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Leg los alter Sack

Leg los alter Sack

Titel: Leg los alter Sack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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Heimwerken, Autowaschen und Dachrinnensäubern kriegen wir ja noch hin, aber wenn es um Waschen, Bügeln, Kochen und richtiges Putzen geht, da hört es schon bei vielen auf. Ich hingegen, das kann ich mit einer Urkunde beweisen, bin »geprüfter Hausmann«. Und das kam so:
    Ich habe mal mit vier anderen Journalisten im Rahmen einer Welle von Selbstversuchen einen Hausmannkurs auf einem niedersächsischen Bauernhof gemacht. Es ging darum, die eigenen Grenzen journalistisch auszuloten und sich allen gängigen Klischees zu widersetzen. Also buchten wir auf eben diesem Bauernhof einen hauswirtschaftlichen Schnellkurs – nur für Männer.
    Dort sollten wir all das lernen, was uns Herren meist so abgeht: das Bügeln, Backen, Fensterputzen und Kochen.

    Wir bezogen an einem Freitag ein recht hübsches Ferienhäuschen und lernten schon beim Beziehen der Betten eine Lektion fürs ganze Leben, nämlich das richtige Zusammenlegen von Spannbettlaken. Äh, schrieb ich »fürs ganze Leben«? Ich habe leider komplett vergessen, wie das geht, aber solange ich das beherrschte, konnte ich
damit zu Hause wahnsinnig punkten. Und nicht nur damit! Schon am ersten Tag lernten wir die richtige Behandlung verschmutzter Kleidung, also, ich meine Waschen, aber »die richtige Behandlung von verschmutzter Kleidung« klingt irgendwie cooler und männlicher, finde ich. Wir ließen uns die verschiedenen Programme erklären, wir lernten das Beseitigen hartnäckiger Flecken mit Gallseife und all so’n Zeugs. Ich habe echt nicht gewusst, dass Waschmaschinen so viele unterschiedliche Programme und Klappen haben. Es ist mir ein bisschen peinlich, das zuzugeben, aber so war es. Ich hätte mir das natürlich auch zuhause von meiner Frau beibringen lassen können, aber irgendwie war das in so einem Lehrgangsrahmen dann doch ein wenig gelöster, weil man sich dort traute, auch die beknacktesten Fragen zu stellen.
    Ich glaube, meine Frau ahnte gar nicht, wie wenig ich tatsächlich über das Waschen wusste. Boah ey, ich Looser!
    Später erweiterten wir das Themenspektrum. Knöpfe annähen, was für eine Herausforderung! Ich kam mir dabei ein bisschen vor wie ein Chirurg bei einer komplizierten Operation. Meine Kollegen stellten sich dabei allesamt ein bisschen intelligenter an als ich. Dafür konnte ich am nächsten Morgen beim Brötchenbacken punkten. Mit einem gezielten Handkantenschlag machte ich jeden Brötchenschlitz klar, und auch der Teig gelang mir gut, was aber auch daran lag, dass er unfassbar einfach herzustellen war. Später bei der Zubereitung von Bratkartoffeln zum Mittagessen gab es erbitterte Diskussionen über den Brutzelgrad und die Dauer des Bratens. Unsere Lehrerin sprach dann ein Machtwort und dozierte: viel Schmalz, Zwiebeln extra, lange auf kleiner Flamme braten und vor
allem die richtigen Kartoffeln wählen, und die dann auch richtig kochen. Beim Backen des Butterkuchens für den Nachmittag habe ich dann später mein persönliches Bäcker-Waterloo erlebt. Ich habe nicht genug Backpulver genommen. Das Zeug lag hart wie ein Pflasterstein auf Tellern und ließ sich nicht essen.

    Meine Kollegen beeindruckten dagegen mit Kirschkuchen mit Rahmguss und wunderbaren Keksen. Ich war echt am Abschmieren.
    Am letzten Tag lernten wir, wie man angelaufenes Silber wieder blank bekommt, nämlich, indem man es in eine Wanne plumpsen lässt, die vorher mit Alufolie ausgelegt und dann mit heißem Wasser und einer kräftigen Portion Salz gefüllt worden ist. Faszinierend! Wir erfuhren die Essentials für das stilvolle Tischdecken, lernten das Zubereiten von Remoulade und das Anrichten einer veritablen Schlachtplatte.
    Uns allen hat dieses Wochenende eine Menge Spaß gemacht, so unter Männern mal die Welt der Hausarbeit, die ja durchaus eine Welt beider Geschlechter sein sollte, kennenzulernen, und wir reisten erfüllt und voller Motivation nach Hause. Ich habe dann dort rumgetönt, ich wäre jetzt der beste Brötchenbacker östlich der Elbe, und habe es geschafft, das auch zu beweisen, und zwar genau einmal, weil mich dann der Alltag doch wieder eingeholt hat. Ich habe gemerkt, dass es etwas anderes ist, in einem Ferienhaus bei einem Wochenendseminar mit ein paar Kumpels loszulegen, habe aber unterschätzt, wie viel Zeit man dazu braucht, ein wirklich guter Hausmann zu sein.
    Unterm Strich ist meine Achtung der Hausarbeit gegenüber entscheidend gestiegen, und ich gelobe hiermit, nie wieder blöde Sprüche darüber abzulassen.
    Außer vielleicht den

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