Leerer Kuehlschrank volle Windeln
-Players, stehe auf und gehe ans Handy.
»Guten Tag. Spreche ich mit Herrn Richardt?«
»Ja, da sind Sie richtig.«
»Mein Name ist Gumpert * , ich bin der Geschäftsführer des Langenberger Parkschlosses* in Leipzig. Entschuldigen Sie bitte, es ist mir sehr unangenehm, dass ich Sie um diese Zeit noch störe, aber es ist enorm wichtig. Es geht um Ihre Hochzeit Anfang Juli.«
»Gibt es Probleme mit den Zimmerreservierungen?«
»Wenn es das wäre, würde ich mich besser fühlen. Nein. Ich muss Ihnen mitteilen, dass wir eine Woche vor Ihrer Hochzeit schließen. Und deshalb kann Ihre Hochzeit nicht bei uns stattfinden.«
»Das ist jetzt ein schlechter Scherz, oder? Haben Sie was genommen? Sind Sie betrunken?«
»Nein, leider nicht.«
»Sie machen Urlaub, und deswegen soll unsere Hochzeit ausfallen?«
»Wir machen keinen Urlaub. Wir schließen für immer. Wir haben uns kurzfristig zu diesem Schritt entschlossen. Es tut mir leid.«
»Und … und wie … äh … stellen Sie sich das vor? Ich kann doch nicht die Hochzeit platzen lassen, wir haben doch alles von A bis Z durchorganisiert! Die Einladungen sind schon seit Wochen raus, die Dienstleister gebucht …«
»Wie gesagt, es tut mir leid«, unterbricht er mich, »mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich wünsche Ihnen viel Glück! Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie Bescheid. Ich kann Ihnen eine Telefonnummer von einem Restaurant geben.«
Gäbe es schon eine Technologie, mit der man seinen Gesprächspartner durch das Telefon ziehen könnte, würde ich sie spätestens jetzt einsetzen.
»Ich brauche keine Telefonnummer, ich brauche eine Traumhochzeit, so wie wir sie uns vorgestellt haben – und zwar in genau sieben Wochen! So kurzfristig finden wir doch niemals eine neue und auch noch passende Location. Vielleicht hat Elvis in Las Vegas noch Zeit, uns in den Hafen der Ehe zu singen, aber wer will das schon?«
»Ich muss jetzt auflegen und den anderen Paaren Bescheid sagen. Es tut mir leid!«
Dann legt er tatsächlich auf.
Ich stehe neben dem Telefon und auch neben mir, mein Mund klafft noch weit offen: Vor Schreck, vor Enttäuschung, vor Fassungslosigkeit. Christin ist ebenfalls vor Entsetzen erstarrt. Wir blicken uns an und fühlen uns leer, untröstlich, hilflos. Uns geht es dermaßen miserabel, als wenn … als wenn … als wenn man vor ein paar Sekunden unsere Hochzeit abgeblasen hätte.
Eineinhalb Jahre vorher: Nichts soll bei unserer Heirat dem Zufall überlassen werden. Wenn heiraten, dann richtig. Und zwar so, dass sich jeder Gast noch Jahre danach an die Feier erinnern wird. Und wir auch. Das kann man natürlich auch damit erreichen, dass ein griechischer Onkel sturzbetrunken und halbnackt auf dem Tisch um die Hochzeitstorte einen Sirtaki tanzt, seine letzten Euroscheine anzündet und damit um sich wirft. Aber glücklicherweise hat niemand von uns so einen Onkel, auch keine Tante, die auf solche Gedanken kommen könnte. Wir planen, tüfteln, überlegen, wälzen Einträge in diversen Internetforen, weil wir eben Perfektionisten sind. Wochenlang recherchieren und vergleichen wir. Es sollen die schönste Location, das traumhafteste Brautkleid, die tollsten Ringe, die leckerste Hochzeitstorte, die blumigste Dekoration, der beste DJ , das köstlichste Essen und der kreativste Hochzeitsfotograf sein, die wir in und um Leipzig herum auftreiben können. Da die Besten der Besten sicher rasch ausgebucht sind, gehen wir die Sache rechtzeitig an.
Der perfekte Ort für unsere Sommerhochzeit ist rasch gefunden. Wir haben uns sofort in ein villenartiges Hotel mit großer Freitreppe in den angrenzenden, hauseigenen Park verliebt. Die feierliche Trauung soll unter freiem Himmel im Park, umgeben von urigen, knarzigen Bäumen stattfinden. Anschließend gibt es im Garten eine riesige herzförmige Hochzeits-Erdbeertorte aus der vom Haus empfohlenen Konditorei, in der wir ausgiebig zum Probeessen waren. Die Blumendekoration ist rundum auf den Garten, den Park und die Räumlichkeiten in der Villa abgestimmt. Im großen Saal soll am Abend die Party stattfinden, und für die Gäste haben wir ein kulinarisches Feuerwerk am Buffet zusammengestellt, welches wir natürlich auch vorgekostet und für exzellent befunden haben. Der Hochzeitsfotograf ist nach einem Probeshooting engagiert. Christin hat gemeinsam mit ihren Freundinnen ihren Traum in Weiß auserkoren, und auch ich entscheide mich für einen Anzug, der mir auf Anhieb gefällt. Es läuft also alles wie am Schnürchen. So
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