraum betrat, das Haar noch offen und feucht von ihrem Bad.
»Sei gegrüßt, Captain eines Sternenschiffs«, begann sie in, wie sie hoffte, stark verbessertem Liaden. Val Con saß an der Steuerkonsole und kehrte ihr den Rücken zu.
»Entranzia volecta, Cha’trez«, murmelte er abwesend, während seine Aufmerksamkeit mal von den Steuerkontrollen, mal von dem Navigationstank in Anspruch genommen wurde.
Miri trat an den Kartentisch. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die nun verstummte Chora und die Gitarre und stellte eine Platte mit Käse ab.
»Wie soll ich Hochliaden lernen«, fragte sie, ihr Messer zückend, »wenn du mir ständig in Niederliaden antwortest?«
»Hab ich das getan? Vielleicht habe ich Probleme mit dem Akzent.«
Sie hob die Brauen. »Mir scheint, du leidest gelegentlich an schlechter Laune, mein Freund.«
Er lehnte sich nach hinten, während er mit den Händen die Kontrollen bediente und gleichzeitig den Navigationstank im Auge behielt. »Und dabei sagt man mir nach, ich sei im Allgemeinen sehr geduldig«, erwiderte er in sachlichem Ton. »Allerdings wurde meine Geduld noch nie unter derart harten Bedingungen auf die Probe gestellt.«
Sie lachte und schnitt sich eine Scheibe Käse ab. »Du besitzt wirklich ein unangenehmes Temperament. Jetzt wirst du auch noch sarkastisch. Ist es meine Schuld, wenn du deine Muttersprache vergessen hast?«
Er nahm noch ein paar Einstellungen an der Steuerkonsole vor, stand auf und kam zu ihr an den Tisch. Sie säbelte einen Brocken Käse ab, spießte ihn mit der Messerspitze auf und hielt ihn Val Con unter die Nase. Er nahm den Käse, setzte sich auf die Bank vor der Chora und stemmte einen Fuß
Weitere Kostenlose Bücher