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Leg los alter Sack

Leg los alter Sack

Titel: Leg los alter Sack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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Kurs »Wie verzaubere ich eine Frau?« aufzusuchen.
    Mal sehen, was ein alter Sack wie ich noch lernen konnte. Lesen Sie hier jetzt den Report dieses denkwürdigen Selbstversuches.

    Melanie ist schlank, blond und hübsch und hat einen festen Händedruck. Wir Männer fangen sofort an, uns »charmant« zu benehmen. Mit anderen Worten – wir machen blöde Witze, um zu gefallen. Überflüssig. Denn später erfahren wir, dass der erste Eindruck, den frau sich von einem fremden Kerl macht, nur zu sieben Prozent aus verbalen Signalen gebildet wird. Körpersprache, Aussehen und Kleidung sind viel wichtiger als grelle Gags. Erst mal, zumindest.

    Melanie wird uns nicht allein unterrichten. Sie stellt uns einen weiteren »Dozenten« vor: Lothar L., 57, tätig als »Teamleiter in der Immobilienbranche« und laut Kirchner ein »echter Gentleman«. Er wird uns einen Vormittag lang in Sachen Benimm, Konversation und angemessenes Aussehen schleifen.
    Herr L. parliert weltmännisch, trägt einen astreinen Dreiteiler und hält uns zuallererst ein weißes Blatt Paper mit einem Tintenklecks hin. »Was sehen Sie, meine Herren?«, fragt er. Einen Tintenklecks, sagen wir.
    »Ha!«, sagt der Immobilienhai. »Und genauso werden Sie von Frauen gesehen.« »Wie? Bekleckert?«, fragt Markus. »Sozusagen«, antwortet L. »Die Frauen sehen nicht das weiße Blatt, sondern den Klecks. Sie sehen zuerst die Fehler. Die schmutzigen Fingernägel, die Haare in der Nase, die Pickel im Gesicht, die schlechte Rasur, die viel zu weite Hose. So wird ein Mann erst mal bewertet. Da hilft kein noch so gutes Aussehen.«

    Melanie wirft noch einen Merksatz ein: »Niemand kann zweimal den ersten Eindruck machen!«
    Betreten blicken wir uns gegenseitig an. Wer ohne Makel ist, werfe den ersten Stein, denke ich.
    »Achten Sie also auf vermeintliche Kleinigkeiten«, rät Lothar, »und pflegen Sie sich.« Dann zeigt er uns seinen mördergeilen Nasenhaarschneider.

    Den Vormittag über lehrt uns Loddar die Grundlagen für ordentliches Aussehen und taktvolles Benehmen. Zu Letzterem gehören u. a. die beiden Regeln »keine Beleidigungen« und »Machen Sie sich nie über jemanden lustig«. Deren Beherzigung würde für Mark bedeuten, 50 Prozent seines zwischenmenschlichen Verhaltensrepertoires aufzugeben.
    Beim Test unserer Tischmanieren schneiden wir recht ordentlich ab. Wir haben lediglich Probleme mit der Lage des Bestecks. Lothar rät zur Uhrzeiger-Analogie. 20 nach 4 heißt: Ich bin fertig. 20 nach 7: Ich mache nur Pause.
    Der totale Einbruch kommt erst beim Krawattenbinden. Wir stehen wie bei der Musterung in einer Reihe, greifen auf Kommando zu Krawatten unterschiedlicher Länge und sollen verschiedene Knoten formen. Ein Desaster.
    Markus präsentiert einen derartig verunglückten Krawatten-Mutanten, dass sogar Lothar, der schon vieles gesehen hat, den Tränen nahe ist.
    Nach einer halben Stunde geht es bei allen dreien aber recht ordentlich. Wir merken uns: Die Krawatte darf nicht über die Gürtelschnalle hinausgehen, sollte dezent aussehen und keine großkotzigen Markennamen, aber auch nicht Aufdrucke wie »Rudis Resterampe« tragen.

    Nach der Mittagspause übernimmt Melanie. Sie erklärt uns die Frau an sich.
    »Liebe und Romantik«, sagt sie, »sind für alle Frauen wichtig. Deshalb gehen sie Beziehungen ein. Sie wollen gewürdigt und von ihren Partnern wie eine Dame behandelt werden.«
    Das höre sich ja nun 50er-Jahre-mäßig und voll antiquiert an, protestieren wir. Schließlich gäbe es ja Gleichberechtigung und so. Darüber hinaus seien wir durchaus aufmerksame Partner.
    »So, so, meine Herren, dann frage ich Sie: Wann haben Sie in letzter Zeit Ihrer Frau mal außer der Reihe ein Geschenk gemacht, ihr Blumen mitgebracht, sie mit irgendetwas überrascht, ihr gesagt, dass Sie sie lieben und aufregend finden?«
    Tja, nun, äh … sehr interessant, diese Fußspitzen.

    Melanie rät: »Mal eine Blume, ein schön gedeckter Tisch, eine Flasche Champagner – erzeugen Sie besondere Momente. Schenken Sie Ihrer Partnerin Aufmerksamkeit. Echte Aufmerksamkeit. Das zählt. Der Sex ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.«
    Wie? Ein schön gedeckter Tisch oder ein Strauß Wicken ist wichtiger als Sex? Hätten wir nicht gedacht.
    »Und was die Geschenke betrifft«, fährt Melanie fort. »Die müssen Sie natürlich selber einpacken.« (An dieser Stelle des Berichtes verweise ich auf das Kapitel zum Thema »Einpacken und Schenken«, siehe Seite 159.)
    Dann dreht

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