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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Garwood
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mürrisch«, knurrte er. »Ich habe das alles nur gesagt, damit Sie mich in Ruhe lassen. Es war dumm und gemein von mir, und ich hätte es nicht tun sollen, aber Sie müssen Abstand zu mir halten, Grace. So ist es nun einmal. Warum, in Gottes Namen, fährt dieser Zug so schnell?«
    »Er fährt nicht schnell. Er verringert seine Geschwindigkeit. Und wie, in Gottes Namen, sollte ich Abstand zu Ihnen halten? Wir sind zusammen in diesem winzigen Abteil eingeschlossen, und Sie lassen mich nicht aus den Augen. Was habe ich falsch gemacht, dass Sie jetzt so verärgert sind?«
    »Ach, verdammt, Grace, Sie haben überhaupt nichts falsch gemacht. Sie sind bloß verdammt hübsch und verführerisch.«
    Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Seine Worte waren schmeichelhaft, aber die Art, wie er sie betonte, ließ sie wie einen Vorwurf klingen. Wieso verärgerte es ihn so, dass er sie hübsch fand?
    »Daniel, es ergibt überhaupt keinen Sinn, was Sie da sagen.« Er spürte Galle in seiner Kehle aufsteigen und atmete tief ein, um seinen Magen zu beruhigen. »Wissen Sie, es ist eigentlich ganz simpel.«
    »So?«, fragte sie ruhig.
    »Ja«, knurrte er. »Seit Kathleen tot ist, habe ich keine Frau mehr begehrt, aber in letzter Zeit ... seit ich Sie kenne ...«
    Sie schwieg und hoffte, dass er fortfuhr, und als er es nicht tat, ermunterte sie ihn leise: »Ja, Daniel?«
    Er schätzte, dass ihm höchstens fünfzehn Sekunden blieben, um den Waschraum am Ende des Waggons zu erreichen, als er aufsprang und auf die Tür zustürzte.
    »Ich begehre Sie, Grace. Kapieren Sie es jetzt? Verriegeln Sie die Tür, und lassen Sie niemanden herein!«
    Sie war so verblüfft, dass sie sich nicht bewegen konnte. Er brüllte noch einmal ihren Namen, damit sie tat, was er ihr aufgetragen hatte, und blieb dann draußen vor der Tür stehen, bis er sie den Riegel vorlegen hörte.
    Beim ersten Mal schaffte er es bis in den Waschraum, be-vor er sich erbrach. All die anderen Male schaffte er es jedoch nicht und übergab sich auf den Boden und in den Eimer, den der Schaffner brachte. Ihm war, als hätte er sich auch über Grace erbrochen, hoffte aber, dass er sich das nur eingebildet hatte. Er konnte sich nicht entsinnen, sich jemals zuvor so furchtbar schlecht gefühlt zu haben. Die Krankheit hatte ihm all seine Kraft geraubt. Er konnte kaum den Kopf heben, und ganz gleich, in wie viele Decken Grace ihn einhüllte, er fror entsetzlich.
    Grace machte ihm ein Bett und saß die ganze Nacht bei ihm, hielt seinen Kopf in ihrem Schoß und kühlte seine Stirn mit feuchten Tüchern, und er war überzeugt, dass er gestorben wäre, wenn sie nicht dagewesen wäre.
    Gegen Mitternacht hatte er endlich aufgehört, sich zu erbrechen, und war eingeschlafen. Bei Tagesanbruch rüttelte sie ihn wach, um ihm zu sagen, dass sie den Bahnhof erreicht hatten und die Züge wechseln mussten. Er verstand beim besten Willen nicht, wie er es schaffte, von einem Abteil ins andere zu kommen, und war verblüfft, als er bemerkte, dass das Gepäck schon umgeladen war. Hatte Grace es hergebracht? Nein, unmöglich! Sie war vollauf damit beschäftigt gewesen, ihn festzuhalten. Er war nicht einmal im Stande, sich ohne ihre Hilfe auf den Beinen zu halten. Als er begriff, was für eine leichte Zielscheibe sie während des Umsteigens gewesen war, lief es ihm wieder kalt den Rücken hinunter.
    Kaum war die Tür ihres Abteils verriegelt, legte er sich wieder hin und schlief. Auch diesmal ruhte sein Kopf in Graces Schoß, als er erwachte. Sie lehnte mit geschlossenen Augen am Fenster und sah sehr ernst und ruhig aus.
    Er bemühte sich, leise zu sein, um sie nicht zu stören. Nachdem er sich gewaschen und das Hemd gewechselt hatte, setzte er sich ihr gegenüber auf die Bank.
    Erst da bemerkte er, dass sie sich umgezogen hatte. Sie trug jetzt eine weiße Bluse mit einer hübschen Brosche am Hals und einen dunkelblauen Rock. Auch die Schuhe hatte sie gewechselt. Sie hatten den gleichen Farbton wie ihr Rock.
    Wann mag sie Zeit dazu gefunden haben?, fragte er sich, und wieso hatte sie sich die Mühe überhaupt gemacht?
    »Guten Morgen, Daniel. Fühlen Sie sich heute besser?«
    »Ja, sehr viel besser. Habe ich Sie geweckt?«
    »Nein, ich habe nicht geschlafen. Ich habe mich nur ein bisschen ausgeruht. Sie sehen aber nicht so aus, als fühlten Sie sich besser. Beugen Sie sich vor, damit ich Ihre Stirn berühren kann.«
    »Das ist nicht nötig, Grace. Es geht mir gut.«
    Sie blieb von seiner schroffen

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